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Freitag, 11. Juni 2010

Das Geheimnis Christi erkennen - Gedanken zu Kolosser 2, 1-3

Das Bestreben Pauli ist es, die Gemeinden (und alle Gläubigen in ihnen) zu stärken und in der Liebe zu vereinen. Dabei benutzt der Apostel hier ein besonderes Verbum, das in uns Bekanntes anklingen lässt. Er verwendet das griechische „parakalein“, das wörtlich eigentlich „herbeirufen“ bedeutet. Die Lutherbibel von 1984 übersetzt das mit „stärken“, es kann aber je nach Zusammenhang eben auch „ermahnen“ oder „trösten“ meinen. Und dabei wurde damals keine Diskrepanz zwischen „ermahnen“ und „trösten“ gesehen; man empfand die Ermahnung nicht als Maßregel, sondern durchaus als Trost. Der Trost wurde auch nicht als Reaktion auf etwas Verweichlichtes, Weinerliches betrachtet, sondern als Stärkung und Aufrichtung im Geiste und im Herzen. Demnach wäre die zutreffende Übersetzung hier eher: „ihren Herzen Zuspruch geben“. Der Wortstamm des Verbums ist uns bereits von „Parakletos“ bekannt, der Bezeichnung des Heiligen Geistes als Tröster, Ermahner und Fürsprecher.

Diese ermahnende Tröstung soll aber nicht allein stehen, sondern sie soll Hand in Hand gehen mit dem Zusammenfügen der Herzen in der Liebe. Wie kann das geschehen? Der Geist Gottes ist durch den Apostel der Mahner und Tröster der Gemeinden. Dieser wirksame Heilige Geist bewirkt – wie Paulus es hier ausdrückt - „allen Reichtum an der vollen Gewissheit des Verständnisses“ (Anm.: Lutherbibel 1984 übersetzt hier: „allen Reichtum an Gewissheit und Verständnis“). Dieser Reichtum ist den Menschen von Gott in Christus geschenkt. Durch Christum haben wir die Gewissheit der Sündenvergebung und der Auferstehung, des Sieges über Tod und Hölle. Christus führt uns zum Vater, und der von ihm gesandte Paraklet (Gott Heiliger Geist) erschließt uns das Verständnis, da er selbst die Tiefen der Gottheit ergründet. Bestreben des Apostels ist es, die Gemeinden zu Christus, welcher der Weg ist zu Gott, dem Allerhöchsten, zu führen. Gott aber ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm. Diese Gottesgemeinschaft mit dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist ist es, die unser Leben mit Reichtum aus der göttlichen Kabod-Herrlichkeit erfüllt, die uns Gewissheit und Sicherheit verleiht und uns das Verständnis für Gott uns sein Wirken öffnet. Also das Göttliche in uns – die Liebe – soll im Verbund mit der tröstenden Ermahnung des Heiligen Geistes in unseren Seelen verändernd etwas ausrichten und bewirken.

Wir sollen nämlich das Geheimnis Gottes, der Christus ist, erkennen. Da geht es nicht um Teilhabe an esoterischem Wissen, sondern um ein Erkennen und ein Erkannt-werden gleichermaßen. Wir haben Teil am Herrn, erfassen die Tiefe und Breite seiner Wirkung an unserer Seele, denn in IHM, dem Heiland und Retter, dem Erlöser, ist das göttliche Geheimnis offenbart. Der Dichter drückt es mit den Worten aus: „Sein Geheimnis heißet Gnade!“ Die Liebe Gottes, die in Christus uns geschenkt ist, befreit uns von der Sünde, erlöst uns vom Tode, führt in die (ewige) Gemeinschaft mit Gott und erschließt uns alle Erkenntnisse, lässt uns vordringen in die Tiefen göttlicher Weisheit. Das gießt der Herr aber nicht „mit der Gießkanne“ über uns aus, sondern hier ist auch von unserer Seite etwas zu erbringen – ein offenes, liebevolles, versöhnliches, reines, ein neues Herz. Und wenn wir bereit sind, die ganze Kraft unserer Seele, den ganzen Glauben, all unsere Hoffnung, das Vollmaß an Liebe, die Bereitschaft, uns Gottes Geist und seinem Wirken völlig zu öffnen und zu ergeben, dann werden wir das Geheimnis Gottes, das Mysterium Jesu Christi, ergründen und die darin verborgenen Schätze heben und uns aneignen können. In IHM, in Christus, sollte nach Gottes Wohlgefallen alle vollkommene Fülle leibhaftig wohnen. Von dieser Fülle können wir – nach den Worten des Johannes-Prologs – „Gnade um Gnade nehmen“.

Es ist ein Reichtum, ein Schatz an Weisheit und Erkenntnis, dass ich unter Gottes Wort und Gnade mein ganzes Leben (Denken, Reden, Tun) noch rechtzeitig (also innerhalb der von Gott bemessenen Zeit der Gnade) ändern kann. Ich halte es für einen Reichtum des Verständnisses, zu wissen: Gott will, dass allen Menschen geholfen werde, und sie zur Erkenntnis der Wahrheit (= Christus) kommen! Es ist ein unvorstellbarer Reichtum, gewiss sein zu dürfen: In Christus ist Gott Mensch geworden, um uns mit sich zu versöhnen; ER hat Fleisch angenommen, um das Fleischliche, Vergängliche, Verwesliche (im Menschen) völlig zu überwinden und es zum (ewigen) Leben zu führen.

Es wirkt das alles aber nicht nur am Einzelnen, sondern es wirkt sich auf die Gemeinden aus. Wenn die Herzen aller sich ganz zu Christus erheben, wenn sie (s)eines Sinnes sind, dann sind sie wahrhaft „in der Liebe zusammengefügt“. In Sinn und Geist Christi offenbar zu werden, stärkt das Herz, fügt zusammen in Liebe und erfüllt mit dem Reichtum der Gewissheit der Wiederkunft Jesu Christi, sowie mit dem Verständnis für die Macht seines Opfers. Das ist ein enormer Schatz an Weisheit (weil es Konsequenzen für unser ganzes Sein haben muss) und führt zur Erkenntnis Gottes. Wir sprechen dabei oft vom „Begreifen“; nehmen wir das durchaus wörtlich: ergreifen wir Gott in seiner Erkenntnis bewirkenden Selbstoffenbarung.

Die Liebe – als das Wesen des Allerhöchsten – hält die Gemeinden zusammen und bringt sie voran in der Erkenntnis (des Guten, Wahren, Ewigen und Bleibenden) durch die Wirkungen des aus dem Vater und dem Sohn hervor gehenden Parakleten (Tröster, Ermahner, Fürsprecher). Vertiefen wir uns also ins Evangelium – in die „Frohe Botschaft von der Erlösung des Menschen durch Jesus Christus, unseren Herrn“! Der Geist offenbart den Reichtum, der in Christus liegt. Das Verständnis für das Geheimnis der Gnade macht uns liebevoll und versöhnlich. Da in Jesu Fleisch und Blut das ganze Geheimnis Gottes liegt und an (und in) uns offenbar wird, liegt in der Gemeinschaft im Heiligen Abendmahl der Schlüssel zur Gemeinschaft mit Gott und Christus, damit auch zur völligen Erkenntnis der Gottheit und damit zur Vollendung.

Diese Weisheit und diese Erkenntnis trösten, stärken, fügen zusammen. Doch wie immer bei Gott – ich wiederhole es nochmals – ist das kein Automatismus, sondern es fordert uns als Christenmenschen in unserem ganzen Sein. Aber wenn wir immer mehr und immer tiefer in die Erkenntnis Christi eindringen, dann wird das Bild nach und nach immer klarer. Und wenn wir es schließlich ganz erkennen – von Angesicht zu Angesicht, - dann stellen wir fest, dass wir erkannt werden, durch und durch in aller Klarheit und Schönheit und Herrlichkeit. Das ist der Moment, wo wir auf ewig beim Vater und beim Sohn sind und bleiben; das ist Vollendung.

Gedanken über das Gebet

Zum Leben eines wahrhaft gläubigen Christen gehört das Gebet, die Zwiesprache mit Gott. Es ist an keine Form oder Regel gebunden, denn Gott versteht auch unser Stammeln und weiß um die stummen Seufzer des Herzens. Nun könnte man aber – aus rein menschlicher Sicht – einwenden, dass, wenn Gott doch alles weiß, der Mensch ja gar nicht zu beten bräuchte. Dieser Einwand kommt meist aus der Vorstellung, das Gebet sei ein Monolog des Gläubigen, quasi eine Art „frommes Selbstgespräch“. Das ist aber nicht so, denn Gott wendet sich uns liebevoll zu und hört unser Beten. Wäre dieses Beten nur eine „einseitige Sache“, könnten wir uns unsere Gebete wirklich „sparen“. Es könnte diese Art innerer Einkehr eventuell eine autosuggestive Wirkung haben und vielleicht unser Gewissen beruhigen, aber sie ginge über unser Gedankenfeld oder den Raum, in dem wir uns dabei befinden, nicht hinaus. Wozu sollte es also gut sein, - nur zur Entlastung unseres Gewissens? Oder zur Demonstration äußerlicher Frömmigkeit? Das kann nicht der Sinn, nicht der Inhalt unseres Betens sein. Was wäre unsere Beziehung zum Höchsten, wenn wir nicht die Verbindung zu ihm, das Gespräch mit ihm, suchen würden? Kann man sich eine Familie vorstellen, in der keiner mit dem anderen redet? Zumindest eine „glückliche Beziehung“ ist so nicht vorstellbar.

