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Freitag, 30. Dezember 2011

Das Jahr geht still zu Ende

    
Das Jahr geht still zu Ende;
nun sei auch still, mein Herz!
In Gottes treue Hände
leg ferner Freud' und Schmerz,
und was dies Jahr umschlossen,
was Gott der Herr nur weiß,
die Tränen, die geflossen,
die Wunden brennend heiß!

Warum es so viel Leiden,
so kurzes Glück nur gibt?
Warum denn immer scheiden,
wo wir so sehr geliebt?
So manches Aug' gebrochen,
so mancher Mund nun stumm,
der erst noch hold gesprochen
du armes Herz, warum?

Dass nicht vergessen werde,
was man so gern vergißt:
dass diese arme Erde
nicht unsre Heimat ist.
Es hat der Herr uns allen,
die wir mit Geist getauft,
in Zions gold'nen Hallen
das Bürgerrecht erkauft.

Hier gehen wir und streuen
die Tränensaat ins Feld,
dort werden wir uns freuen
im sel'gen Himmelszelt.
Hilf, Herr, uns durch die Zeiten
und mache fest das Herz,
geh' selber uns zur Seiten
und führ' uns heimatwärts!

O das ist sich'res Gehen
durch diese Erdenzeit;
nur immer vorwärts sehen
mit sel'ger Freudigkeit:
wird uns durch Grabeshügel
der klare Blick verbaut,
Herr, gib der Seele Flügel,
dass sie hinüberschaut.

Hilf Du uns durch die Zeiten
und mache fest das Herz,
geh' selber uns zur Seiten
und führ' uns heimatwärts.
Und ist es uns hienieden
so öde, so allein,
o laß in Deinem Frieden
uns hier schon selig sein.

Eleonore Prinzessin Reuß zu Köstritz,
geb. Gräfin zu Stolberg-Wernigerode (1835 - 1903)


Zu Weihnachten des Jahres 1857 erhielt die Verfasserin Nachricht, dass ihre Freundin, die Schriftstellerin Marie Nathusius, verstorben sei. Das Gefühl der Fassungslosigkeit und ihre Trauer um die geliebte Freundin verarbeitete sie in dem 1867 erschienenen Gedicht Das Jahr geht still zu Ende. In diesen Text flocht sie Motive aus dem 126. Psalm ein; sie bringt darin ihre Hoffnung auf ein ewiges Leben zum Ausdruck. Das Lied ist im aktuellen Evangelischen Gesangbuch der deutschsprachigen evangelischen Landeskirchen enthalten.

Donnerstag, 29. Dezember 2011

Ein Gebet für unsere Zeit

 

HERR, 
lass uns nicht gleich verwerfen, was wir nicht begreifen. 
Gib uns Mut, dem Neuen zu begegnen, 
Geduld, das Fremde zu begreifen, 
und Weisheit, das Gute anzunehmen, 
das dort gefunden werden kann, wo wir es am wenigsten erwarten. 
Hilf uns, Ehrfurcht vor allem guten Willen 
und ehrlichen Streben zu haben. 
Und wenn wir die Ansichten eines Menschen abweisen, 
so bewahre uns davor, ihn selbst abzulehnen.

William Penn (1644 - 1718)

Mittwoch, 28. Dezember 2011

Zunehmend Licht

 

Nun ist das Licht im Steigen,
es geht ins neue Jahr.
Laß deinen Mut nicht neigen,
es bleibt nicht wie es war.

So schwer zu sein, ist eigen
dem Anfang immerdar,
am Ende wird sich's zeigen,
wozu das Ganze war.

Nicht zage gleich den Feigen
und klag' in der Gefahr!
Schwing auf zum Sonnenreigen
Dich schweigend wie der Aar!

Und wenn du kannst nicht schweigen,
so klage schön und klar!

Friedrich Rückert (1788 - 1866)

Samstag, 24. Dezember 2011

Ein frohes Fest

 
Ich wünsche allen ein von Gott reich gesegnetes,
friedevolles und berührendes Weihnachtsfest!

Möge uns allen noch mehr bewusst werden, dass
mit Christus zu Bethlehem unser Heil geboren ist.
Ohne Weihnachten kein Ostern.

Ich warte auf die erneute Ankunft Christi und lade
Sie ein, mit mir tätig den Heiland zu erwarten.

Mittwoch, 21. Dezember 2011

Liebe - Hoffnung - Leben

 
Der Mensch wird erlöst durch die Liebe. Das gilt zunächst im rein innerweltlichen Bereich. Wenn jemand in seinem Leben die große Liebe erfährt, ist dies ein Augenblick der "Erlösung", die seinem Leben einen neuen Sinn gibt. Aber er wird bald auch erkennen, dass die ihm geschenkte Liebe allein die Frage seines Lebens nicht löst. Sie bleibt angefochten. Sie kann durch den Tod zerstört werden. Er braucht die unbedingte Liebe. Er braucht jene Gewissheit, die ihn sagen lässt: "Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn." (Römer 8; 38.39) Wenn es diese unbedingte Liebe gibt mit ihrer unbedingten Gewissheit, dann - erst dann - ist der Mensch "erlöst", was immer ihm auch im Einzelnen zustoßen mag. Das ist gemeint, wenn wir sagen: Jesus Christus hat uns "erlöst". Durch IHN sind wir Gottes gewiss geworden - eines Gottes, der nicht eine ferne "Erstursache" der Welt darstellt, denn sein eingeborener Sohn ist Mensch geworden, und von Ihm kann jeder sagen: "Ich lebe im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat." (Galater 2; 20) 

In diesem Sinne gilt, dass, wer Gott nicht kennt, zwar vielerlei Hoffnung haben kann, aber im Letzten ohne Hoffnung, ohne die große, das ganze Leben tragende Hoffnung ist. (vgl. Epheser 2; 12)  Die wahre, die große und durch alle Brüche hindurch tragende Hoffnung des Menschen kann nur Gott sein - der Gott, der uns "bis an s Ende", "bis zur Vollendung" (vgl. Johannes 13; 1 und 19; 30) geliebt hat und liebt. Wer von der Liebe berührt wird, fängt an zu ahnen, was dies eigentlich wäre: "Leben". Er fängt an zu ahnen, was mit dem Hoffnungswort gemeint ist: Vom Glauben erwarte ich das "ewige Leben" - das wirkliche Leben, das ganz und unbedroht, in seiner ganzen Fülle einfach Leben ist. Jesus, der von sich gesagt hat, er sei gekommen, damit wir das Leben haben und es in Fülle, im Überfluss haben (vgl. Johannes 10; 10), hat uns auch gedeutet, was dies heißt - "Leben": "Das ist das ewige Leben: Dich erkennen, den einzigen wahren Gott und den Du gesandt hast, Jesus Christus" (Johannes 17; 3).  Leben im wahren Sinne hat man nicht in sich allein und nicht aus sich allein: Es ist eine Beziehung. Und das Leben in seiner Ganzheit ist Beziehung zu dem, der die Quelle des Lebens ist. Wenn wir mit dem in Beziehung sind, der nicht stirbt, der das Leben selber ist und die Liebe selber, dann sind wir im Leben. Dann "leben" wir.

