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Freitag, 11. Juni 2010

Das Geheimnis Christi erkennen - Gedanken zu Kolosser 2, 1-3

Das Bestreben Pauli ist es, die Gemeinden (und alle Gläubigen in ihnen) zu stärken und in der Liebe zu vereinen. Dabei benutzt der Apostel hier ein besonderes Verbum, das in uns Bekanntes anklingen lässt. Er verwendet das griechische „parakalein“, das wörtlich eigentlich „herbeirufen“ bedeutet. Die Lutherbibel von 1984 übersetzt das mit „stärken“, es kann aber je nach Zusammenhang eben auch „ermahnen“ oder „trösten“ meinen. Und dabei wurde damals keine Diskrepanz zwischen „ermahnen“ und „trösten“ gesehen; man empfand die Ermahnung nicht als Maßregel, sondern durchaus als Trost. Der Trost wurde auch nicht als Reaktion auf etwas Verweichlichtes, Weinerliches betrachtet, sondern als Stärkung und Aufrichtung im Geiste und im Herzen. Demnach wäre die zutreffende Übersetzung hier eher: „ihren Herzen Zuspruch geben“. Der Wortstamm des Verbums ist uns bereits von „Parakletos“ bekannt, der Bezeichnung des Heiligen Geistes als Tröster, Ermahner und Fürsprecher.

Diese ermahnende Tröstung soll aber nicht allein stehen, sondern sie soll Hand in Hand gehen mit dem Zusammenfügen der Herzen in der Liebe. Wie kann das geschehen? Der Geist Gottes ist durch den Apostel der Mahner und Tröster der Gemeinden. Dieser wirksame Heilige Geist bewirkt – wie Paulus es hier ausdrückt - „allen Reichtum an der vollen Gewissheit des Verständnisses“ (Anm.: Lutherbibel 1984 übersetzt hier: „allen Reichtum an Gewissheit und Verständnis“). Dieser Reichtum ist den Menschen von Gott in Christus geschenkt. Durch Christum haben wir die Gewissheit der Sündenvergebung und der Auferstehung, des Sieges über Tod und Hölle. Christus führt uns zum Vater, und der von ihm gesandte Paraklet (Gott Heiliger Geist) erschließt uns das Verständnis, da er selbst die Tiefen der Gottheit ergründet. Bestreben des Apostels ist es, die Gemeinden zu Christus, welcher der Weg ist zu Gott, dem Allerhöchsten, zu führen. Gott aber ist Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm. Diese Gottesgemeinschaft mit dem Vater, dem Sohn und dem Heiligen Geist ist es, die unser Leben mit Reichtum aus der göttlichen Kabod-Herrlichkeit erfüllt, die uns Gewissheit und Sicherheit verleiht und uns das Verständnis für Gott uns sein Wirken öffnet. Also das Göttliche in uns – die Liebe – soll im Verbund mit der tröstenden Ermahnung des Heiligen Geistes in unseren Seelen verändernd etwas ausrichten und bewirken.

Wir sollen nämlich das Geheimnis Gottes, der Christus ist, erkennen. Da geht es nicht um Teilhabe an esoterischem Wissen, sondern um ein Erkennen und ein Erkannt-werden gleichermaßen. Wir haben Teil am Herrn, erfassen die Tiefe und Breite seiner Wirkung an unserer Seele, denn in IHM, dem Heiland und Retter, dem Erlöser, ist das göttliche Geheimnis offenbart. Der Dichter drückt es mit den Worten aus: „Sein Geheimnis heißet Gnade!“ Die Liebe Gottes, die in Christus uns geschenkt ist, befreit uns von der Sünde, erlöst uns vom Tode, führt in die (ewige) Gemeinschaft mit Gott und erschließt uns alle Erkenntnisse, lässt uns vordringen in die Tiefen göttlicher Weisheit. Das gießt der Herr aber nicht „mit der Gießkanne“ über uns aus, sondern hier ist auch von unserer Seite etwas zu erbringen – ein offenes, liebevolles, versöhnliches, reines, ein neues Herz. Und wenn wir bereit sind, die ganze Kraft unserer Seele, den ganzen Glauben, all unsere Hoffnung, das Vollmaß an Liebe, die Bereitschaft, uns Gottes Geist und seinem Wirken völlig zu öffnen und zu ergeben, dann werden wir das Geheimnis Gottes, das Mysterium Jesu Christi, ergründen und die darin verborgenen Schätze heben und uns aneignen können. In IHM, in Christus, sollte nach Gottes Wohlgefallen alle vollkommene Fülle leibhaftig wohnen. Von dieser Fülle können wir – nach den Worten des Johannes-Prologs – „Gnade um Gnade nehmen“.