In der Bibel lesen wir, dass wir Gott im Geist und in der Wahrheit anbeten müssen, wenn wir zu ihm kommen wollen. Das bedeutet: Es muss unser Wille zur Kommunikation mit Gott vorhanden sein. Unser Gebet darf nicht zu einer „frommen Gewohnheit“ degenerieren. Wir dürfen im Gebet aber auch „Klartext“ reden. Wir beten ja nicht, weil es „sich so gehört“, sondern weil es uns ein Bedürfnis des Herzens ist. In dieser Haltung führen wir dann auch kein Selbstgespräch, sondern wir wissen den Allerhöchsten gegenwärtig. Jesus Christus hat uns darin ein klares Beispiel gegeben; er hatte zu jeder Zeit ein inniges Verhältnis zu seinem Vater im Himmel. Und durch ihn stehen auch wir in diesem Kindschaftsverhältnis. Christus sprach Gott in einer sehr intimen Form an; er verwendete die Anrede „Abba“, was in der jüdischen Tradition nur höchst selten vor kam, da es die familiäre Anrede eines Kindes gegenüber seinem Vater war. Dieses Bild sagt uns, dass wir in unserem Gebet so sprechen können, wie es ein Kind mit seinem Vater („Papa“) tut. Gott bleibt deswegen der Allerhöchste, der Schöpfer, der „Unvorstellbare“, aber weil wir seine Kinder sind, wendet er sich uns voller Liebe zu, und hört, was uns bewegt. Wir dürfen ihm alles sagen, ihm „unser Herz ausschütten“. Ihn in der Wahrheit anzubeten heißt auch, dass wir in unserem Beten schonungslos ehrlich mit uns selbst sein müssen. Da können und da brauchen wir nichts zu beschönigen. Er kennt uns und weiß um unsere Not, Sorge und Last, aber eben auch um unsere Fehler und Schwächen. Schon unsere innere Haltung, die Stellung unseres Herzens zu IHM, ist Inhalt des Gebetes. Wenn uns das klar ist, können wir uns den möglichen inhaltlichen Aussagen unserer Gebete zuwenden.

Es wurde bereits erwähnt, dass unser Gebet an keine Form und Regel gebunden ist; wir können mit unserem lieben Vater im Himmel so reden, „wie uns der Schnabel gewachsen ist“. Ein umfassendes Gebet sollte folgende inhaltliche Komponenten aufweisen:

1.Die Anbetung Gottes
2.Den Dank des Herzens
3.Die Fürbitte für den Nächsten
4.Die eigenen Bitten

Nun muss nicht jedes Gebet all diese Teile beinhalten. Manchmal haben wir gerade genug Zeit, um in einem „Stoßgebet“ eine dringende Bitte, einen Hilferuf, zum Allerhöchsten zu senden. Auch ein reines Dankgebet, dass unsere Seele in Dankbarkeit zu Gott erhebt, ist von großer Schönheit. Ebenso kann es sein, dass wir einmal „nur“ in einer intensiven Fürbitte für einen geliebten, uns nahe stehenden Menschen offenbar werden. Des Weiteren ist auch das Bußgebet zu erwähnen, in dem wir dem Vater im Himmel unsere Reue über begangene Sünden sagen, unsere Bemühungen um Besserung hinein legen und um seine Hilfe flehen. Aber das sind Gebete, die man - etwas burschikos ausgedrückt - als „Sonderfälle“ bezeichnen könnte. Da wir uns doch von Gott geliebt wissen und diese Liebe erwidern wollen, werden wir regelmäßig, ja, „so oft wir nur können“, mit unserem Vater im Himmel in Verbindung treten. Und in diesen „regelmäßigen Gedankenaustausch“ mit Gott können wir alles „hinein packen“; diese Gebete können alle oben genannten inhaltlichen Teile aufweisen.

Die Anbetung beginnt schon damit, wenn wir Gott, unseren Vater, anreden. Bei alten liturgischen Gebeten fällt auf, dass an deren Anfang eine große Zahl von Anreden stehen. Das hatte den Sinn, das Herz und den Sinn der Gläubigen auf Gott zu richten, die Seele auf den Allerhöchsten zu „fokussieren“. Wenn unsere Anrede heute aus der Demut des sterblichen Menschen dem Schöpfer und Erhalter gegenüber kommt, so werden uns immer noch weitere Namen und Anreden Gottes auf der Zunge liegen. Das hat tatsächlich den Effekt, dass wir unser Herz und unseren Geist von der Außenwelt absondern und uns richtig „in Gott versenken“. Auch wenn Gott uns allezeit nahe ist, müssen wir gewissermaßen die „innere Verbindung“ zu ihm erst herstellen. Dann wird unsere Anbetung ganz von selbst in ein Loben, Preisen und Rühmen der Gnade und Liebe Gottes münden. Das soll keine „Lobhudelei“ sein, sondern diese Herzenshaltung resultiert aus der Erkenntnis der Größe und Allmacht des Ewigen, seiner Liebe zu uns, wie auch aus dem Bewusstsein unserer eigenen Kleinheit, Schwäche und Sündhaftigkeit. Anbetung und Lobpreis Gottes führen uns „automatisch“ zum nächsten Punkt.

Ein bekanntes Wort sagt: „Danken kommt von denken!“ Wenn wir uns also in der Anbetung die wahrhaft „unbegrenzten Möglichkeiten“ Gottes vor Augen führen, über ihn und sein wahres Wesen, seine Liebe, Güte und Barmherzigkeit nachdenken, dann folgt daraus ganz zwangsläufig, dass unser Herz vor Dankbarkeit übergeht. Wir werden immer neue Gründe finden, unserem lieben Vater, unserem Erlöser, Dank zu sagen für alles, was er an uns und für uns getan hat, tut und noch tun will. Sobald wir tiefer in diese Dinge einsteigen, wird es uns so vorkommen, als ob wir gar kein Ende unseres Dankes erkennen könnten. Tatsächlich können wir dem Herrn nicht „genug“ dankbar sein.

Jesus Christus hat neben der bedingungs--- und vorbehaltlosen Liebe gegen Gott die „Liebe zum Nächsten“ als das wichtigste Gebot bezeichnet. Diese Liebe zum Nächsten, der nicht immer ein uns nahe stehender Mensch sein muss, wird dazu führen, dass wir für Andere in herzlicher Fürbitte eintreten. Dabei ist es nicht von Belang, ob uns dieser „andere Mensch“ nun sympathisch ist oder nicht. Und es ist unwichtig, ob er uns „wohl gesonnen“ ist oder nicht. Die Nächstenliebe ist zunächst unsere Liebe zu einer unsterblichen Seele, für die Christus sich geopfert hat. Sie hat das seelische, geistige und körperliche Wohlergehen des Anderen im Sinn. In der Bergpredigt hat Jesus Liebe und Fürbitte sogar für die eingefordert, die wir eigentlich als „unsere Feinde“ betrachten.

Es gibt nichts, was wir in unseren Bitten nicht vor Gott bringen dürften. Wir können ihm, der höhere Gedanken über unser Leben denkt, alles - wirklich alles - darbringen. Denn es ist das Wunderbare, das Unbegreifbare, dass er nicht zu groß ist, um im Kleinsten zu sein, und nicht zu klein, um nicht noch das Größte zu umfassen. Wir dürfen ihm unsere Freude und unsere Hoffnungen sagen, unseren Schmerz, das Leid und die Lasten. Wir können ihm unseren Kampf, unsere Anfechtung, unsere Zweifel und alle Probleme der Seele entgegen bringen. Ja, selbst die Bedürfnisse des täglichen Daseins dürfen wir mit dem Allmächtigen besprechen. Das Gebet des Sohnes Gottes - das „Vaterunser“ - zeigt, dass wir tatsächlich alles erbitten dürfen. Unserem Gott ist nichts zu groß und nichts zu trivial. Er nimmt Anteil an unserem Leben und hat ein offenes Ohr für unsere Anliegen. So ist es möglich, dass wir uns mit allen Dingen vertrauensvoll an das Vaterherz wenden dürfen. Alle unsere Sorgen wollen wir auf ihn werfen, denn er sorgt für uns – nach Seele, Geist und Leib.

Ein betender Christ darf aufatmen, er steht in Verbindung mit dem Allerhöchsten und weiß sich in der Liebe, Güte, Gnade, Barmherzigkeit und Fürsorge Gottes, des Vaters, geborgen. Das ist möglich, weil wir gläubig und vertrauensvoll zu ihm aufschauen, alles in Gottes Hand legen, alles in Gottes Hand lassen und schließlich alles aus Gottes Hand nehmen. Wer im ernsten Gebet zu Gott kommt, der vermag viel, weil er den Ewigen erleben darf und Gebetserhörungen hat. Das stärkt den Glauben und festigt das Vertrauen zum himmlischen Vater. Es gibt uns innere Sicherheit und die Gewissheit, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen. In der Zwiesprache mit unserem Gott fühlen wir seine Nähe und Liebe; das lässt uns Ruhe finden für unsere Seelen.

Samstag, 5. Juni 2010

Kommt her, Ihr seid geladen !

Kommt her, ihr seid geladen,
der Heiland rufet euch;
der süße Herr der Gnaden,
an Huld und Liebe reich,
der Erd und Himmel lenkt,
will Gastmahl mit euch halten
und wunderbar gestalten,
was er in Liebe schenkt.

2. Kommt her, verzagte Sünder,
und werft die Ängste weg,
kommt her, versöhnte Kinder,
hier ist der Liebesweg.
Empfangt die Himmelslust,
die heilge Gottesspeise,
die auf verborgne Weise
erquicket jede Brust.

3. Kommt her, betrübte Seelen,
die Not und Jammer drückt,
mit Gott euch zu vermählen,
der wunderbar beglückt.
Kommt, legt auf ewig ab
der Sünde bange Säumnis;
empfanget das Geheimnis,
das Gott vom Himmel gab.

4. O Wonne kranker Herzen,
die mir von oben kam!
Verwunden sind die Schmerzen,
getröstet ist der Gram.
Was von dem Himmel fließt,
hat lieblich sich ergossen;
mein Herz ist gar durchflossen
vom süßen Liebesgeist.

5. Drum jauchze, meine Seele,
hell aus der Sündennacht!
Verkünde und erzähle
die tiefe Wundermacht,
die unermesslich süß,
ein Born der Liebe, quillet
und jeden Jammer stillet,
der fast verzweifeln ließ.