Joseph Ratzinger, Papst Benedikt XVI.
aus seiner Enzyklika "Spe salvi"

Gedanken

  
Armut

Die schlimmste Armut ist Einsamkeit und das Gefühl,
unbeachtet und unerwünscht zu sein.

Agnes Gonxhe Bojaxhiu "Mutter Teresa" (1910 - 1997)


Lieben und danken

Alles Lieben ist ein Dank-Abstatten dafür, dass wir selber
geliebt und im Lieben geheilt worden sind; wir wachsen in
alle Geheimnisse Gottes hinein, wenn wir das weitergeben,
was wir empfangen haben.

Helmut Thielicke (1908 - 1986)

Freitag, 16. Dezember 2011

Advent

  
Immer ein Lichtlein mehr
im Kranz, den wir gewunden,
dass er leuchte uns so sehr
durch die dunklen Stunden.

Zwei und drei und dann vier!
Rund um den Kranz - welch ein Schimmer!
Und so leuchten auch wir,
und so leuchtet das Zimmer.

Und so leuchtet die Welt
langsam der Weihnacht entgegen.
Und der in Händen sie hält,
weiß um den Segen!


Matthias Claudius (1740 - 1815)

Adventsgesang

  
Wie soll ich Dich empfangen?
Und wie begegn' ich Dir?
O aller Welt Verlangen!
O meiner Seelen Zier!
O Jesu, Jesu setze
mir selbst die Fackel bei,
damit, was Dich ergötze,
mir kund und wissend sei.

Dein Zion streut Dir Palmen
und grüne Zweige hin,
und ich will Dir in Psalmen
ermuntern meinen Sinn.
Mein Herze soll Dir grünen
in stetem Lob und Preis
und Deinem Namen dienen,
so gut ich kann und weiß.

Was hast Du unterlassen
zu meinen Trost und Freud',
als Leib und Seele saßen
in ihrem größten Leid?
Als mir das Reich genommen,
da Fried' und Freude lacht,
da bist Du, mein Heil, kommen
und hast mich froh gemacht.

Ich lag in schweren Banden, 
Du kommst und machst mich los;
ich stund in Spott und Schanden,
Du kommst und machst mich groß.
Und hebst mich hoch zu Ehren
und schenkst mir großes Gut,
das sich nicht lässt verzehren,
wie irdisch Reichtum tut.

Nichts, nichts hat Dich getrieben
zu mir vom Himmelszelt,
als das geliebte Lieben,
damit Du alle Welt
in ihren tausend Plagen
und großen Jammerlast,
die kein Mund aus kann sagen,
so fest umfangen hast.

Das schreib' dir in dein Herze,
du herzbetrübtes Heer,
bei denen Gram und Schmerze
sich häuft je mehr und mehr.
Seid unverzagt! Ihr habet
die Hülfe für der Tür;
der eure Herzen labet
und tröstet, steht allhier.

Ihr dürft euch nicht bemühen,
noch sorgen Tag und Nacht,
wie ihr ihn wollet ziehen
mit eures Armes Macht.
Er kommt, Er kommt mit Willen,
ist voller Lieb' und Lust,
all' Angst und Not zu stillen,
die Ihm an euch bewußt.

Auch dürft ihr nicht erschrecken
für eure Sündenschuld.
Nein! Jesus will sie decken
mit seiner Lieb' und Huld.
Er kommt, Er kommt den Sündern
zum Trost und wahren Heil,
schafft, dass bei Gottes Kindern
verbleib' ihr Erb' und Teil.

Was fragt ihr nach dem Schreien
der Feind' und ihrer Tück'?
Der HERR wird sie zerstreuen
in einem Augenblick.
Er kommt, Er kommt, ein König,
dem wahrlich alle Feind'
auf Erden viel zu wenig
zum Widerstande seind.

Er kommt zum Weltgerichte,
zum Fluch dem, der ihn flucht,
mit Gnad' und süßem Lichte
dem, der Ihn liebt und sucht.
Ach komm, ach komm, o Sonne
und hol' uns allzumal
zum ew'gen Licht und Wonne
in Deinen Freudensaal.

Paul Gerhardt (1607 - 1676)

Donnerstag, 15. Dezember 2011

Über die Verheißung

Die Verheißung steht in einem aufweisbaren Widerspruch zur geschichtlichen Wirklichkeit. Sie hat ihre Entsprechung noch nicht gefunden und zieht darum den Geist ins Zukünftige, nämlich in gehorsame und schöpferische Erwartung, und stellt ihn in den Widerstand gegen die vorliegende Wirklichkeit, die die Wahrheit nicht in sich hat. Sie provoziert so eine besondere Seinsinkongruenz im hoffenden und vertrauenden Bewusstsein. Sie verklärt nicht die Wirklichkeit im Geiste, sondern ist auf ihre Veränderung aus. Darum entbindet sie nicht Kräfte der Anpassung, sondern setzt seinskritische Kräfte frei. Sie transzendiert die Wirklichkeit nicht in ein unwirkliches Reich der Träume, sondern nach vorne in die Zukunft einer neuen Wirklichkeit. Die Wirklichkeitsdeckung der Verheißung liegt in der Glaubwürdigkeit und der Treue dessen, der sie gibt. Die Hoffnung erhofft, wo sie sich an die Verheißungen hält, vom Kommen Gottes auch seine erlösende und zurechtbringende Herrschaft in allen Dingen.

Jürgen Moltmann 
aus: Theologie der Hoffnung

Gott und Beweise

Es ist nicht Sache der Naturwissenschaften, den Theologen zu beweisen, dass es Gott nicht gibt. Die Naturwissenschaft hat sich auf ihr jeweiliges Fach zu beschränken, und darin zu versuchen, das Maximum an Kenntnissen zu erlangen. Was ihres Fachs nicht ist, dessen soll sie sich strikt enthalten.