Es ist ein Reichtum, ein Schatz an Weisheit und Erkenntnis, dass ich unter Gottes Wort und Gnade mein ganzes Leben (Denken, Reden, Tun) noch rechtzeitig (also innerhalb der von Gott bemessenen Zeit der Gnade) ändern kann. Ich halte es für einen Reichtum des Verständnisses, zu wissen: Gott will, dass allen Menschen geholfen werde, und sie zur Erkenntnis der Wahrheit (= Christus) kommen! Es ist ein unvorstellbarer Reichtum, gewiss sein zu dürfen: In Christus ist Gott Mensch geworden, um uns mit sich zu versöhnen; ER hat Fleisch angenommen, um das Fleischliche, Vergängliche, Verwesliche (im Menschen) völlig zu überwinden und es zum (ewigen) Leben zu führen.

Es wirkt das alles aber nicht nur am Einzelnen, sondern es wirkt sich auf die Gemeinden aus. Wenn die Herzen aller sich ganz zu Christus erheben, wenn sie (s)eines Sinnes sind, dann sind sie wahrhaft „in der Liebe zusammengefügt“. In Sinn und Geist Christi offenbar zu werden, stärkt das Herz, fügt zusammen in Liebe und erfüllt mit dem Reichtum der Gewissheit der Wiederkunft Jesu Christi, sowie mit dem Verständnis für die Macht seines Opfers. Das ist ein enormer Schatz an Weisheit (weil es Konsequenzen für unser ganzes Sein haben muss) und führt zur Erkenntnis Gottes. Wir sprechen dabei oft vom „Begreifen“; nehmen wir das durchaus wörtlich: ergreifen wir Gott in seiner Erkenntnis bewirkenden Selbstoffenbarung.

Die Liebe – als das Wesen des Allerhöchsten – hält die Gemeinden zusammen und bringt sie voran in der Erkenntnis (des Guten, Wahren, Ewigen und Bleibenden) durch die Wirkungen des aus dem Vater und dem Sohn hervor gehenden Parakleten (Tröster, Ermahner, Fürsprecher). Vertiefen wir uns also ins Evangelium – in die „Frohe Botschaft von der Erlösung des Menschen durch Jesus Christus, unseren Herrn“! Der Geist offenbart den Reichtum, der in Christus liegt. Das Verständnis für das Geheimnis der Gnade macht uns liebevoll und versöhnlich. Da in Jesu Fleisch und Blut das ganze Geheimnis Gottes liegt und an (und in) uns offenbar wird, liegt in der Gemeinschaft im Heiligen Abendmahl der Schlüssel zur Gemeinschaft mit Gott und Christus, damit auch zur völligen Erkenntnis der Gottheit und damit zur Vollendung.

Diese Weisheit und diese Erkenntnis trösten, stärken, fügen zusammen. Doch wie immer bei Gott – ich wiederhole es nochmals – ist das kein Automatismus, sondern es fordert uns als Christenmenschen in unserem ganzen Sein. Aber wenn wir immer mehr und immer tiefer in die Erkenntnis Christi eindringen, dann wird das Bild nach und nach immer klarer. Und wenn wir es schließlich ganz erkennen – von Angesicht zu Angesicht, - dann stellen wir fest, dass wir erkannt werden, durch und durch in aller Klarheit und Schönheit und Herrlichkeit. Das ist der Moment, wo wir auf ewig beim Vater und beim Sohn sind und bleiben; das ist Vollendung.