6. Drum jauchze, meine Seele,
drum jauchze deinem Herrn!
Verkünde und erzähle
die Gnade nah und fern,
den Wunderborn im Blut,
die sel'ge Himmelsspeise,
die auf verborgne Weise
dir gibt das höchste Gut




von Ernst Moritz Arndt (1769 - 1860))

Das Fleisch und das Blut des Herrn - Gedanken zum Fest Corpus Christi

Der Sohn Gottes stellt in diesem Wort zwei Dinge einander gegenüber: Geist und Fleisch. Vom Geist sagt er, dass dieser lebendig mache, also (wahres) Leben bewirke; demgegenüber sei das Fleisch einfach nur unnütz. Diese Aussage schien nun gegenüber seinen vorherigen Worten in eklatantem Widerspruch zu stehen. Die Zuhörer und viele seiner Jünger verstanden nun gar nichts mehr; er mutete ihnen Enormes zu.

Christus sagte es den Menschen auf den Kopf zu, dass sie nicht nur wegen seiner Lehre und um der Wunder willen, die er wirkte, zu ihm kamen, sondern auch, weil sie bei ihm in dem großartigen Speisungswunder (vgl. Joh. 6; 1 - 14) dem natürlichen Leibe nach satt geworden waren (vgl. Joh. 6; 26). Er sagte das nicht böse, aber er war illusionslos. (Auch heute noch ist ein Magen, der gesättigt sein will, eine große Motivation, dieses oder jenes zu tun) Deshalb riet der Herr, dass sie sich Speise schaffen sollten, die ewig bleibe (vgl. Joh. 6; 27). Und er stellte sich ihnen als diese Speise vor mit den Worten: "Ich bin das Brot des Lebens, das vom Himmel gekommen ist!" (vgl. Joh. 6; 48.51) Gleichzeitig gab er die Zusicherung, dass dieses Brot ihnen das (ewige) Leben sichern würde (vgl. Joh. 6; 50). Doch dann sprach er einen Satz aus, an dem sich die Zuhörer stießen und rieben; damit kamen sie so überhaupt nicht klar. Er mutete ihnen die Aussage zu: "Amen, amen, ich sage Euch: Wenn Ihr nicht das Fleisch des Menschensohns esst [wörtlich: kaut] und sein Blut trinkt, so habt Ihr kein Leben in Euch!" (vgl. Joh. 6; 53) Ja, er ging noch weiter und behauptete gar, sein Fleisch sei die (einzig) wahre Speise und sein Blut sei der (einzig) wahre Trank (vgl. Joh. 6; 55). Das war starker Tobak, das fanden die Menschen abstoßend und ekelhaft, das konnten sie nicht anhören (vgl. Joh. 6; 60). Und deshalb stellte er klar, dass man fein zu unterscheiden habe zwischen dem Leben wirkenden Geist und dem unnützen Fleisch. Und dennoch löste er den (scheinbaren) Widerspruch nicht auf. Aber er gab einen klaren Aufweis, unter welcher Perspektive sich dieser Widerspruch lösen lasse.

Viele sahen in Jesus den Christus, den Gesalbten Gottes, den Erlöser und Messiaskönig, von dem sie erwarteten, dass er Not und Hunger ein für alle Mal beseitigte, die römische Besatzung aus dem Land trieb und das erhoffte großisraelitische Reich, die Herrschaft über alle Heiden, in die Realität treten ließe. Und hier deutete er ihnen nun an, dass aus dieser Sicht sein Fleisch eben (in den Augen Gottes) unnütz sei. Wo aber der Geist lebendig mache, wo also die geistliche Dimension be- und ergriffen würde, da könne der Genuss seines Fleisches und Blutes, zu wahrem, zu ewigem Leben führen. Er transzendierte also die Vorstellungen der Menschen damaliger Zeit in unerhörter Weise. Und da gilt uns die Frage, inwieweit auch unsere Vorstellungen von Christus, von christlichem Leben, von Gott, Erlösung und Ewigkeit auch nur eine Perspektive des unnützen Fleisches sind, und ob, und wenn ja, wo unser Denken (und das sich daraus ergebende Handeln) durch den Geist mit Leben erfüllt ist. Dabei ist klar, dass den Worten „Geist“ und „Fleisch“ weit mehr Bedeutungen innewohnen, als sich auf den ersten Blick zeigt. Geist ist eben mehr, viel mehr, als unser bloßes Denken, Sinnen, Imaginieren, mehr als reine Geistigkeit und Vorstellungskraft, sondern die höchst reale Kraft und Lebendigkeit Gottes. Und damit wird zugleich klar und offensichtlich, dass „Fleisch und Blut“ als solches, als irdische, vergängliche, eben verwesliche Substanz in diesem göttlichen Sinne wahrhaft zu nichts nütze sein kann. Hier stellt sich wieder die Frage an uns, ob wir dem Natürlichen und Vergänglichen, dem Irdischen, mehr Bedeutung und Wichtigkeit zumessen, als ihm aus der Sicht Gottes (in welcher es als „unnütz“ gebrandmarkt ist) zukommt. Aber es wird gleichzeitig die andere Frage virulent, ob wir entsprechend dem Geistigen, Ewigen, Unvergänglichen eben genau jene Bedeutung beimessen, die ihm aus göttlicher Perspektive bei zulegen ist. Wie sind unsere Vorstellungen von Erlösung, von der Wichtigkeit des Opfers Christi, von der lebensschaffenden Wirkung des Fleisches und Blutes Christi? Sind wir in unserer Haltung dazu auf der „Lebensebene“ des Geistes, oder verharren wir doch (vielleicht gar unbewusst) auf dem Niveau des „unnützen Fleisches“? Da sollten wir uns unter Gottes Wort und Wirken stets aufs Neue einer eingehenden Prüfung unterziehen, um gegebenenfalls eine Kurskorrektur vornehmen zu können! Christus will uns vor einer verkehrten, falsch verstandenen Geistigkeit ebenso bewahren, wie vor einer materialistisch-vergänglichen Sicht der Dinge, die uns das ewige Leben letztlich vor enthielte. Er sagt so wunderbar klar, dass das A und O, das elementar Wichtige in unserem Leben und Sein als Christen, die Gemeinschaft mit IHM in seinem Fleisch und in seinem Blut, die Teilhabe an IHM im Heiligen Abendmahl sei und bleibe. Er drückt es in Worten aus, die eine Gemeinschaft ausdrücken, wie sie enger nicht sein kann: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm.“ (vgl. Joh. 6; 56) In diesen Worten und in dieser Gemeinschaft im Heiligen Abendmahl liegt auch notwendig so unendlich viel Liebe – zu Gott und zum Nächsten – und Versöhnung verborgen, dass darin also die Quintessenz unseres ganzen Christseins enthalten ist.

Das Fest „Corpus Christi“ [dt.: Fronleichnam] soll uns dazu anregen, uns die tief greifende, Leben schaffende und ewigkeitswirksame Bedeutung der Feier des Heiligen Abendmahles noch intensiver vor Augen zu halten. Wir sollten darüber nachdenken, meditieren und uns in dies „Fleisch und Blut Jesu“ geistig hinein versenken, um immer klarer zu erkennen, wie eminent wichtig der würdige Genuss dieses Heiligen Sakramentes ist. Das bewahrt uns vor einem oberflächlichen Umgang damit, es verhindert, dass die Abendmahlsfeier zu einer christlichen Routine degeneriert. Möge Gott uns davor schützen, dass wir „gewohnheitsmäßig“, unreflektiert, also ohne groß nachzudenken, eben „weil es so Brauch ist“, zum Tisch des Herrn treten, und damit in Gefahr kämen, dass sein Fleisch für uns zu etwas völlig Unnützem würde.


Abendmahlslied


1. Du Lebensbrot, Herr Jesus Christ,
mag Dich ein Sünder haben,
der nach dem Himmel hungrig ist
und sich an Dir will laben?
So bitt´ ich Dich demütiglich,
Du wollest recht bereiten mich,
dass ich des würdig werde.

2. Auf grüner Aue wollest Du,
Herr, diesen Tag mich leiten,
den frischen Wassern führen zu,
den Tisch für mich bereiten.
Ich bin zwar sündig, matt und krank,
doch lass mich Deinen Gnadentrank
aus Deinem Kelche schmecken!

3. Du heilig süßes Himmelsbrot!
Ich will mich Deiner freuen
und in der Wüste meiner Not
nach Dir nur kindlich schreien.
Dein Unschuldskleid bedecke mich,
auf dass ich möge würdiglich
an Deiner Tafel sitzen!



von Johann Rist (1607 - 1667)

Sonntag, 30. Mai 2010

Wer Christus sieht, sieht darin den Vater - Gedanken zu Johannes 14; 9

"Jesus spricht zu ihm: So lange bin ich bei euch und Du kennst mich nicht, Philippus? Wer mich sieht, der sieht den Vater!"


Das Wort ist aus den Abschiedsreden Jesu. Darin weist er darauf hin, dass der Weg zum Vater, dem liebenden und allmächtigen Gott, n u r über ihn führt. Er zeigt auch, dass sich der Vater durch ihn offenbart und sich in ihm zeigt. Der Grund dafür ist, dass Jesus völlig im Vater (in seinem Willen und Wort) aufgegangen ist. Und dass er in völliger Liebe zum Vater steht. Und es ist eng verbunden mit der Verheißung, dass er hingeht, um u n s die Stätte zu bereiten, damit auch wir sein können, wo er ist. Dazu müssen wir aber in der Liebe (Agape) bleiben, denn dann sind wir in Gott. Und wer Christus liebt, bei dem werden Vater und Sohn einkehren und "Wohnung bei ihm nehmen", also bleiben. Was sehen wir? In Christum! In Bruder und Schwester! Im Gesandten des Herrn! Können wir in Jesus, aber auch in Schwester und Bruder, den Herrn erkennen? Erkennen wir den Vater, erkennen wir Christum, erkennen wir den Geist, wenn sie an uns wirksam werden wollen, um uns zur Vollkommenheit zu leiten?

Erkenne ich im ernsten Wort Gottes, das meine Fehler anspricht, erkenne ich im schmerzlichen Erleben, das Gott auferlegt oder zugelassen hat, erkenne ich in den mancherlei Ungerechtigkeiten doch immer die Liebe des Vaters, der nur das Beste für uns will und über uns nur Gedanken von Frieden und Heil hat? Wenn sein Geist uns bildet, dann werden wir mehr und mehr IHM gleich! Sehe ich den Splitter im Auge des Bruders oder den Balken in meinem eigenen Auge? Sehe ich die Erfordernisse, die sich aus treuer Nachfolge ergeben? Sehe ich auf mein (Lebens-)Ziel oder habe ich noch andere Dinge im (geistlichen) Blick?