Es ist nicht Sache der Theologie, den Naturwissenschaftlern zu beweisen, dass es Gott auf jeden Fall gibt. Die Theologie hat sich darauf zu beschränken, von Gott zu reden und alles zu erforschen, was mit Gott im Zusammenhang steht, sowie in ihrem Fach das Maximum an Kenntnissen zu erlangen. Was ihres Fachs nicht ist, dessen soll sie sich strikt enthalten.

Gott kann niemals von Menschen bewiesen werden. Er beweist sich selbst, indem er sich den Menschen offenbart und sie berührt. Es gilt, auf Ihn zu hören und sich von Ihm berühren zu lassen. Gott zu leugnen, weil ich seine Selbstoffenbarungen nicht hören und erkennen kann, weil ich seine Seelenberührungen nicht spüre, wäre so, als würde man das Vorhandensein der nicht hörbaren Frequenzbereiche, die Existenz nicht sichtbarer Strahlung leugnen, nur weil meine Sinne nicht in der Lage sind, sie wahrzunehmen. Der Versuch, Gott zu beweisen, erscheint mir als ein Bestreben, Ihn auf Biegen und Brechen in unser naturwissenschaftlich geprägtes Denken wie einen weiteren Baustein, eine weitere Erkenntnis integrieren zu wollen, Ihn gewaltsam in unsere Kausalitätsvorstellungen pressen zu wollen. Ich möchte Gott nicht durch menschliches Denken "bewiesen" haben, - auch wenn vernünftigerweise Vieles für Ihn spricht - weil Er mir dann wie eine Theorie vorkäme, die bis zu einem Gegenbeweis vorläufig gültig wäre. Mir scheint, wenn Gott objektiv verifizierbar wäre, müsste Er im anderen Falle auch falsifizierbar sein. Was für eine absurde Vorstellung! 

Ich bin von Naturwissenschaft begeistert. Ihre Erkenntnisse werden unser Wissen stets aufs Neue enorm erweitern und uns bisher unbekannte Zusammenhänge klarmachen. Aber mit Gott hat das nur insofern zu tun, als ich persönlich glaube, dass mir die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse die Größe und Herrlichkeit Gottes in beeindruckender Weise vor Augen führen. 

Leider muss man sagen, dass die Kirche es verschuldet hat, dass viele Naturwissenschaftler mit Eifer daran gehen zu beweisen, dass es Gott nicht gibt, dass man Ihn gar nicht braucht. Über viele Jahrhunderte hat die Kirche gemeint, den Wissenschaften vorschreiben zu müssen, dass ihre Forschungsergebnisse mit den kirchlichen Dogmen übereinzustimmen haben. Aus der Wissenschaftsfeindlichkeit der Kirche ist letztlich die Gottes- und Kirchenfeindlichkeit der Wissenschaft hervor gegangen. Weil aber beide Gebiete - Theologie und Naturwissenschaft - nicht miteinander in Konkurrenz stehen, ist ihre Auseinandersetzung im Grunde lächerlich. Ich bin von beiden begeistert, weil beide mir die Größe, das Allvermögen und die Liebe Gottes immer wieder neu aufzeigen. 

Der Wunsch nach dem Gottesbeweis liegt vielleicht nicht darin begründet, dass wir für uns selbst Sicherheit und Gewissheit bekommen wollen, sondern wir möchten mit ihm den anderen, den ungläubigen Menschen mit überheblicher Überlegenheit vorführen, wie sehr sie "auf dem Holzweg" sind. Das gilt im umgekehrten Falle unter anderen Vorzeichen ebenso. 

Als gläubigem Menschen ist mir das alles unwichtig, weil Gott sich mir - und vielleicht manches Mal nur mir - beweist, indem Er sich selbst offenbart, indem Er mir nahe ist und mich berührt, indem Er sich für mich - und vielleicht wieder nur für mich - eben erleb- und erfahrbar macht. Das soll mir genügen. Auch wenn ich jedem Menschen von Herzen wünsche, dass sie/er Gott ganz persönlich in wunderbarer, in beeindruckender und überwältigender Weise an sich erleben darf.

*  *  *  *  *  *  *  

"Wenn ich nur Dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde.  Das ist meine Freude, dass ich mich an Gott halte und meine Zuversicht  setze auf Gott, den Herrn, dass ich verkündige all Dein Tun."    Psalm 73; 25. 28
  

Mittwoch, 14. Dezember 2011

Gebetsworte

  
HERR,

ich weiß nicht, wie viele Worte ich heute sprechen werde,
ich weiß nicht, wie viele meiner Worte einen anderen Menschen
herabsetzen, kränken, beleidigen, verletzen werden,
noch weniger weiß ich, ob wenigstens ein paar meiner Worte
trösten, stärken, erfreuen, aufbauen, mit Hoffnung erfüllen werden.
Ich weiß aber, dass Dein Wort mich heilt.
Lass mich viel mehr auf Dein Wort achten,
lass es mich annehmen, 
schenk mir die Kraft und den Mut und die Weisheit,
nach Deinem ewigen und lebendigen Wort zu handeln.
Lass meine Worte weniger, aber
lass Dein Wort in mir immer mehr werden.
Darum bitte ich Dich. 

Dienstag, 13. Dezember 2011

Christliche Gedanken



Liebevoll

Am Abend unseres Lebens wird es die Liebe sein, nach der wir beurteilt werden, die Liebe, die wir allmählich in uns wachsen und sich entfalten lassen, in Barmherzigkeit für jeden Menschen.

Frère Roger (1915 - 2005)


Zuverlässig

Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage so viel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber Er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf Ihn verlassen.

Dietrich Bonhoeffer (1906 - 1945)

Donnerstag, 8. Dezember 2011

Was ist Sünde?


Wir sind uns bewusst, dass wir Sünder sind. Aber ist uns klar, was "SÜNDE" ist? Damit habe ich mich ein wenig beschäftigt.