Gedanken über das Gebet

Zum Leben eines wahrhaft gläubigen Christen gehört das Gebet, die Zwiesprache mit Gott. Es ist an keine Form oder Regel gebunden, denn Gott versteht auch unser Stammeln und weiß um die stummen Seufzer des Herzens. Nun könnte man aber – aus rein menschlicher Sicht – einwenden, dass, wenn Gott doch alles weiß, der Mensch ja gar nicht zu beten bräuchte. Dieser Einwand kommt meist aus der Vorstellung, das Gebet sei ein Monolog des Gläubigen, quasi eine Art „frommes Selbstgespräch“. Das ist aber nicht so, denn Gott wendet sich uns liebevoll zu und hört unser Beten. Wäre dieses Beten nur eine „einseitige Sache“, könnten wir uns unsere Gebete wirklich „sparen“. Es könnte diese Art innerer Einkehr eventuell eine autosuggestive Wirkung haben und vielleicht unser Gewissen beruhigen, aber sie ginge über unser Gedankenfeld oder den Raum, in dem wir uns dabei befinden, nicht hinaus. Wozu sollte es also gut sein, - nur zur Entlastung unseres Gewissens? Oder zur Demonstration äußerlicher Frömmigkeit? Das kann nicht der Sinn, nicht der Inhalt unseres Betens sein. Was wäre unsere Beziehung zum Höchsten, wenn wir nicht die Verbindung zu ihm, das Gespräch mit ihm, suchen würden? Kann man sich eine Familie vorstellen, in der keiner mit dem anderen redet? Zumindest eine „glückliche Beziehung“ ist so nicht vorstellbar.

In der Bibel lesen wir, dass wir Gott im Geist und in der Wahrheit anbeten müssen, wenn wir zu ihm kommen wollen. Das bedeutet: Es muss unser Wille zur Kommunikation mit Gott vorhanden sein. Unser Gebet darf nicht zu einer „frommen Gewohnheit“ degenerieren. Wir dürfen im Gebet aber auch „Klartext“ reden. Wir beten ja nicht, weil es „sich so gehört“, sondern weil es uns ein Bedürfnis des Herzens ist. In dieser Haltung führen wir dann auch kein Selbstgespräch, sondern wir wissen den Allerhöchsten gegenwärtig. Jesus Christus hat uns darin ein klares Beispiel gegeben; er hatte zu jeder Zeit ein inniges Verhältnis zu seinem Vater im Himmel. Und durch ihn stehen auch wir in diesem Kindschaftsverhältnis. Christus sprach Gott in einer sehr intimen Form an; er verwendete die Anrede „Abba“, was in der jüdischen Tradition nur höchst selten vor kam, da es die familiäre Anrede eines Kindes gegenüber seinem Vater war. Dieses Bild sagt uns, dass wir in unserem Gebet so sprechen können, wie es ein Kind mit seinem Vater („Papa“) tut. Gott bleibt deswegen der Allerhöchste, der Schöpfer, der „Unvorstellbare“, aber weil wir seine Kinder sind, wendet er sich uns voller Liebe zu, und hört, was uns bewegt. Wir dürfen ihm alles sagen, ihm „unser Herz ausschütten“. Ihn in der Wahrheit anzubeten heißt auch, dass wir in unserem Beten schonungslos ehrlich mit uns selbst sein müssen. Da können und da brauchen wir nichts zu beschönigen. Er kennt uns und weiß um unsere Not, Sorge und Last, aber eben auch um unsere Fehler und Schwächen. Schon unsere innere Haltung, die Stellung unseres Herzens zu IHM, ist Inhalt des Gebetes. Wenn uns das klar ist, können wir uns den möglichen inhaltlichen Aussagen unserer Gebete zuwenden.

Es wurde bereits erwähnt, dass unser Gebet an keine Form und Regel gebunden ist; wir können mit unserem lieben Vater im Himmel so reden, „wie uns der Schnabel gewachsen ist“. Ein umfassendes Gebet sollte folgende inhaltliche Komponenten aufweisen:

1.Die Anbetung Gottes
2.Den Dank des Herzens
3.Die Fürbitte für den Nächsten
4.Die eigenen Bitten