Das Wichtigste ist und bleibt JESUS! Auf IHN müssen wir sehen, denn es ist in keinem anderen Heil, und es ist kein anderer, worin wir selig werden könnten. Haben wir in Jesus und seiner Sendung die Offenbarung Gottes gefunden, dann erübrigt sich unser Fragen. Die Fragen von Thomas und Philippus zeigen, dass in der Gemeinde Christi, ja selbst in seinen Aposteln (den Menschen), längst nicht "alles klar" ist, sondern dass der Weg stets neu gewiesen, die Wahrheit stets neu verkündet, der Vater stets neu geoffenbart werden muss. Darum brauchen wir eine lückenlose Verbindung zu Christus; sie ist uns nur durch den Heiligen Geist, der aus Christus kommt und Göttliches offenbart, möglich.

Wenn wir in Jesus (der im Vater ist) Gott erkennen, und uns bemühen, dass wir auch stets in IHM (seinem Willen, Walten und Wesen) sind und bleiben, dann kann auch alle Welt Christus und den Vater i n u n s erkennen. Dazu müssen wir allerdings völlig in der Liebe (Agape) bleiben. Denn dann kehren Gott und Christus in uns ein (dauerhaft, denn sie werden Wohnung in uns nehmen) und erfüllen unser ganzes Wesen mit dem hellen Widerschein göttlicher Herrlichkeit. Dann erkennt die Welt auch an uns

- einen festen, freudigen, kindlichen Glauben,
- eine zielgerichtete, lebendige Hoffnung,
- ein uneingeschränktes Vertrauen,
- eine allumfassende, vergebende Liebe,
- eine dem Lamme nachfolgende Geduld und
- das Verlangen nach baldiger Vollendung.

Dabei ist Christus alles, und ohne Jesum ist alles zunichte, denn ohne ihn können wir NICHTS (geistlich wirksames) tun.

SANCTA et INDIVIDUA TRINITAS - Gedanken zu Johannes 17; 22.23

"Ich habe ihnen Deine Herrlichkeit gegeben, die Du mir gegeben hast, damit sie eins seien, wie wir eins sind, ich in ihnen und Du in mir, damit sie vollkommen eins seien und die Welt erkenne, dass Du mich gesandt hast und sie liebst, wie Du mich liebst."


Was ist jene Herrlichkeit, die uns durch Christum gegeben ist? Selbst wenn wir sehr schöne Augenblicke in unserem Sein erleben, werden wir wohl nur die allerwenigsten mit dem Attribut "Herrlichkeit" belegen wollen. Dennoch hat Christus diese Aussage im weltberühmten sog. "Hohepriesterlichen Gebet" getroffen; es muss also was dran sein!

Christus hat diese Herrlichkeit vom Vater erhalten, und er gab sie an die Seinen weiter. Also muss diese Herrlichkeit etwas sein, dass durch Christus den Menschen nutzbar wurde. Und Jesus hat es den Seinen möglich gemacht, Gott nicht als diese schreckliche Macht sehen zu müssen, sondern in IHM den Vater der Liebe zu erkennen. Christus hat uns die Möglichkeit geschenkt, Gott als den liebenden, vergebenden und sich nach uns sehnenden Heiland und Retter zu erkennen, der nicht den Tod des Sünders, sondern sein Leben und seine Liebe will. Die Herrlichkeit Christi ist die Macht der Liebe und die Fülle göttlicher Gnade. ER hat uns die enorme Wichtigkeit der Vergebung gelehrt, die es allein ermöglicht, in den vollen Genuss der Gnade zu kommen, und damit über den Glauben an Christus als das Heil für die Welt zum ewigen Leben hindurch zu dringen. Davon hat der Vater alle Fülle in den Sohn gelegt, damit wir aus dieser Fülle Gnade um Gnade, volles Heil und Seligkeit hinnehmen können (vgl. Kolosser 1; 19, 2; 9 sowie Johannes 1; 16).

In dem Teil des "Hohepriesterlichen Gebetes" kann Jesus sich gar nicht recht von diesem wichtigen Gedanken des Einsseins trennen; es ist ihm von eminenter Wichtigkeit. Immer wieder kommt er auf die Bitte zurück, der Vater möge die Seinen doch eins sein lassen, damit sie in innigster Gemeinschaft mit ihm und damit auch mit dem Vater seien. Diese Tatsache lenkt die Gedanken auf zwei Aussagen. Die erste hat Jesus nach dem Johannesevangelium getätigt, die zweite findet sich im Ersten Johannesbrief. Sie sind beide ganz elementar:

"Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm." (Joh. 6; 56)

"Gott ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm." (1. Joh. 4; 16)

Die Herrlichkeit Christi in seiner Gnadenfülle und dem Wunder der Sündenvergebung ist ohne Liebe gar nicht vorstellbar. Er hat uns geliebt, ist für uns in den Tod gegangen, damit wir leben. Und er hat uns befohlen, so zu lieben, wie ER uns geliebt hat. Das Geheimnis der Gnade und Vergebung liegt also in der Liebe. Und weil sie das Wesen Gottes, des Allmächtigen, ausmacht, ist der, der in der Liebe bleibend offenbar wird, in eine unvorstellbar enge und innige Beziehung zu Gott gerückt, dass dieser völligen Raum in der Seele hat und damit IN diesem Menschen lebt, wohnt und west, und ebenso dieser Mensch bereits mit dem Aufgehen in der Liebe in Gott ist, lebt, handelt und aufgeht. Die Liebe zu Gott und zum Nächsten lässt uns in IHM sein (und IHN in uns). Gemeinschaft der Liebe ist Gemeinschaft des Geistes, also auch mit dem Vater und dem Sohn. Das hat Folgen: Weil Gott uns so liebt, wie er Jesus liebte, werden auch wir dem Tode so siegreich gegenübertreten können, wie der Herr es getan hat. Seine Auferstehung ist unsere Auferstehung; sein Sieg ist unser Sieg. Und damit die Liebestat Gottes zur Rettung der Menschen im Opfer Christi, wo Gott selbst sich für uns und unsere Sünden hingegeben hat, nicht vergessen wird, nicht verflacht, sondern präsent bleibt, hat Jesus auch noch so eine Beziehung geschaffen. In der Stiftung des Heiligen Abendmahles am Vorabend seines Todes hat er eine Möglichkeit gegeben, in ein unendliches Näheverhältnis zu IHM zu gelangen. Wenn wir von der Liebe durchdrungen sind, können wir im Zustand völliger Freiheit, als die von Gott begnadigten und gerecht gemachten Seelen, Leib und Blut Christi so in uns aufnehmen, dass sich die himmlischen Wirkungen in uns entfalten können. Aber auch wenn uns da und dort noch Mängel anhaften, ist uns Christus in der Mahlsgemeinschaft dennoch nahe. ER kehrt als der Ewige und Unvergängliche, als der Auferstandene, in unser durch und durch begrenztes, vergängliches, irdisches Leben und Sein ein, um uns von innen heraus durch die ihm von Gott geschenkte Herrlichkeit zu verwandeln, uns völlig umzukrempeln. Durch Heilige Abendmahl ist Christus in uns und wir sind in IHM. Da können wir aus seiner Fülle immer wieder alles nehmen.

Christus betont immer wieder, dass ER und der VATER eins seien. Das gipfelt in der Aussage an Philippus: "Wer mich sieht, der sieht den Vater!" (vgl. Johannes 14; 9) Es ist keine Unterschied im Wesen das Vaters und dem des Sohnes, sie sind eins. Daher hat man die Dreieinigkeit, um deren Definition man für das Bekenntnis in der Frühen Kirche lange und helftig gerungen hat, auch mit einem besonderen "Titel" belegt, man nannte und nennt sie:

"Sancta et Individua Trinitas" - Die Heilige und Unteilbare Dreieinigkeit

Wir glauben an Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiligen Geist; drei, die eins sind, ein Plural der im höchsten Singular uns gegenübertritt. Das mag manchem unverständlich scheinen. Gott zeigt sich uns in verschiedenen Offenbarungs- und Erscheinungsformen, aber es ist immer der Eine, Ewige, Allvermögende, Gnädige, Heilende, Rettende, Vergebende, Liebende! Als Gott Vater ist er unser schöpferischer, allvermögender, gewaltiger und weiser Gott. Als Gott Sohn ist er unser liebender, versöhnender, errettender und gnädiger Gott. Als Gott Heiliger Geist ist er unser sich selbst offenbarender, Klarheit, Weisheit und Erkenntnis wirkender Gott. Aber das alles ist der Eine, unser Gott. Da sind nicht drei Götter unterwegs, sondern Gott zeigt sich uns in der jeweils gebotenen Erscheinungsform. Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist schaffen in uns ebenfalls Einssein. Wir sind aber nicht "gleichgeschaltet" oder "uniformiert" Aber wenn wir alle (jeder Einzelne) im Sinn und Geist Jesu Christi offenbar werden, wenn wir "erkennbare Christen" sind, dann kann sich dieses Einssein untereinander entfalten. Dabei ist das nichts, was WIR schaffen oder herstellen könnten, sondern Christus bewirkt es IN uns, sobald ER in uns sein und wirken kann. Dazu hat Paulus ein wunderbares Rezept geliefert:

"So ermahne ich Euch nun, ich, der Gefangene in dem Herrn, dass Ihr der Berufung würdig lebt, mit der Ihr berufen seid in aller Demut und Sanftmut, in Geduld. Ertragt einer den andern in Liebe und seid darauf bedacht, zu wahren die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens." (Epheser 4; 1 - 3)

Gutes tun - Gedanken zu Galater 6; 9

"Lasst uns aber Gutes tun und nicht müde werden; denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten, wenn wir nicht nachlassen."