Zunächst ist für mich Sünde alles, was mich von Gott abwendet, was mich von IHM entfernt, was mich von Ihm trennt, was zwischen Ihm und mir steht. Dabei ist es unwichtig, ob es sich um Gedanken, Worte oder Taten handelt. Denn Christus hat gesagt, dass das bloße Vorstellen einer bösen Tat ebenso schlimm ist wie die Ausführung dieser Tat. Aus Gedanken werden letztlich Haltungen, die man mit Worten ausdrückt und irgendwann in die Tat umsetzt. Wenn ich also an meiner Sündhaftigkeit arbeiten möchte, muss ich verstärkt auf meine Gedanken achten. Wenn es mir gelingt, meine Gedanken im Alltag in eine positive, eine gute Richtung zu drehen, dann wird sich meine innere Haltung verändern, was sich nach aussen in meiner Rede und meinem ganzen Handeln zeigen und manifestieren wird. Dazu halte ich es für motivierend, mir vor Augen zu führen, wie Sünde wirkt. Ich schrieb oben, sie trenne von Gott; daran lässt es sich vielleicht gut veranschaulichen:

Wenn ich mich von einem Menschen z. B. drei Schritte entferne, meine ich ihn zunächst besser zu sehen. Ich sehe nicht nur sein Gesicht oder seinen Oberkörper, sondern den ganzen Menschen. Entferne ich mich weitere drei Schritte von ihm, sehe ich ihn immer noch deutlich, aber Feinheiten seiner Mimik entgehen mir bereits. Seine Stimme kann ich, sofern er nicht grade flüstert, immer noch gut wahrnehmen. Wenn ich mich nochmals 6 Schritte von ihm entferne, kann ich ihn noch gut erkennen, sein Gesichtsausdruck - ob er lächelt oder weint - entgeht mir allerdings, weil er dazu zu weit weg ist. Auch normales Reden verstehe ich nicht mehr vollständig, man muss die Stimme jetzt schon ziemlich erheben. Verdoppele ich den Abstand noch einmal, kann ich vielleicht noch erkennen, wer die betreffende Person ist, aber sehr viele Dinge kann ich auf diese Distanz nicht mehr erkennen. Eine Kommunikation ist nur noch durch lautes Rufen (Brüllen) möglich, aber selbst davon wird vieles bereits unverständlich. Je mehr ich den Abstand vergrößere, um so weniger kann ich von dem Entfernten erkennen. Irgendwann gerät er sogar vollkommen außer Sicht. Mit zunehmender Distanz höre ich den anderen immer schlechter. Relativ bald kann ich nicht mehr verstehen, was er sagt, bald auch nicht mehr feststellen, ob er überhaupt etwas gesagt hat. Mit weiter zunehmendem Abstand sehe und höre ich ihn nicht mehr; eine Kommunikation ist da schon lange nicht mehr möglich. Da hilft es auch nicht, dass ich ein Bild von ihm habe, oder einen Brief, den er mir geschrieben hat. Diese Dinge erinnern mich zwar an den Betreffenden, aber sie ermöglichen mir keine Kommunikation mit ihm.

Wenn mich Sünde von Gott entfernt, habe ich vielleicht anfänglich die Illusion, Gott besser zu erkennen. Aber das Gefühl der Nähe entsteht nicht mehr, selbst wenn ich mir sage, ich könne ja jederzeit wieder näher zu Ihm kommen. Und wenn Er sich leise an mich wendet, kann ich Ihn bereits nicht mehr richtig verstehen. Geht es so weiter, dann ist Gott immer noch in meinem Blickfeld, aber ich habe das Gefühl, schon ziemlich brüllen zu müssen, bis Er mich endlich versteht. Ein ziemlicher Teil Seiner Äusserungen erreicht mich schon gar nicht mehr. Und je mehr ich mich von Ihm entferne, um so schlimmer wird es. Irgendwann ist Gott ganz aus meinem Blick verschwunden, und ich kann seine Stimme nicht mehr hören. Da hilft mir auch mein Gottesbild nicht mehr, selbst das, was ich noch von Ihm lesen kann, ändert nichts daran, dass ich Ihn weder sehen, erkennen, hören noch verstehen kann. Ich bin einfach zu weit von Ihm weg.

Während das zwischen zwei Menschen auf beiden Seiten so ist, ändert sich die Entfernung zwischen Gott und uns nur für uns Menschen. Gott sieht und hört uns weiterhin wie immer. Aber wir hören nicht mehr, was Er sagt, wir sehen (erkennen) ihn nicht mehr, wir verstehen ihn nicht mehr. Daran können wir uns entweder gewöhnen, dann vermissen wir Ihn im Laufe der Zeit immer weniger, oder wir beginnen Angst zu haben. Das eine ist so schlimm wie das andere. 

Wir mögen uns die Illusion machen, wir bräuchten uns Ihm nur wieder zu nähern. Aber nehmen sie als Beispiel eine x-beliebige Landschaft; sie wissen, irgendwo ist da einer, den sie gut kennen. Da sie ihn aber weder sehen noch hören, können sie nicht mit Sicherheit sagen, ob sie sich diesem Menschen nähern oder sich noch weiter von ihm entfernen, falls sie sich in eine bestimmte Richtung bewegen. Da ich oben schrieb, dass uns Sünde auch von Gott abwendet, können wir also (um in diesem Bild zu bleiben) noch nicht einmal genau sagen, in welche Richtung wir uns wenden müssten, um wieder zu Ihm zu finden. Wenn wir uns durch Sünde von Gott immer weiter entfernen, können wir von uns aus nichts, gar nichts tun, um Ihm neu nahe zu kommen. Es ist nur gut, dass Gott - sollten wir uns nicht schon an sein Entferntsein gewöhnt haben - unser ängstliches Rufen hört. Er, und nur ER allein, kann die Distanz, die durch die Sünde entstanden ist, aufheben. Er zieht uns zu sich; wir können nur geängstigt bitten. Gottes Liebe ist so groß, dass Er uns immer wieder neu zu sich zieht, dass Er stets aufs Neue die Distanz zwischen uns und Ihm aufhebt. Dieses Glück, diese Sicherheit haben wir allein Christus zu verdanken, der gesagt hat: "Vater, ich will, dass die, die Du mir gegeben hast, auch da seien, wo ich bin." Deshalb kommt Gott uns immer wieder nahe, deshalb nähert Er sich uns immer wieder neu. Das sollte uns dafür sensibilisieren, Gottes Nähe dadurch zu suchen, dass wir alles vermeiden, was uns von Ihm entfernt. Lassen wir keine Distanz zu Gott aufkommen, denn wir sind aus eigenen Stücken nicht in der Lage, diesen Abstand wieder zu verringern. Und wir wissen nicht, wie lange die uns zugemessene Zeit der Gnade noch währt. Carpe diem!