Nun muss nicht jedes Gebet all diese Teile beinhalten. Manchmal haben wir gerade genug Zeit, um in einem „Stoßgebet“ eine dringende Bitte, einen Hilferuf, zum Allerhöchsten zu senden. Auch ein reines Dankgebet, dass unsere Seele in Dankbarkeit zu Gott erhebt, ist von großer Schönheit. Ebenso kann es sein, dass wir einmal „nur“ in einer intensiven Fürbitte für einen geliebten, uns nahe stehenden Menschen offenbar werden. Des Weiteren ist auch das Bußgebet zu erwähnen, in dem wir dem Vater im Himmel unsere Reue über begangene Sünden sagen, unsere Bemühungen um Besserung hinein legen und um seine Hilfe flehen. Aber das sind Gebete, die man - etwas burschikos ausgedrückt - als „Sonderfälle“ bezeichnen könnte. Da wir uns doch von Gott geliebt wissen und diese Liebe erwidern wollen, werden wir regelmäßig, ja, „so oft wir nur können“, mit unserem Vater im Himmel in Verbindung treten. Und in diesen „regelmäßigen Gedankenaustausch“ mit Gott können wir alles „hinein packen“; diese Gebete können alle oben genannten inhaltlichen Teile aufweisen.

Die Anbetung beginnt schon damit, wenn wir Gott, unseren Vater, anreden. Bei alten liturgischen Gebeten fällt auf, dass an deren Anfang eine große Zahl von Anreden stehen. Das hatte den Sinn, das Herz und den Sinn der Gläubigen auf Gott zu richten, die Seele auf den Allerhöchsten zu „fokussieren“. Wenn unsere Anrede heute aus der Demut des sterblichen Menschen dem Schöpfer und Erhalter gegenüber kommt, so werden uns immer noch weitere Namen und Anreden Gottes auf der Zunge liegen. Das hat tatsächlich den Effekt, dass wir unser Herz und unseren Geist von der Außenwelt absondern und uns richtig „in Gott versenken“. Auch wenn Gott uns allezeit nahe ist, müssen wir gewissermaßen die „innere Verbindung“ zu ihm erst herstellen. Dann wird unsere Anbetung ganz von selbst in ein Loben, Preisen und Rühmen der Gnade und Liebe Gottes münden. Das soll keine „Lobhudelei“ sein, sondern diese Herzenshaltung resultiert aus der Erkenntnis der Größe und Allmacht des Ewigen, seiner Liebe zu uns, wie auch aus dem Bewusstsein unserer eigenen Kleinheit, Schwäche und Sündhaftigkeit. Anbetung und Lobpreis Gottes führen uns „automatisch“ zum nächsten Punkt.

Ein bekanntes Wort sagt: „Danken kommt von denken!“ Wenn wir uns also in der Anbetung die wahrhaft „unbegrenzten Möglichkeiten“ Gottes vor Augen führen, über ihn und sein wahres Wesen, seine Liebe, Güte und Barmherzigkeit nachdenken, dann folgt daraus ganz zwangsläufig, dass unser Herz vor Dankbarkeit übergeht. Wir werden immer neue Gründe finden, unserem lieben Vater, unserem Erlöser, Dank zu sagen für alles, was er an uns und für uns getan hat, tut und noch tun will. Sobald wir tiefer in diese Dinge einsteigen, wird es uns so vorkommen, als ob wir gar kein Ende unseres Dankes erkennen könnten. Tatsächlich können wir dem Herrn nicht „genug“ dankbar sein.

Jesus Christus hat neben der bedingungs--- und vorbehaltlosen Liebe gegen Gott die „Liebe zum Nächsten“ als das wichtigste Gebot bezeichnet. Diese Liebe zum Nächsten, der nicht immer ein uns nahe stehender Mensch sein muss, wird dazu führen, dass wir für Andere in herzlicher Fürbitte eintreten. Dabei ist es nicht von Belang, ob uns dieser „andere Mensch“ nun sympathisch ist oder nicht. Und es ist unwichtig, ob er uns „wohl gesonnen“ ist oder nicht. Die Nächstenliebe ist zunächst unsere Liebe zu einer unsterblichen Seele, für die Christus sich geopfert hat. Sie hat das seelische, geistige und körperliche Wohlergehen des Anderen im Sinn. In der Bergpredigt hat Jesus Liebe und Fürbitte sogar für die eingefordert, die wir eigentlich als „unsere Feinde“ betrachten.