Der erste Teilsatz ist ja ein sehr löbliches Vorhaben, aber es stellt sich natürlich sofort die Frage: Was ist denn "Gutes"? Das lässt mir sofort das Wort des Propheten Micha in den Sinn kommen: "Es ist Dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von Dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor Deinem Gott." (Micha 6; 8)  Gottes Wort halten zu können erfordert, dass man es hört, dass man an seiner Offenbarung nicht unberührt vorbeigeht. Wir müssen nach Gottes Wort trachten, wir müssen uns dem Wirken des Heiligen Geistes (der es uns offenbart) öffnen, wir müssen es nicht nur hören, sondern annehmen, es anwenden, es konsequent in unser Leben einbauen, diesem Worte gemäß leben und handeln (Denken, Reden, Tun), es beibehalten, so gut es eben geht.

Die Aussage, dass wir "Liebe üben" sollen, zeigt, dass wir das nicht von a priori können, sondern dass wir durch Gottes Wort erst dahin geführt, dazu ermuntert und befähigt werden. Es ist also eine Sache, die Training, Disziplin, Durchhaltewillen, eben Übung erfordert. Wir werden um so eher zu brauchbaren Ergebnissen darin kommen, je mehr und je intensiver wir uns an diese Übungen heranwagen. Es zeigt aber auch, dass wir dabei Rückschläge, also Rückfälle in die Lieblosigkeit, werden hinnehmen müssen. Diese "Übung" der Liebe wird uns nicht auf Anhieb und selbst wenn, dann nicht dauerhaft und lückenlos gelingen. Aber das Sprichwort besagt schon: Übung macht den Meister! Da gilt dann besonders der Satz, dass man nicht müde werden soll.

Demütig sein vor Gott bedeutet, dass wir diesen unendlichen Unterschied zwischen IHM und uns erkennen, anerkennen, uns dessen stets bewußt sind. Er lässt uns unsere Sündhaftigkeit, unsere Verworfenheit, unser Dem-Tod-anheimgegeben-sein erkennen. Und damit büßen wir jeden Vorsprung, jedes Besser-sein dem Nächsten gegenüber ein. Das verhindert Hochmut, Dünkel und Herabsehen auf Andere, weil wir ihnen von der Perspektive Gottes aus gesehen so gar nichts voraushaben, sondern wie sie der umfassenden Gnade des Höchsten bedürfen.

Was ist noch gut? Nun, die Worte "Gott" und "gut" stammen (leider) nicht aus derselben etymologischen Wurzel, aber man kann dennoch ohne weiteres sagen: Gott ist gut! In seiner ganzen Tiefe und Weite ist Gott gut; er ist gut zu uns schlechten Menschen. Aber unser Gott ist (in Christus) nicht nur gut, sondern er tut gut, er tut Gutes und er macht uns ebenfalls gut. Es ist gut, sich ganz der Gnade Gottes anzuvertrauen, denn das erfordert und stärkt unsere Liebe zu Gott und zu unserem Nächsten. Schließlich meint Gutes zu tun neben der völligen Hinwendung zu, der rückhaltlosen Öffnung gegenüber Gott, vor allem auch, dem Nächsten das Gute zu wünschen, zu wollen, zu tun, ihm helfen, ihn fördern, ihm beistehen, ihn verteidigen, für ihn einstehen,....

Wann wird man müde? Wenn man viel getan hat, wenn man sich angestrengt hat, wenn man Lasten getragen hat, wenn man sich stark auf etwas konzentriert hat. Aber auch ein stets gepflegter Müßiggang kann ganz schön müde machen. Wie zeigt sich Müdigkeit? Meist ist Müdigkeit verbunden mit einer sukzessive nachlassenden, irgendwann gänzlich aufhörenden Aktivität. Sie geht einher mit nachlassenden Kräften, mit einer erlahmenden Aufmerksamkeit und schwindenden Wachsamkeit sowie mit entsprechend zunehmender Gleichgültigkeit. Das Müdewerden ist aber auch eine Metapher auf unseren Weg in den Tod. Beim geistlichen Müdewerden hilft das Beten, das bewußte Sich-hinwenden zu Gott. Das Bewußtsein vorhandener Gefahren hält wach und schützt vor Müdigkeit. Auch stete Übung (Training) in geistlichen Dingen lässt uns, wie beim körperlichen Üben, bald immer weniger ermüden. Auch im Geistigen kann man sich eine gewisse "Fitness" aneignen.

Dass hier Paulus von Ernten spricht, hat nicht eine plötzlich artikulierte Werkgerechtigkeit als Hintergrund, sondern die Wortwahl ist sorgfältig (wie meist bei Paulus). Bei einer Ernte ist wohl ein schöner Anteil an Arbeit durch den Bauern zu registrieren, aber weit mehr sind hier Dinge berührt, die weit über das bäuerliche Wirken hinausreichen. Und ich glaube, dies hatte der Apostel im Blick. Das Charakteristische bei der Ernte ist, dass mehr dabei herauskommt, als vorher an Saatgut verwendet wurde. Das ist ein neben der Qualität des Bodens, dem Wetter und manch anderer Einflüsse, ein Bild dafür, dass auch neben dem, was wir tun, noch viele andere Dinge notwendig sind, um eine Ernte, ein Mehr-als-zuvor, zu erzielen. Es ist das Bild über die Wirkung göttlichen Segens.

Paulus verknüpft es mit einer Bedingung; man darf nicht nachlassen. Und das meint im Blick auf Christus: Unter (absolut) keinen Umständen von Gott weichen, in allen Fällen des Seins unerschütterlich treu an Christus zu bleiben,, alle verfügbaren Kräfte aufwenden, alles einsetzen. Dann, und nur dann, zeigt sich das Ergebnis und hat auch Ewigkeitsbestand. Wir tun, was Gott gefällt, und er schafft, was uns Seligkeit, Herrlichkeit, ewigen Gewinn bringt.

Wirken des Geistes - 1. Korinther 12; 7

"In einem jeden offenbart sich der Geist zum Nutzen aller."


Die Aussage, die hier wohl die meisten verstören dürfte, ist für Paulus nicht einfach im Bereich der Möglichkeiten, sondern er hält sie offenbar für selbstverständlich: In einem JEDEN offenbart sich der Geist! Nun ist damit nicht gemeint, dass der Heilige Geist so etwas wie eine "Massenware" ist, sondern, dass sich dort, wo dem Geiste Gottes Raum gegeben wird, wo er ein Betätigungsfeld in einer Seele findet, er sich in und an und durch diese Seele, wer immer es auch sei, in seiner ganzen göttlichen Wirkmächtigkeit offenbart. Keiner ist ausgeschlossen - in jedem wirkt er! Das sprengt die engen Grenzen des menschlichen Konfessionsdenkens ebenso, wie es Johannes tut, wenn er sagt, dass jeder Geist, der Jesus als den Christus bekennt, von Gott kommt, von Gott ist. Bei diesen Aussagen ist wenig Platz für Exklusivitätsgedanken der Art: "Gott und sein Geist wirken nur in uns!" Wer wollte Gott, dem Allvermögenden, auch vorschreiben, wo und durch wen er wirken und sich offenbaren darf? Dass er es dennoch nicht "wahllos" tut, liegt in ihm selbst begründet. Aber in einem für ihn und sein Wirken offenen Herzen kehrt er gerne ein und wird dabei nicht nach einer bestimmten Religions- oder Konfessionszugehörigkeit fragen. Der Heilige Geist ist nicht einfach "nur so da", sondern er offenbart sich, er ergründet Gottes eigene Tiefe und will die daraus resultierenden Erkenntnissen denen vermitteln, die ihm offen begegnen. Wievielmehr wird er das anstreben bei denen, die die Gabe des Geistes durch von ihm gesandte Apostel vermittelt bekommen haben! Diese Gewissheit muss keinen Exklusivitätsanspruch begründen. Aber der Geist wirkt nicht "einfach so vor sich hin", sondern er will Wirkungen erzielen. Der Heilige Geist arbeitet zielgerichtet; er wirkt das, was zu Gott, was zum ewigen Leben führt. Und damit ist er den Menschen, die sich seiner Wirksamkeit öffnen, von ewig bleibendem Nutzen. Gottes Geist ist das Einzige, das ALLEN nützt! Was offenbart er nun?

Der Heilige Geist offenbart in uns ein starkes Bedürfnis nach intensiver Kommunikation mit Gott, er bewirkt ein tiefgründiges Gebetsleben. Er treibt uns dazu, von dem zu reden, was wir mit Gott erlebt haben, was er an uns getan hat; er macht uns zu lebendigen Zeugen göttlicher Wahrheit. Der Heilige Geist stärkt den Glauben an Gott und Christus in uns. Er belebt in uns stets neu die Hoffnung auf die Wiederkunft Christi und lässt uns in dieser Hoffnung aktiv sein. Der Geist bewirkt und stärkt in uns eine umfassende Liebe zu Gott und zum Nächsten, die sich in Werken zeigt und messen lässt. Er schafft in uns immer neue, stets weiterführende Erkenntnis, die uns das Wesen Gottes offenbart, die Wahrheit in Christus erkennen lässt, und uns die sich daraus ergebenden Konsequenzen für unser Leben und Handeln aufzeigt. Der göttliche Geist lässt uns die ewigkeitsrelevanten Zusammenhänge klar sehen, und bewirkt dadurch eine ehrliche Reue über unsere Sünden, lässt uns nach aufrichtiger Buße streben und erkennen, dass wir lückenlos vergeben müssen, damit Gott an uns die volle Wirkung seiner Gnade entfalten kann. Der Geist ruft in uns ein starkes Sehnen nach der Gemeinschaft mit Gott in Christo hervor, die uns beständig in der Abndmahlsgemeinschaft bleiben lässt. Er offenbart nicht nur Wort Gottes, sondern auch unser Trachten, diesem Worte gemäß zu leben. Aber all diese Wirkungen zeigen sich eben nur dort, wo dem Geiste Raum gegeben wird, wo ER der Bestimmende ist.