Mittwoch, 7. Dezember 2011

Gedankensplitter

 
 
Über die christliche Klugheit

Klug werden im Sinne der Bibel heißt: erkennen, dass unser Tun Folgen hat und dass, wer bestimmte Folgen nicht will, auch ein bestimmtes Tun nicht wollen darf.

Helmut Gollwitzer (1908 - 1993)
 
 

Auf der Höhe der Zeit

Alles hat seine Zeit, und die Hauptsache ist, dass man mit Gott Schritt hält und ihm nicht immer schon einige Schritte voraus eilt, allerdings auch keinen Schritt hinter ihm zurück bleibt.

Dietrich Bonhoeffer (1906 - 1945)

Dienstag, 6. Dezember 2011

Adventsgebet

  
O Herr,

lass uns unsere Herzen zu Dir erheben,
lass uns demütig Dir zugewandt sein,
lass uns offen sein für Dein Wirken und Walten,
lass uns gläubig hoffend lieben, -
Dich, unsere Schwestern und Brüder,
alle Menschen ohne jede Ausnahme!

O Herr,

wende uns Dein gnädiges Angesicht zu,
sei uns liebevoll und huldreich zugewandt,
arbeite an uns durch Wort und Gnade,
stärke unseren Glauben täglich neu,
belebe unsere Hoffnung täglich neu,
stärke uns in der Liebe täglich neu,
sei unsere Hilfe und unser Heil,
sei uns gnädig und erlöse uns,
sende uns Deinen Sohn Jesus Christus,
der sich uns versprochen hat!

O Herr,

lass uns in Erwartung stehen,
lass uns Christus tätig erwarten,
lass uns zuletzt unsere Hoffnung
ganz auf die Gnade werfen,
lass uns betend, arbeitend, liebend,
vergebend, versöhnlich, demütig,
sanftmütig, lernend sein bis zuletzt!

O Herr,

nimm Dich unsrer an,
nimm uns gnädig an,
komm zu uns,
komm in uns,
bitte KOMM!

Amen

Seligpreisung

  
Selig sind die Betenden, denn sie nehmen sich Zeit für Gott. Gottes Zeit arbeitet für sie. Selig sind die Betenden, denn sie erfahren das Handeln Gottes und seine Barmherzigkeit. Gott stellt sich an ihre Seite.

Walter Hümmer (1909 - 1972)

Worauf warten wir?

  
Im Advent warten viele, dass endlich Weihnachten wird. Man wartet auf den Urlaub, die Feiertage. Der eine oder andere wartet darauf, mit der Familie und Verwandtschaft zu feiern, zu reden, eine schöne Zeit zu verleben.

Gerade Kinder warten dann aufs Christkind oder auch den Weihnachtsmann, die dann endlich die so lange und heiß ersehnten - hoffentlich möglichst viele! - Geschenke bringen.

Wieder andere warten darauf, dass der ganze Weihnachts- und Geschenkerummel endlich vorbei ist. Jedes Jahr dasselbe! Wie jedes Jahr erwarten sie, was ihrer Ansicht nach unvermeidlich kommt: Weihnachtsmarkt mit Glühweinsaufen, Weihnachtsfest mit Gänsebraten, deshalb Gewichtszunahme und letztlich immer wieder - Streit! Weil man sich weihnachtlich auf der Pelle sitzt, obwohl man sich eigentlich nicht leiden kann.

Noch andere warten auf die Christmette. Endlich mal wieder in die Kirche gehen, mit der man ja eigentlich nichts mehr am Hut hat; aber zu Weihnachten ist das immer so schön feierlich. 

Ich habe mich beim Schreiben dieser Zeilen gefragt, ob ich nicht in jeder dieser Erwartungen mich selbst wiederfinde, wenigstens so ein wenig. Auch ich freue mich auf die freien Tage, - mal aus der Mühle des Alltags heraus zu kommen. Auch ich freue mich auf das weihnachtliche Beieinandersein mit der Familie und den Verwandten. Auch ich freue mich über Geschenke, immer wieder. Aber ich freue mich auf darauf, dass dieser ganze Weihnachtshype vorbei ist. Nicht mehr ständig die selben (oft nur Pseudo-) Advents- und Weihnachtslieder aus allen Ecken um die Ohren gedudelt bekommen, nicht mehr auf jedem Platz der Stadt Glühweingeruch mit allen dazugehörigen Nebenwirkungen, endlich ein Ende mit diesem ganzen, durchkommerzialisierten Hochglanzquatsch. Auch ich freue mich auf den weihnachtlichen Kirchgang, der mir, der uns allen hoffentlich bewusst machen wird, worauf wir als Christen eigentlich warten:

Wir warten auf Christus, der verheißen hat, wiederzukommen! (vgl. Johannes 14; 3)

Wir warten nicht auf die Geburt eines Erlösers; - die geschah in Bethlehem. Wir warten nicht auf materielle Dinge, die so vieles im Leben verschütten. Wir warten auf den Heiland, der wiederkommt. In uns soll der altchristliche Ruf klingen:  Maranata - Unser Herr kommt!

Darum möchte ich in meinem persönlichen Advent das Bewusstsein, dass es um "Adventus Domini" geht, als Leitsatz, als Motto in mein Leben nehmen:

Wir warten auf die Ankunft des Herrn!
Willkommen Jesus Christus, - 
DU wirst sehnlich erwartet! 

Maranata - Unser Herr, KOMM!


Wir warten dein, o Gottes Sohn,
und lieben dein Erscheinen.
Wir wissen dich auf deinem Thron
und nennen uns die Deinen.
Wer an dich glaubt, erhebt sein Haupt
und siehet dir entgegen;
du kommst uns ja zum Segen.
Wir warten deiner mit Geduld
in unsern Leidenstagen;
wir trösten uns, dass du die Schuld
am Kreuz hast abgetragen;
so wollen wir nun gern mit dir
uns auch zum Kreuz bequemen,
bis du es weg wirst nehmen.
Wir warten dein; du hast uns ja
das Herz schon hingenommen.
Du bist uns zwar im Geiste nah,
doch wirst du sichtbar kommen.
Da willst uns du bei dir auch Ruh,
bei dir auch Freude geben,
bei dir ein herrlich Leben.
Wir warten dein, du kommst gewiss,
die Zeit ist bald vergangen;
wir freuen uns schon überdies
mit kindlichem Verlangen.
Was wird geschehn, wenn wir dich sehn,
wann du uns heim wirst bringen,
wann wir dir ewig singen!
1767 gedichtet von Philipp Friedrich Hiller (1699 - 1769)

Christus ist mein



Welche Wahl, aus freien Gnaden
zum Bunde seines  Volks geladen,
zur Kindschaft auserwählt zu sein;
sich des Heilands freu'n zu können,
vor Tausenden sich SEIN zu nennen
und froh zu rühmen: ER ist mein!
Welch unschätzbarer Bund!
Und wenn sich in den Grund
Berge senken:
Er wanket nicht; Er strahlt im Licht,
wenn aller Sonnen Bau zerbricht.