Es gibt nichts, was wir in unseren Bitten nicht vor Gott bringen dürften. Wir können ihm, der höhere Gedanken über unser Leben denkt, alles - wirklich alles - darbringen. Denn es ist das Wunderbare, das Unbegreifbare, dass er nicht zu groß ist, um im Kleinsten zu sein, und nicht zu klein, um nicht noch das Größte zu umfassen. Wir dürfen ihm unsere Freude und unsere Hoffnungen sagen, unseren Schmerz, das Leid und die Lasten. Wir können ihm unseren Kampf, unsere Anfechtung, unsere Zweifel und alle Probleme der Seele entgegen bringen. Ja, selbst die Bedürfnisse des täglichen Daseins dürfen wir mit dem Allmächtigen besprechen. Das Gebet des Sohnes Gottes - das „Vaterunser“ - zeigt, dass wir tatsächlich alles erbitten dürfen. Unserem Gott ist nichts zu groß und nichts zu trivial. Er nimmt Anteil an unserem Leben und hat ein offenes Ohr für unsere Anliegen. So ist es möglich, dass wir uns mit allen Dingen vertrauensvoll an das Vaterherz wenden dürfen. Alle unsere Sorgen wollen wir auf ihn werfen, denn er sorgt für uns – nach Seele, Geist und Leib.

Ein betender Christ darf aufatmen, er steht in Verbindung mit dem Allerhöchsten und weiß sich in der Liebe, Güte, Gnade, Barmherzigkeit und Fürsorge Gottes, des Vaters, geborgen. Das ist möglich, weil wir gläubig und vertrauensvoll zu ihm aufschauen, alles in Gottes Hand legen, alles in Gottes Hand lassen und schließlich alles aus Gottes Hand nehmen. Wer im ernsten Gebet zu Gott kommt, der vermag viel, weil er den Ewigen erleben darf und Gebetserhörungen hat. Das stärkt den Glauben und festigt das Vertrauen zum himmlischen Vater. Es gibt uns innere Sicherheit und die Gewissheit, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen. In der Zwiesprache mit unserem Gott fühlen wir seine Nähe und Liebe; das lässt uns Ruhe finden für unsere Seelen.

Samstag, 5. Juni 2010

Kommt her, Ihr seid geladen !

Kommt her, ihr seid geladen,
der Heiland rufet euch;
der süße Herr der Gnaden,
an Huld und Liebe reich,
der Erd und Himmel lenkt,
will Gastmahl mit euch halten
und wunderbar gestalten,
was er in Liebe schenkt.

2. Kommt her, verzagte Sünder,
und werft die Ängste weg,
kommt her, versöhnte Kinder,
hier ist der Liebesweg.
Empfangt die Himmelslust,
die heilge Gottesspeise,
die auf verborgne Weise
erquicket jede Brust.

3. Kommt her, betrübte Seelen,
die Not und Jammer drückt,
mit Gott euch zu vermählen,
der wunderbar beglückt.
Kommt, legt auf ewig ab
der Sünde bange Säumnis;
empfanget das Geheimnis,
das Gott vom Himmel gab.

4. O Wonne kranker Herzen,
die mir von oben kam!
Verwunden sind die Schmerzen,
getröstet ist der Gram.
Was von dem Himmel fließt,
hat lieblich sich ergossen;
mein Herz ist gar durchflossen
vom süßen Liebesgeist.

5. Drum jauchze, meine Seele,
hell aus der Sündennacht!
Verkünde und erzähle
die tiefe Wundermacht,
die unermesslich süß,
ein Born der Liebe, quillet
und jeden Jammer stillet,
der fast verzweifeln ließ.