Der Geist des Herrn WILL sich in uns offenbaren - Kann er das?? Der Geist des Herrn WILL allen zum Nutzen sein - Wollen wir das auch?? Wo wir alle danach streben, dass sich der Geist in uns offenbaren kann, dass wir durch das Wirken des Geistes Bruder und Schwester tragen, helfen, fördern, nutzen, da werden wir feststellen, dass lebendige Gemeinden sich zeigen, in denen man sich nicht nur wohlfühlt, sondern in denen man sich in seiner Seele, für seine Ewigkeitsbestimmung, immer weiter fortentwickeln kann. Gott wird dazu seine Hilfe, seinen Segen, seine Gnade geben und uns vollenden, zu sich ziehen und uns das ewige Leben geben, damit wir eine fortwährende, ewige, bleibende Gemeinschaft mir IHM und Christus haben können, in welcher ER uns dann "alles in allem" sein wird.

Montag, 10. Mai 2010

Beharren bis ans Ende macht selig - Gedanken zu Markus 13; 13

Sehr häufig wird dieses Wort so verstanden und auch so ausgelegt, als solle damit eine Art "jesuanische Durchhalteparole" vermittelt werden, denn der Wortlaut fordert ja dazu auf, durchzuhalten, nicht nachzulassen, fest zu bleiben. Dazu lassen sich dann auch allerlei "christliche Eigenschaften" finden, in denen man nach Möglichkeit beharren soll. Und es ist nun auch nichts dagegen einzuwenden, dass wir an unserem Glauben an den einen Herrn und Heiland Jesus Christus unbeirrbar festhalten. Es gibt kein Argument gegen ein eisernes Festhalten an der Hoffnung auf die Gnade unseres Gottes, ebensowenig wie gegen ein unbedingtes Festbleiben in der Liebe zu Gott und zum Nächsten. Auch ein unablässiges Bleiben im Gebet ist durchaus erstrebenswert. Hier liesse sich nun die Reihe der Tugenden und Eigenschaften, in denen wir beharrlich sein sollen, beliebig lange fortsetzen. Gleichwohl wird hierdurch das Wort vollkommen aus dem Kontext, aus dem Sinnzusammenhang, gerissen und einfach auf alle möglichen anderen Dinge angewandt. Das mag legitim sein, geht aber an dem, was Jesus damit sagen wollte, auf ganzer Breite und in der gesamten Tiefe absolut vorbei.

Christus kündigt seinen Jüngern an, dass man sie vor Gerichte zerren und verurteilen wird. Er prophezeit ihnen, dass man sie in Synagogen mißhandeln und foltern wird, dass sie vor Herrschern und (ungerechten) Richtern um seinetwillen werden auftreten müssen. Und speziell für diesen Fall sagt er ihnen: "(...) Sorgt euch nicht vorher, was ihr reden sollt; sondern was euch in jener Stunde gegeben wird, das redet." (vgl. Markus 13; 11)

*[Wie oft schon haben dieses Wort Predigende auf SICH angewandt?! - Dass man sich bei Vorbereitung und Predigt auf den HERRN und seinen Heiligen Geist verlässt, ist richtig und löblich, aber hat mit diesem Wort nicht das Geringste zu tun. Und wie manches Mal merkt man der Predigt die "Sorglosigkeit" des Predigers dann doch allzusehr an.] 

Christus kündigt den Anfang der Wehen, die große Bedrängnis an, die seiner Wiederkunft vorausgehen wird. Konkret sagt er, dass sich Brüder gegenseitig dem Tode preisgeben - also verraten - werden, und dass sich Kinder gegen die Eltern, Väter gegen Söhne und umgekehrt, empören werden, dass sie helfen werden, den jeweils anderen zu töten. Also Verrat und Hass und Mord sogar im Kreis der Familie - das Ende aller Sicherheit. Doch dann fügt er hinzu: Und wer dennoch bis zum Ende (also bis zu seiner Wiederkunft) standhält, beharrt, (seinen Glauben eben nicht fortwirft, seine Hoffnung nicht fahren lässt, trotzdem in der Liebe bleibt ...), der wird selig, dem ist Heil und Glückseligkeit sicher. Und das Heil wird darin bestehen, dass Gott und Christus ihrerseits an ihm, diesem so Beharrlichen, festhalten werden.

Es geht also nicht darum, in irgendwelchen christlichen Tugenden sich vertiefend zu bewähren, sondern unter aller Anfechtung, in der größten Not und Bedrängnis, unter der Abwesenheit jeglicher nur denkbarer Sicherheit, in einem Abgrund aus Hass, Verrat und Hinterhältigkeit, wo jeder gegen jeden ist, dennoch an seinem Gott und dem von ihm gegebenen Liebesgebot unbeirrt festzuhalten, nur getragen von der Verheißung, dass Gott uns dann selig werden lässt, nur auf die Zusage hin, dass der Ewige sich letztlich zu uns bekennen wird. Das ist wohl die größte Herausforderung, der wir in unserem Glauben entgegengehen. Darum sollten wir dieses Wort sehr ernst ansehen, es in uns bewegen, uns von ihm bewegen lassen, und Gott herzlich bitten, dass er uns die Kraft für diese große Beharrlichkeit dann verleihen möge. Wenn wir uns in die von Jesus geschilderten Zusammenhänge einmal richtig vertiefen und einsenken, dann mag ein Schauer über unseren Rücken gehen, weil wir immer mehr befürchten, diesen Anforderungen letztlich nicht gewachsen sein werden. Aber er hat uns ja auch fest zugesagt, dass er bei uns sein und bleiben wird, bis das Ende kommt. Und die Kraft seines Heiligen Geistes kann uns so sehr in die engste Verbindung mit dem Vater im Himmel bringen, dass wir im Glauben in ihm aufgehen. Und dann wird uns nichts unmöglich sein.

© urs-leo

Buchtipp

Mein Buchtipp kann eine Ausnahme bleiben, er kann
aber auch zu einer regelmäßigen Einrichtung werden.
Das wird die Zukunft zeigen.

"Dienstanweisung für einen Unterteufel"
von C. S. Lewis, erschienen z.B. als
Taschenbuch (19. Auflage) bei Herder.
ISBN: 3-451-05102-8 \ Preis: €8,95

Zum Inhalt:
Wormwood, ein junger Unterteufel, erhält Briefe von
seinem Onkel Screwtape, der zugleich sein Vorgesetzter
ist. In diesen Briefen gibt ihm der erfahrene Mitarbeiter
des Höllenfürsten Tipps und Hinweise, wie er den in seine
Verantwortung gegebenen Menschen zur Sünde und zur Abwendung
von Gott bringen kann. Es werden Warnungen ausgesprochen,
welche seiner eigenen Verhaltensweisen kontraproduktiv sein
könnten, und Ratschläge erteilt, wie er dem Göttlichen wirksam
begegnen kann, um die beeinflusste Seele für die Hölle und
Verdammnis zu sichern.

Das Buch ist höchst amüsant zu lesen und zeigt dabei
tiefgründig, in welche geistlichen Fallen wir Menschen
immer wieder neu tappen. Dabei ist die Sprache der
Teufel geradezu unheimlich nahe an der Terminologie,
die uns aus Kirchen und Gottesdiensten (dort aber
unter umgekehrten Vorzeichen) so bekannt ist.
Es ist kein "neues" Werk, denn C. S. Lewis hat es
bereits während des Zweiten Weltkrieges, 1942,
geschrieben. Doch von seiner Aktualität hat das Buch
bis heute nichts eingebüßt.

Der Autor:
Clive Staples Lewis wurde am 29.11.1898 in Belfast geboren.

Er lehrte am Magdalen College in Cambridge. Sein Lehrstuhl
galt der Englischen Literatur des Mittelalters und der
Renaissance. Lewis war befreundet mit J.R.R. Tolkien und
ist einem breiten Publikum durch sein großartiges Fantasywerk
"Die Chroniken von Narnia" bekannt. Er hat eine ansehnliche Zahl
von weiteren Büchern veröffentlicht.

C.S. Lewis starb am 22.11.1963 in Oxford.

Mittwoch, 5. Mai 2010

Über das Gebet

"Jeder bekümmerte, gebeugte und leidende Mensch kann nur
im Gebet Trost finden!" - das ist ein sehr, sehr wahrer Satz.

Aber auf dieses eine muß man doch wohl achten:

Wir gewöhnlichen Menschen bitten Gott,
er möge ein Ende mit den Leiden machen
und uns bessere Zeiten schicken, -
so finden wir Trost im Gebet.

Dagegen bittet der Wahrheitszeuge Gott,
er möge ihn stärken, damit er im Leiden aushalten könne:
er also betet sich in das Leiden immer tiefer hinein.
Je innerlicher er betet, desto mehr nähert er sich Gott,
und desto mehr setzt er sich im Leiden fest.

Hast du Mut, so zu beten?

(aus "Tagebuch" von Sören Kierkegaard)

Donnerstag, 29. April 2010

Wie der Tod blind und taub wurde

Eines Tages rief Gott den Tod zu sich und beauftragte ihn, in einem bestimmten Landstrich, in einem ganz bestimmten Dorf, in einem genau bezeichneten Bauernhaus eine Seele zu IHM, dem ewigen Gott, zu bringen. Der Tod verbeugte sich tief vor dem Allerhöchsten und ging, seinen Auftrag auszuführen.

In dem Dorf in jener Gegend angekommen fand er das besagte Bauernhaus und klopfte an die Tür. Sofort wurde er freundlich mit einem "Gott, der Herr, segne Dich!" begrüßt und in die Stube gebeten. Dort nötigte man ihn am Tische Platz zu nehmen und begann, im einen frischen Trunk zu reichen und aufzutischen, was Küche und Kammer zu bieten hatten. Er lehnte es ab und meinte: "Habt Dank, Ihr lieben Leute, aber ich habe nur wenig Zeit. Gott, der Allmächtige, hat mich gesandt, die Seele des Bauern vor IHN zu bringen. Ihr versteht, dass ich den Ewigen nicht warten lassen will!" Darauf begannen die Leute laut zu weinen und zu klagen. Die junge Bäuerin sagte zu ihm: "Was soll aus uns werden, wenn mir der Mann und den Kindern der Vater genommen wird? Ich habe im Hause und mit den sieben kleinen Kindern genug zu schaffen. Wer soll die Arbeit auf dem Hof tun und für uns sorgen? Die Großmutter ist fast blind, der Großvater ist abgearbeitet und krank, und ich allein kann es nicht. Frage doch Gott, wie wir unser Leben fristen sollen!" Und sie, die Großmutter und die Kinder weinten und beklagten ihr Los. Der Großvater war alt, das Zipperlein plagte ihn gar oft und das jahrelange, harte Arbeiten hatte ihn sehr hergenommen. Er machte dem Tod ein Angebot: "Ach, Gevatter Tod, habt ein Einsehen! Lasst meinen Sohn bei der Familie, damit sie sich alle nähren und fortbringen können. Ich will an seiner Statt mit Dir zu Gott gehen. Komm, ich will es Gott, dem Herrn, dann schon erklären!" Der Tod besah sich die Lage und fand, dass die Sorge der Leute wohl berechtigt war. Das Angebot des Großvaters lehnte er ab, da es ihm verboten sei, Seelen ohne ausdrücklichen Befehl des Allerhöchsten zu holen. Aber das Los der Bauersfrau und ihrer sieben Kinder bewegte sein Herz. Und so zog er unverrichteter Dinge ab und kehrte zu Gott in den Himmel zurück.