O ihr Seelen, von der Erde
durch Blut erkauft, Du kleine Herde,
verkünde laut des Hirten Ruhm!
Volk, dem Er den Gottesfrieden,
des Himmels Bürgerrecht beschieden:
Komm, opf're Dank im Heiligtum!
Wie strömt Er Heil und Kraft
auf Deine Pilgerschaft
huldreich nieder!
Und unverwandt führt seine Hand
Dich himmelan ins bess're Land.

Könnt´ auch eine Mutter dessen,
den sie im Schoße trug, vergessen;
der HERR vergisst doch Deiner nicht.
Wenn Dich seine Hand nicht führte,
Sein Geist nicht Deinen Geist regierte
mit seinem heil'gen Recht und Licht:
Ach, ohne Trost und Rat
verlörst Du Weg und Pfad.
Halleluja!
Sein Angesicht bleibt unser Licht,
sein Wort der Stab, der nie zerbricht.

Treff' uns Leichtes oder Schweres, -
Preis Ihm! - kein Spiel des Ungefähres,
der HERR ist's, der es uns beschied.
Keinen, keinen seiner Treuen
wird Glaub´ und Zuversicht gereuen,
auch wo er keinen Ausgang sieht.
Der unsre Haare zählt,
weiß, was den Seinen fehlt.
Sein Erbarmen
lenkt unsern Lauf zu Ihm hinauf,
und schließt uns Gottes Schätze auf.

Selig, wer aus Gottes Schätzen
gewohnt, sich Herz und Geist zu letzen,*
bei IHM im Glauben treu beharrt!
Doppelt selig, wer den Segen
des HERRN auf Wucher auszulegen,
in Seinem Dienst gewürdigt ward!
Wie weiht dem guten HERRN
die Dankbarkeit so gern
Seel´ und Glieder!
Und was Er sagt, wird unverzagt
auf seinen Beistand hin gewagt.

Brunnquell aller Seligkeiten,
die überschwänglich sich verbreiten,
wo Herzen Dein bedürftig sind!
Leit´ auf Deiner Diener Pfade
ein helles Bächlein Deiner Gnade,
das bis ins ew'ge Leben rinnt!
Ja, zwiefach mild und hell
ström´ ihres Segens Quell,
weil auf viele
sich sein Erguss und Überfluss
als Gottes Heil verbreiten muss!

Sieh´, in Lob und Dank ergossen,
seh'n Deines Bundesvolks Genossen
mit Wonne manches Ziel erreicht.
Mach´ ihm bis zum letzten Ziele
durch Deinen Schutz in Frost und Schwüle
der Wallfahrt Mühen lieb und leicht!
Sei mit ihm fort und fort
in allem Tun und Wort:
und mit allen,
die Deine Hand in jedem Land
zum Geistesbund´ auf Dich verband!


von Karl Bernhard Garve (1763 - 1841)

* letzen = veraltet für: sich laben, ergötzen

Montag, 28. November 2011

JESUS oder Wort und Tat

Ihr nennt mich Meister;
so fragt mich doch!
Ihr nennt mich Licht;
so seht mich doch!
Ihr nennt mich Weg;
so folgt mir doch!
Ihr nennt mich Leben;
so sucht mich doch!

Ihr heißt mich weise;
so glaubt mir doch!
Ihr heißt mich schön;
so liebt mich doch!
Ihr heißt mich reich;
so bittet mich doch!
Ihr heißt mich ewig;
so traut mir doch!

Ihr heißt mich edel;
so ehrt mich doch!
Ihr heißt mich barmherzig;
so hoffet doch!
Ihr heißt mich allmächtig;
so dienet mir doch!
Ihr heißt mich gerecht;
so fürchtet mich doch!

Ihr nennt mich die Liebe;
so folgt doch der Bahn,
denn wenn Ihr mich liebt,
habt Ihr alles getan!

von einem unbekannten Verfasser

Lobgesang

Harmonien, hell und rein,
klingen tief in allen Dingen.
Hörst Du in Dein Herz hinein,
dringt zu Dir dies zarte Singen.
Preisend tönt's dem Herren droben,
der die Welt so schön gemacht;
tief in sich will alles loben
Gottes hehre Schöpfungspracht.


© urs-leo

Sonntag, 27. November 2011

Zum 1. Advent

  
Wir leben als Menschen in ständiger Erwartung. Wir erwarten bestimmte Dinge vom Leben, von unseren Mitmenschen, auch von uns selbst. In der Advents-/ Erwartungs-/ Ankunftszeit werden alle unsere Erwartungen in einen anderen Sinnzusammenhang gestellt. Christus fordert uns auf: "Erwartet MICH, erwartet mein Kommen, stellt Euer Leben auf meine Ankunft ein!"

Der Hoffnungs- und Bekenntnisruf der Frühen Kirche soll heute in unserem persönlichen Advent aufscheinen, er soll an Bedeutung und Gewicht gewinnen:

MARANATA  -  U n s e r   H E R R   k om m (t) !!!

Die Propheten haben Israel den Erlöser, den Heilsbringer, den Messias, verheißen. Dieser ist in Jesus Christus erschienen zur Erlösung von Schuld und Sünde, zum Heil der Menschen. Johannes sagt: "… und die Seinen nahmen IHN nicht auf!" (vgl. Joh. 1; 11). Dieser Heiland ist auch in der Kirche Christi heute verkündigt. Christus hat uns fest zugesagt, dass er wiederkommen wird (vgl. Joh. 14; 3). Aber er ist damit nicht nur der Zukünftige, sondern er ist uns auch heute nahe; das gilt es gläubig anzunehmen. ER, den wir heute in seinem lebendigen Wort erleben, der uns in der Eucharistiefeier stets so liebevoll nahe ist, hat doch auch zugesagt, an allen Tagen bei uns zu sein (vgl. Matt. 28; 20). Das Heil in Christus ist uns gegenwärtig nahe. Unser Herz und unsere Seele dürfen das freudig und hoffnungsfroh erwarten. Und zugleich ist ER eben nicht nur der von der Jungfrau Maria geborene, unter Pontius Pilatus leidende, gekreuzigte, begrabene und am dritten Tage wieder auferstandene Heiland der Menschen als ein "Gewesener", sondern er ist immer auch der Wiederkommende, der, den wir mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele, mit all unserer Kraft erwarten sollen, erwarten wollen. Das ist unsere alles überstrahlende Erwartung, die im Advent das Licht des Evangeliums in uns leuchten lässt.