6. Drum jauchze, meine Seele,
drum jauchze deinem Herrn!
Verkünde und erzähle
die Gnade nah und fern,
den Wunderborn im Blut,
die sel'ge Himmelsspeise,
die auf verborgne Weise
dir gibt das höchste Gut




von Ernst Moritz Arndt (1769 - 1860))

Das Fleisch und das Blut des Herrn - Gedanken zum Fest Corpus Christi

Der Sohn Gottes stellt in diesem Wort zwei Dinge einander gegenüber: Geist und Fleisch. Vom Geist sagt er, dass dieser lebendig mache, also (wahres) Leben bewirke; demgegenüber sei das Fleisch einfach nur unnütz. Diese Aussage schien nun gegenüber seinen vorherigen Worten in eklatantem Widerspruch zu stehen. Die Zuhörer und viele seiner Jünger verstanden nun gar nichts mehr; er mutete ihnen Enormes zu.

Christus sagte es den Menschen auf den Kopf zu, dass sie nicht nur wegen seiner Lehre und um der Wunder willen, die er wirkte, zu ihm kamen, sondern auch, weil sie bei ihm in dem großartigen Speisungswunder (vgl. Joh. 6; 1 - 14) dem natürlichen Leibe nach satt geworden waren (vgl. Joh. 6; 26). Er sagte das nicht böse, aber er war illusionslos. (Auch heute noch ist ein Magen, der gesättigt sein will, eine große Motivation, dieses oder jenes zu tun) Deshalb riet der Herr, dass sie sich Speise schaffen sollten, die ewig bleibe (vgl. Joh. 6; 27). Und er stellte sich ihnen als diese Speise vor mit den Worten: "Ich bin das Brot des Lebens, das vom Himmel gekommen ist!" (vgl. Joh. 6; 48.51) Gleichzeitig gab er die Zusicherung, dass dieses Brot ihnen das (ewige) Leben sichern würde (vgl. Joh. 6; 50). Doch dann sprach er einen Satz aus, an dem sich die Zuhörer stießen und rieben; damit kamen sie so überhaupt nicht klar. Er mutete ihnen die Aussage zu: "Amen, amen, ich sage Euch: Wenn Ihr nicht das Fleisch des Menschensohns esst [wörtlich: kaut] und sein Blut trinkt, so habt Ihr kein Leben in Euch!" (vgl. Joh. 6; 53) Ja, er ging noch weiter und behauptete gar, sein Fleisch sei die (einzig) wahre Speise und sein Blut sei der (einzig) wahre Trank (vgl. Joh. 6; 55). Das war starker Tobak, das fanden die Menschen abstoßend und ekelhaft, das konnten sie nicht anhören (vgl. Joh. 6; 60). Und deshalb stellte er klar, dass man fein zu unterscheiden habe zwischen dem Leben wirkenden Geist und dem unnützen Fleisch. Und dennoch löste er den (scheinbaren) Widerspruch nicht auf. Aber er gab einen klaren Aufweis, unter welcher Perspektive sich dieser Widerspruch lösen lasse.