Als er vor den Herrn hin trat, fragte dieser ihn ernst: "Tod, wo hast Du die Seele, die zu holen ich Dich aussandte?" Und der Tod erklärte Gott die Situation, die er vorgefunden und die sein Innerstes berührt hatte. Da gab ihm der Ewige einen neuen Auftrag und sprach: "Nun, Tod, so geh hin an die tiefste Stelle des Meeres, dort wirst Du einen unscheinbaren Stein finden. Den bringe her zu meinem Thron! Und - spute Dich diesmal!" Wieder verbeugte sich der Tod tief vor Gott und eilte davon. Schon bald - er hatte sich beeilt und war schneller als der Wind gewesen - erschien er wieder vor Gottes Thron und hielt den Stein in Händen. Als er ihn Gott, dem Allmächtigen, überreichen wollte, sagte dieser nur: "Zerbrich ihn!" Der Tod tat wie geheißen und aus dem Stein fiel ein kleines Würmchen. Da fragte ihn Gott: „Wer hat den Stein erschaffen?“ Der Tod antwortete wahrheitsgemäß: „Ihr, o Herr!“ Der Ewige fragte ihn erneut: „Und wer schuf das Würmchen?“ - „Auch das Würmlein habt Ihr erschaffen, o Erhabener!“ entgegnete der Tod. „Ja, und wer sorgte für das Würmchen?“ fragte Gott weiter. Und der Tod konnte nur erwidern: „Ihr, o Ewiger und Allmächtiger, als Schöpfer und Erhalter sorgt für dies kleine Würmlein! Gepriesen sei Euer heiliger Name!“ Nun fuhr ihn der Allmächtige mit donnernder Stimme an: „Und wenn ich nun für ein kleines, unbedeutendes Würmchen in einem Steine an der tiefsten Stelle des Meeres sorgen kann, dann hältst Du es gleichwohl nicht für möglich, dass ich auch für die Bauersfrau und ihre sieben Kinder sorgen könnte, was?!“ Und Gott, der Herr, fällte sein Urteil über den Tod.

„Ich verfluche Dich, Du untreuer Knecht! Ab heute sollst Du blind sein und nicht wissen, wen Du holst, wenn ich Dich sende! Du sollst taub sein für die Klagen der Menschen! Du sollst ihre Not noch nicht einmal riechen können! Künftig wirst Du hingehen und holen, wen immer ich Dir nenne, denn die Worte der Menschen sollen Dein Herz nicht mehr erreichen können, wofür Sie Dich verfluchen und fürchten werden! So sei es.“

Und so kam es, dass der Tod seit diesem Tage blind, taub, ohne Empfinden und bar jeder Barmherzigkeit seinem grausamen Handwerk nachgeht.

nach einem Märchen aus Bulgarien

Armut, Leid, Trauer - (Glück-)Seligkeit! - Gedanken zu Matthäus 5, 3.4

Den (geistlich) Armen und den Leid Tragenden wird durch Christus der Zustand der Seligkeit nicht für eine ferne Zukunft verheißen, sondern er wird ihnen als gegenwärtig zugesprochen. Das erscheint paradox und beinahe zynisch; die Aussage bedarf (zumindest für uns) der Klärung.

Beginnen wir mit der Klärung der Begriffe: Was bedeutet es, "geistlich arm" oder wie früher übersetzt wurde "arm im Geiste" zu sein? Das hat nichts mit intellektueller Beschränktheit zu tun, auch nichts mit irgendwelchen tatsächlichen oder scheinbaren "Mängeln" anderer Religionen oder Konfessionen, es ist vielmehr die Beschreibung eines seelischen (nicht etwa psychischen) Zustandes. Die Form des (deutschen) Ausdruckes ergibt sich ja aus dem griechischen Grundtext. Wenn man aber rein wörtlich und grammatikalisch übersetzt, gehen Sinninhalte verloren. Man muss auch den historischen Kontext sowie die philosophisch-religiösen Zusammenhänge zur Zeit der Textabfassung miteinbeziehen.

Wenn wir das tun, dann gerät die uns gegebene deutsche Übersetzung des Matthäuswortes in Widerspruch zu dessen eigentlicher Intention und Aussage. Das gesamte NT preist doch gerade jene, die reich sind im Geiste, reich sind in Gott, sich vom Geiste und durch den Geist reich machen liessen. Es ist geradezu das Ziel, sich von Gott und seinem Geiste füllen, erfüllen, bereichern zu lassen. Sollten bereits jene ersten Christen ihren Herrn nicht verstanden, ja, ihn offenbar gründlich mißverstanden haben? Nein, dass haben sie nicht. Im Gegenteil, sie haben sein Wort beherzigt und waren bereits einen Schritt weiter. Sich von Gott reich machen zu lassen, sich von seinem Geiste die Seele (mit jener [Glück-]Seligkeit) erfüllen zu lassen, setzt ja zunächst voraus, dass man sich der eigenen Armut und Bedürftigkeit bewusst ist. Und dann kommt das Verlangen nach Erfüllung, Bereicherung und Selig-werden ganz von selbst.

Das griechische Wort für Geist (pneuma) steht an dieser Stelle im Dativ, womit die Übersetzung mit "arm im Geiste" richtig erscheint. Allerdings hat der griechische Dativ auch eine kausative Bedeutung, weshalb sich ebenso (vielleicht sogar richtiger) übersetzen lässt: "Glückselig sind all jene, die arm sind, arm geworden durch das Wirken des Geistes - also: "arm durch den Geist"*! Die sich durch den Heiligen Geist in sich selbst haben arm machen lassen, und zwar so arm, dass sie vollkommen zerschlagenen und zerbrochenen Herzens sind - genau denen wird nun von Christus Seligkeit zugesprochen, sie werden glücklich gepriesen (vgl Jesaja 57;15).

* nach Fritz Rienecker "Das Evangelium des Matthäus" (WuStB) S. 75

Das Wort Jesu stand im krassen Gegensatz zur Auffassung der pharisäischen Lehre. Diese meinten: Wer sich Punkt für Punkt exakt an die Thora, das Gesetz, halte, der sei bei Gott schon einmal nicht "im Minus". Wer dann (darüber hinaus) noch Gutes tue, Almosen gebe, quasi "den Plan übererfülle", die tradierten Lehren der Väter, die Halacha, buchstäblich erfülle, dem müsse Gott zwingend "ein (dickes) Plus" zuerkennen; der also sei reich in Gott, im Geiste. Jesus wandte sich gegen diese Haltung, weil sie anmaßend ist und Gottes Souveränität, seine völlige Freiheit und Unabhängigkeit bestreitet. Es ist Hybris, die meint, mit möglichst exaktem Befolgen des Gesetzes schon Gott gerecht werden zu können. Und sie glaubt, im Falle einiger geringfügiger Gesetzesübertretungen die Sache dann eben mit einem deutlichen Plus an guten Taten ausgleichen zu können. Damit bedarf der Mensch der Gnade Gottes nicht mehr und ist in der Lage, sich selbst zu erlösen. Gott ist damit überflüssig geworden. Ein entscheidender Mangel in dieser Haltung hätte eigentlich zu denken geben müssen: Wenn der Tod die Folge (der Sold) der Sünde ist, dann hätten all jene, die vermeinten, sich im Geistlichen ein fettes Plus erwirtschaftet zu haben, nicht mehr dem Tode anheimfallen dürfen. Aber Gott ist eben doch souverän. Und deswegen sagte Christus, in der Armut, die durch das Wirken des Geistes erkannt und anerkannt wird, liege der eigentliche Weg zur Seligkeit. Im Armsein durch den Geist, im Zerbruch, im Zerschlagen-sein, in der Umkehr, dem Zurückgeworfen-sein auf Gott, der uns in Christus seine helfende, heilende, erlösende Hand entgegen streckt, ist der einzige Weg, um wahrhaftig das Königreich der Himmel (vgl. Johannes 3) zu erlangen*.

* F. Rienecker, ebd. S. 75

Unsere Armut besteht darin, dass wir als Sünder völlig rettungslos dem Tode verfallen sind. Allein Gott - in seinem Christus - kann uns von diesem Tode erlösen, erretten, heilen. Das gilt es zu erkennen und anzuerkennen. Jede Lehre, die behauptet, sie wisse Mittel und Kniffe, dem auf anderem Wege beizukommen, ist falsch, ist eine Irrlehre, eine Verführung zum Tode. Wir haben nur Christus, nur die Gnade Gottes, nur unserern Glauben daran. Aber das ist vor Gott genug; sich auf ihn verlassen, sich ihm völlig anzuvertrauen - das ist der Weg zum Heil, so findet man seine Nähe.