Freitag, 25. November 2011

Gerrit ter Steegen (25.11.1697 - 03.04.1769)

 Gott ist gegenwärtig, lasset uns anbeten
und in Ehrfurcht vor ihn treten.
Gott ist in der Mitten. Alles in uns schweige
und sich innigst vor Ihm beuge.

Wer Ihn kennt,

wer Ihn nennt,

schlag' die Augen nieder;

kommt, ergebt euch wieder.



Gott ist gegenwärtig, dem die Cherubinen
Tag und Nacht gebücket dienen.

Heilig, heilig, heilig! singen Ihm zu Ehre

aller Engel hohe Chöre.

Herr, vernimm

unsre Stimm,
da auch wir Geringen
unsre Opfer bringen.



Wir entsagen willig allen Eitelkeiten,

aller Erdenlust und Freuden;
da liegt unser Wille, Seele, Leib und Leben,
Dir zum Eigentum ergeben:
Du allein
sollst es sein,

unser Gott und Herre,

Dir gebührt die Ehre.



Majestätisch Wesen, möcht' ich recht Dich preisen

und im Geist Dir Dienst erweisen! 

Möcht' ich wie die Engel immer vor Dir stehen
und Dich gegenwärtig sehen!
Laß mich Dir

für und für
trachten zu gefallen,

liebster Gott, in allem.

Du durchdringest alles; lass Dein schönstes Lichte,
Herr, berühren mein Gesichte.

Wie die zarten Blumen willig sich entfalten

und der Sonne stille halten:

lass mich so

still und froh

Deine Strahlen fassen

und Dich wirken lassen.



Mache mich einfältig, innig, abgeschieden,
sanft und still in Deinem Frieden;
mach mich reines Herzens, daß ich Deine Klarheit

schauen mag im Geist und Wahrheit.
Lass mein Herz
überwärts

wie ein'n Adler schweben
und in Dir nur leben.

Herr, komm in mir wohnen, laß mein Geist auf Erden

Dir ein Heiligtum noch werden;

komm, Du nahes Wesen, Dich in mir verkläre,

dass ich Dich stets lieb und ehre.

Wo ich geh',
sitz' und steh',
lass mich Dich erblicken
und vor Dir mich bücken.

Gerhard Tersteegen

Jenseitsgrüße

O weine nicht um mich;
ich bin in jenen Welten
wo alles Leid und alle Qual versiegt.
Lass aus Vergangenem
nur noch das Schöne gelten,
den Traum vom Glück,
der hinter uns nun liegt.

O weine nicht um mich,
uns kann der Tod nicht trennen!
Ich sehe all Dein Leid,
so wie ich einst es sah, was Dich betrübt,
kann ich's auch jetzt erkennen
und bleibe ewig Deiner Seele nah.

Doch Du sollst leben, und wenn zu den Sternen
Dein Blick sich wendet, lösend all Dein Weh,
dann sei gewiss, dass ich aus weiten Fernen
Dich segnend grüße und Dein Glück erfleh´!

Alexej Apuchtin (1841 - 1893)

Donnerstag, 24. November 2011

Herbst

Die Blätter fallen, fallen wie von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
sie fallen mit verneinender Gebärde.

Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.

Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sieh dir andre an: es ist in allen.

Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.

Rainer Maria Rilke (1875 - 1926)

Ist in Bösem auch Gutes? - Über das Vergeben

Das nachstehende Gebet stand auf einem Stück Packpapier,
das man im KZ Ravensbrück gefunden hat:

"HERR, gedenke
nicht nur der Männer und Frauen guten Willens,
sondern auch der böswilligen.
Gedenke nicht nur all der Leiden,
die wir unter ihrem Joch zu erdulden haben.
Gedenke auch der Früchte,
die wir dank dieser Leiden hervorgebracht haben
- unserer Kameradschaft, unserer Treue,
unserer Demut, unserer Tapferkeit und Hochherzigkeit,
der Herzensgröße, die das alles inspirierte.
Und wenn sie dann vor den Richter treten,
lass all diese Früchte, die wir hervorgebracht haben,
ihnen zur Vergeltung und zur Vergebung gereichen."

Wie groß ist doch die Arbeit, die ich noch in
meiner Seele zu leisten habe, um so zu vergeben!

ER

Nicht Malen und nicht Meißeln stillt die Not
der Seele mehr, nur jenes Gottes Liebe,
der uns vom Kreuz die offnen Arme breitet.

Michelangelo di Lodovico Buonarroti Simone,
genannt Michelangelo (1475 - 1564)

Einer oder drei oder was?

Das Göttliche Eine ist nicht der Anfang einer Zahlenreihe, es ist keine Zahl, sondern die Verneinung der Zahl. Es bedeutet das Einzige und nicht die Hälfte von zwei oder ein Drittel von drei. Man addiert keine Drei zu einem Einzigen.

Diese Bemerkung ist kein subtiles Spiel ohne Bedeutung. Will man unserem logischen Denken nachgeben und die Drei Göttlichen Personen mit Gewalt zueinanderrechnen, dann schlösse man bereits im ersten Anfang die Türen zum Mysterium der Dreifaltigkeit, und man riskierte alle Arten von Konfusionen. Denn selbst, wenn die Gottheit über allem liegt und als dreifaltige Einheit gefeiert wird, so ist sie doch weder eine Drei noch eine Eins im Sinne unserer Zahlen.