Viele sahen in Jesus den Christus, den Gesalbten Gottes, den Erlöser und Messiaskönig, von dem sie erwarteten, dass er Not und Hunger ein für alle Mal beseitigte, die römische Besatzung aus dem Land trieb und das erhoffte großisraelitische Reich, die Herrschaft über alle Heiden, in die Realität treten ließe. Und hier deutete er ihnen nun an, dass aus dieser Sicht sein Fleisch eben (in den Augen Gottes) unnütz sei. Wo aber der Geist lebendig mache, wo also die geistliche Dimension be- und ergriffen würde, da könne der Genuss seines Fleisches und Blutes, zu wahrem, zu ewigem Leben führen. Er transzendierte also die Vorstellungen der Menschen damaliger Zeit in unerhörter Weise. Und da gilt uns die Frage, inwieweit auch unsere Vorstellungen von Christus, von christlichem Leben, von Gott, Erlösung und Ewigkeit auch nur eine Perspektive des unnützen Fleisches sind, und ob, und wenn ja, wo unser Denken (und das sich daraus ergebende Handeln) durch den Geist mit Leben erfüllt ist. Dabei ist klar, dass den Worten „Geist“ und „Fleisch“ weit mehr Bedeutungen innewohnen, als sich auf den ersten Blick zeigt. Geist ist eben mehr, viel mehr, als unser bloßes Denken, Sinnen, Imaginieren, mehr als reine Geistigkeit und Vorstellungskraft, sondern die höchst reale Kraft und Lebendigkeit Gottes. Und damit wird zugleich klar und offensichtlich, dass „Fleisch und Blut“ als solches, als irdische, vergängliche, eben verwesliche Substanz in diesem göttlichen Sinne wahrhaft zu nichts nütze sein kann. Hier stellt sich wieder die Frage an uns, ob wir dem Natürlichen und Vergänglichen, dem Irdischen, mehr Bedeutung und Wichtigkeit zumessen, als ihm aus der Sicht Gottes (in welcher es als „unnütz“ gebrandmarkt ist) zukommt. Aber es wird gleichzeitig die andere Frage virulent, ob wir entsprechend dem Geistigen, Ewigen, Unvergänglichen eben genau jene Bedeutung beimessen, die ihm aus göttlicher Perspektive bei zulegen ist. Wie sind unsere Vorstellungen von Erlösung, von der Wichtigkeit des Opfers Christi, von der lebensschaffenden Wirkung des Fleisches und Blutes Christi? Sind wir in unserer Haltung dazu auf der „Lebensebene“ des Geistes, oder verharren wir doch (vielleicht gar unbewusst) auf dem Niveau des „unnützen Fleisches“? Da sollten wir uns unter Gottes Wort und Wirken stets aufs Neue einer eingehenden Prüfung unterziehen, um gegebenenfalls eine Kurskorrektur vornehmen zu können! Christus will uns vor einer verkehrten, falsch verstandenen Geistigkeit ebenso bewahren, wie vor einer materialistisch-vergänglichen Sicht der Dinge, die uns das ewige Leben letztlich vor enthielte. Er sagt so wunderbar klar, dass das A und O, das elementar Wichtige in unserem Leben und Sein als Christen, die Gemeinschaft mit IHM in seinem Fleisch und in seinem Blut, die Teilhabe an IHM im Heiligen Abendmahl sei und bleibe. Er drückt es in Worten aus, die eine Gemeinschaft ausdrücken, wie sie enger nicht sein kann: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der bleibt in mir und ich in ihm.“ (vgl. Joh. 6; 56) In diesen Worten und in dieser Gemeinschaft im Heiligen Abendmahl liegt auch notwendig so unendlich viel Liebe – zu Gott und zum Nächsten – und Versöhnung verborgen, dass darin also die Quintessenz unseres ganzen Christseins enthalten ist.

Das Fest „Corpus Christi“ [dt.: Fronleichnam] soll uns dazu anregen, uns die tief greifende, Leben schaffende und ewigkeitswirksame Bedeutung der Feier des Heiligen Abendmahles noch intensiver vor Augen zu halten. Wir sollten darüber nachdenken, meditieren und uns in dies „Fleisch und Blut Jesu“ geistig hinein versenken, um immer klarer zu erkennen, wie eminent wichtig der würdige Genuss dieses Heiligen Sakramentes ist. Das bewahrt uns vor einem oberflächlichen Umgang damit, es verhindert, dass die Abendmahlsfeier zu einer christlichen Routine degeneriert. Möge Gott uns davor schützen, dass wir „gewohnheitsmäßig“, unreflektiert, also ohne groß nachzudenken, eben „weil es so Brauch ist“, zum Tisch des Herrn treten, und damit in Gefahr kämen, dass sein Fleisch für uns zu etwas völlig Unnützem würde.


Abendmahlslied


1. Du Lebensbrot, Herr Jesus Christ,
mag Dich ein Sünder haben,
der nach dem Himmel hungrig ist
und sich an Dir will laben?
So bitt´ ich Dich demütiglich,
Du wollest recht bereiten mich,
dass ich des würdig werde.

2. Auf grüner Aue wollest Du,
Herr, diesen Tag mich leiten,
den frischen Wassern führen zu,
den Tisch für mich bereiten.
Ich bin zwar sündig, matt und krank,
doch lass mich Deinen Gnadentrank
aus Deinem Kelche schmecken!

3. Du heilig süßes Himmelsbrot!
Ich will mich Deiner freuen
und in der Wüste meiner Not
nach Dir nur kindlich schreien.
Dein Unschuldskleid bedecke mich,
auf dass ich möge würdiglich
an Deiner Tafel sitzen!



von Johann Rist (1607 - 1667)