Was bedeutet es, "Leid zu tragen"? Sind damit die gemeint, die mit Krankheit, Schmerz, Unheil, Belastungen, Plagen, Sorgen, Nöten und Ängsten zu tun haben, jene, die Angehörige, Hab und Gut, Gesundheit und ein halbwegs normales Leben verloren haben? Die Antwort müsste lauten: Ja, - auch! Die Übersetzung "die Leid tragen" ist wieder zu eng gefasst. Es geht nicht allein um physische Nöte, Mängel, Schmerzen, Leiden und Gebrechen, nicht allein um psychische Ausnahmesituationen und Defizite, sondern es geht um die Seele, also um den Menschen als Ganzes. Deshalb ist hier mit "Selig sind die Trauernden"* vielleicht etwas treffender übersetzt. Zu den Trauernden zählen auch all die, denen ihre Sünde, der ganze Jammer des eigenen, dem Tode verfallenen, von Gott entfernten Ichs klar geworden ist. Es sind auch jene, die den Abgrund der Sünde, das Gift des unausweichlichen Todes, erkannt haben und heillos erschrocken sind über die verwerfliche (und verworfene) Sündennatur der Menschheit. Es stellt sich die Frage, ob wir tatsächlich an unseren Sünden leiden. Ist uns bewußt, welche Konsequenzen diese zur Folge haben, erschüttert uns das? Und wenn wir uns damit befassen, dann erschreckt uns vor allem die Tatsache, dass es nichts gibt in der Welt, das Abhilfe schaffen könnte. Aus dieser Trauer gibt es keinen natürlichen Weg.

*F. Rienecker, ebd. S. 76

Das ist vielleicht der Grund, warum so viele Menschen diese Tatsachen verdrängen, sie einfach beiseite schieben, als träfen sie nur für die Anderen zu. Wie das Leugnen einer Gefahr diese nicht beseitigt, so beseitigt auch das Verdrängen unseres Verlorenseins in der Sünde die Folgen desselben nicht. Wir können diesem Leide, dieser Trauer, nicht auf Dauer ausweichen. Früher oder später werden wir ohne Nachsicht damit konfrontiert. Und nicht erst für diesen Zeitpunkt sagt Christus Hilfe, sogar Seligkeit, zu, sondern wiederum heute, jetzt. Das bedeutet aber, dass wir auch gegenwärtig - hic et nunc - dieses Leid annehmen, uns dieser Trauer und dem damit verbundenen Schmerze aussetzen, bereit sind zum Tragen. Und dann ist uns der Trost dessen zugesagt, der einzig trösten kann, der als Einziger die Kausalitätskette Sünde-Tod durchbrechen kann. Wenn wir unsere Sünde, unsere Verworfenheit, unser Dem-Tode-geweiht-sein, erkennen, uns Gott gegenüber schuldig bekennen, ernsthaft (also nicht allein wegen der drohenden Strafe) bereuen, uns genauso ernsthaft vornehmen, künftig so gut es eben geht die Sünde zu meiden, versuchen wollen, das Gute vor Gott und gegen den Nächsten zu tun, uns vollumfänglich der Gnade Gottes demütig anbefehlen, - wenn wir also trauern (wegen unserer Sünde) und bereit sind, das Leid (des damit verbundenen Todes) zu tragen, dann erreicht uns Gottes Trost, seine Hilfe, sein gnädiges Annehmen, seine grenzenlose Liebe und Barmherzigkeit. Und dieses Erkennen und Bekennen vor Gott hat nun wieder nichts allein Persönliches, Egoistisches, sondern es erstreckt sich auch auf den Nächsten. Wir sollen nicht seine Sünden bekennen; das wäre ein Anklagen. Wir sollen auch unter seiner Sündenlast, unter seinem Vom-Tode-bedroht-sein leiden und darüber trauern. Auch hierin ist Christsein eine Solidargemeinschaft.

Ich finde es so unendlich erbauend, dass Christus uns nicht auf den berühmt-berüchtigten "St.-Nimmerleins-Tag" vertröstet, sondern uns (Glück-)Seligkeit, die Teilhabe am Reich der Himmel, den Trost und die Gnade Gottes schon heute zuspricht. Ein Vertrösten auf eine irgendwann eintretende Zukunft mag kurzfristig Entlastung bringen, aber wirkliche und dauerhafte Hilfe bringt nur die sofortige Nähe Gottes, heute, hier, jetzt. Das ist es, was uns Jesus zusagt, wenn wir uns auf ihn einlassen. Ich möchte es einfach versuchen.

Mittwoch, 28. April 2010

Deo Soli Gloria ! - Gedanken zu Markus 12;17

"Gott allein die Ehre!" ist ein Grundsatz, den schon Johann Seb. Bach auf viele seiner Werke notierte. Auch der Wahlspruch des Jesuitenordens, der Societas Jesu, geht in diese Richtung. Der Apostel Paulus forderte die Christen auf: "Alles, was ihr tut, das tut von Herzen als dem Herrn und nicht den Menschen" (vgl. Kolosser 3, 23). Der Apostel Petrus forderte explizit: "(...) fürchtet Gott, ehrt den König!" Woher kommt das?

Als Christus lehrte, kamen immer wieder Schriftgelehrte, die in mit Fragen in argumentative Bedrängnis zu bringen suchten. So wurde er gefragt, ob es recht sei, dass man dem römischen Kaiser Steuern entrichte. Je nach Antwort hätte man ihn dann als Gegner Roms und Volksaufwiegler oder als Sypathisanten der verhassten Besatzungsmacht denunzieren und brandmarken können. Er gab eine beinahe langweilige und unspektakuläre Antwort: "Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!"

Hier stehen sich zwei Größen gegenüber: Das natürliche Leben mit seinen Anforderungen, Ordnungen und Zwängen, und das geistliche Leben, das von Gott kommt und auf Gott weist. Es mag oberflächlich den Anschein haben, als solle man zuallererst seinen natürlichen Verpflichtungen und Verflechtungen mit aller Kraft nachkommen; und der gute Rest könne dann ja auf Gott verwendet werden. Dabei ist der Schwerpunkt ein ganz anderer. Auf eine weitere Nachfrage verweist Christus auf das mosaische Gesetz, die Thora; er antwortete, das höchste Gebot sei dies: "Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist allein der Herr, und Du sollst den Herrn, Deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und von allen Deinen Kräften." (vgl. Deuteronomium 6, 4.5). Also es gilt, sich mit allem Vermögen seines Menschseins auf Gott zu richten, dann hat man seinem Gesetz Genüge getan. Was aber tun wegen der Steuer? Nun, die Münzen wiesen das Bild des Kaisers aus, also sollte das, was dem Kaiser zustand, - nämlich das gegenüber Gott so unbedeutende Geld, der glänzende, aber aus Ewigkeitsperspektive vergängliche und nutzlose Mammon - auch dem Kaiser unverdrossen gegeben werden. Jesus definiert klare Prioritäten; und er will mit seinen dürren Worten einen Denkprozeß in Gang setzen: Ist Dir das, was der Kaiser für sich beansprucht, so wichtig, dass Du es nicht hergeben willst? Hängst Du so an den materiellen Dingen, dass Du Dir darüber mehr Gedanken machst, als um Dein Verhältnis zu Gott? Oder ist Dir Dein Gott so über alle Maßen wichtig, dass Du auf das, was der Kaiser von Dir fordert, leichten Herzens verzichten kannst? Christus bringt die Menschen bewußt in diesen inneren Konflikt. Ihm ist klar, dass unsere Beziehung zu Gott jeden Tag aufs Neue von unserer Entscheidung für Gott, von unserem Hingewandtsein auf Gott lebt. Und natürlich klingt dabei unausgesprochen der Anspruch der römischen Cäsaren auf gottgleiche Verehrung mit an. Das Geld - also das "Götzenbild" des Kaisers - für sich behalten wollen, diesem die Rückgabe zu verweigern, kommt in den Ruch, den gottgleichen Status des römischen Herrschers anzuerkennen. Unversehens hatte Christus die, die ihn bedrängen wollten nun selbst in arge Bedrängnis gebracht. Man versteht, dass sich seine Zeitgenossen über ihn wunderten (vgl. Markus 12; 17).

Gebt Gott, was Gottes ist!
Das heißt ja, - der Thora folgend - IHN mit aller Kraft von Seele, Geist und Leib zu lieben. Das bedeutet, dass wir IHM unser ganzes Herz schenken sollen. Das bedeutet weiter, dass ER unser ganzes Leben beherrschen (dominieren) soll, dass wir IHM aber nicht auf Grund eines Zwanges zugewandt sind, sondern aus Liebe. Und das soll aus der Erkenntnis folgen, dass ER uns zuerst geliebt hat, denn Er hat sich uns in Christus geschenkt. Daraus folgt wiederum, dass wir IHM dankbar sein sollen, denn Er gibt alles, was zu unserem Heil und zu unserem Leben - natürlich wie geistlich - notwendig ist. Und hieraus ergibt sich nun, dass wir aus dem Erkennen seiner liebenden Zuwendung und Hilfe nicht anders können, als IHM von ganzem Herzen Dank, Lob, Preis, Ehre und Anbetung darzubringen. Das mag und soll da und dort auch in Worten - Anrufungen, Gebeten, Lobpreis und Psalmen - erfolgen. Aber wenn wir IHN so von ganzem Herzen, ganzer Seele, ganzem Gemüt und von allen unseren Kräften - also so recht "durch und durch" - lieben, dann wird sich unser Dank, unser Lobpreis, unser Ehren, unser Lieben, unser Anbeten, gerade auch in unseren Taten, in unserem ganzen Leben zeigen. Dann ist Gott das Wichtigste. Und wenn das so ist, dann werden wir auch sein anderes Gebot gern befolgen. Jesus stellte es dem anderen gleichberechtigt an die Seite: "Du sollst Deinen Nächsten lieben wie Dich selbst!" (vgl. Leviticus 19; 18). Und das fordert uns auf, uns sozial zu erzeigen. Für das Wohl des Nächsten, für das Gemeinwohl da zu sein, lässt sich am Besten verwirklichen, in dem ich meinen bürgerlichen, gesellschaftlichen Pflichten nachkomme. Das heißt, auch dem Kaiser zu geben, was des Kaisers ist, denn dieser ist ja nach dem Gesetz Gottes ebenfalls mein "Nächster". Unser Christsein fordert demnach von uns das Menschsein, menschlich sein, sozial zu sein, solidarisch zu sein, und, und, und ....

Das alles liegt in diesen drei (oder vier) Worten:
DEO SOLI GLORIA - GOTT ALLEIN DIE EHRE !