Maximus Confessor

Dienstag, 22. November 2011

Abendmahlslied unserer Zeit

We gather here 
In Jesus name 
His love is burning in our hearts 
Like living flame 
For thru the loving Son 
The Father makes us one 

Come take the bread 
Come drink the wine 
Come share the Lord 

No one is a stranger here 
Everyone belongs 
Finding our forgiveness here 
We in turn forgive all wrongs 
He joins us here 
He breaks the bread 
The Lord who pours the cup 
Is risen from the dead 
The one we love the most 
Is now our gracious host 

Come take the bread 
Come drink the cup 
Come share the Lord 

We are now a family 
Of which the Lord is Head 
Though unseen he meets us here 
In the breaking of the bread 



We'll gather soon 
Where angels sing 
We'll see the glory of our Lord 
And coming King 
Now we anticipate 
The feast for which we wait 

Come take the bread 
Come drink the wine 
Come share the Lord 


von Bryan Jeffrey Leech

Montag, 21. November 2011

Bitten

HERR, Du großer Gott,

mach' unsere Herzen weit,
damit uns Deine Liebe erfüllen kann;
mach' unsere Seelen warm,
damit wir Deine Liebe leben und weitergeben;
mach' unsere Herzen gütig und rein,
damit wir zu vermeiden suchen,
was andere verletzt und enttäuscht;
mach' unsere Seelen stark,
damit wir mit Verletzungen und Enttäuschungen
besser umzugehen lernen;
mach' unsere Herzen hoffnungsfroh,
damit wir in jeder Situation auf Dich vertrauen;
mach' unsere Seelen still,
damit wir auf Dich hören und Dir folgen;
mach' unsere Herzen fröhlich,
damit wir in Freude und Schmerz
Dein Lob zu singen vermögen;
mach' unsere Seelen vollkommen,
damit wir bald auf ewig bei Dir sein dürfen!

Das bitten wir durch Christus,
unseren Heiland und Retter. AMEN

Samstag, 19. November 2011

Das Wort Gottes - Gedanken zu Hebräer 4; 12

"Das Wort Gottes ist lebendig und kräftig und
schärfer als jedes zweischneidige Schwert und
dringt durch, bis es scheidet Seele und Geist,
auch Mark und Bein, und ist ein Richter der
Gedanken und Sinne des Herzens."

Wir leben in einer Zeit der "galoppierenden Inflation", und damit ist keineswegs unsere Währung gemeint. Aus Zeitungen und Zeitschriften, aus Rundfunk und Fernsehen, aus dem Internet, aus Facebook, ICQ und was man noch so alles nennen könnte, selbst beim Einkauf werden wir geradezu "überflutet" mit Worten. Das führt dazu, dass wir selektieren, ausblenden, überhören. Man kann und man will nicht alles hören; es ist zuviel.

Und dem steht nun ein Singularetantum (Begriff der Einzahl) gegenüber: "Das Wort Gottes". Es steht in der Einzahl, obwohl es doch so inhaltsreich ist, und uns so viel zu sagen hat. Gleichwohl ist es - weil es eben (auch) "Wort" ist - in der Gefahr, ausgeblendet und überhört zu werden. Geht in der Masse der Worte das "Wort Gottes" unter?

Nun, sehr viele Worte, die auf uns einströmen, auch solche, die wir selbst von uns geben, sind im Grunde "leeres Stroh", Floskeln, ohne Sinn und Gehalt; sie sind "tot". Es wurde einmal die Aussage getroffen: "Manche Worte sind so tot, wie eine ausgestorbene Tierart" - Wie ist das mit "Gottes Wort"?

Was ist das eigentlich - Gottes Wort?

"Gottes Wort" ist per definitionem eine Aussage Gottes selbst. Aussagen Gottes begegnen uns in den von ihm inspirierten Schriften des Alten und Neuen Testamentes. Sie begegnen uns in Worten, die er selbstoffenbarend durch die Kraft des Heiligen Geistes lebendig macht (das ist nicht an einen Altar oder Ambo gebunden). Sie begegnen uns in Christus, dem Logos, von dem der Johannesprolog in so eindrucksvollen Worten spricht. Damit begegnen sie uns auch im Evangelium, der frohen Botschaft von der Erlösung und Auferstehung.

Und diese Aussagen Gottes - eben sein "Wort" - haben nun verschiedene Eigenschaften, die der Schreiber des Hebräerbriefes (er ist leider unbekannt) in diesem wunderbaren Bibeltext benennt:

Das Wort ist lebendig.

Gottes Wort ist lebendig, weil es aus der ewigen Quelle des Lebens (vgl. Psalm 36, 10) entströmt, und damit imstande ist, uns "neues Leben" - z. B. im Glauben, in der Hoffnung, in der Liebe - ins Herz zu senken. Gottes Wort ist schöpferisch, Leben schaffend, Dinge und Menschen verändernd, erneuernd, aktiv ... 

So konnte Jesus Christus als "der Lebendige" (vgl. Offb. 1, 17.18) Tote zurück ins Leben rufen. ER ist das Leben (vgl. Joh. 11, 25) und kann das Leben schenken. Das Wort Gottes ist lebendig und macht lebendig (vgl Joh. 3, 16.36).

Es ist kräftig (oder nach anderer Übersetzung: wirksam).

Weil Gottes Wort eben schöpferisch und lebendig ist, kann es niemals nur "Schall und Rauch" sein, sondern es zeitigt unmittelbare Wirkung. Begegnung mit dem Wort Gottes bringt in Berührung mit Gott, dem Ewigen. In Christus zeigt dieses Wort seine Kraft und Wirksamkeit (griech.: enérgeia) als verwandelnde Kraft Gottes in der Heiligung unserer Seele, es reinigt uns geistlich (vgl. Johannes 15, 3). Am stärksten wird sich diese Verwandlungskraft an uns erweisen bei der Wiederkunft Jesu Christi (vgl. 1. Korinther 15, 51 f.), auf die wir warten. Gottes Wort ist so wirksam, dass man nicht nur darüber nachdenken, reden, schreiben wird, sondern sich veranlasst sieht, danach zu handeln. Dazu ist es logischerweise notwendig, dass ich es höre, verstehe, also erkenne, es anerkenne und dieses göttliche Wort (auch in seinen Konsequenzen) gläubig und vertrauend annehme.

Das Wort ist scharf.

Es wird als "schärfer als ein zweischneidiges Schwert" gekennzeichnet (das lässt auch an ein Skalpell denken). Das Schwert ist eine Waffe; man kann damit angreifen oder sich verteidigen. Wir können uns mit Gottes Wort rüsten, um uns gegen die Versuchungen zu schützen (vgl. Lukas 4, 1 - 13). Es befähigt uns auch, das Ungute, Böse, in uns in Angriff zu nehmen, um es abzulegen. So wirkt es "nach allen Seiten"; es ruft uns in Verantwortung und Entscheidung und veranlasst uns zu zielorientiertem Handeln.

Es ist durchdringend.

Man kann von keinem Bereich unseres Seins behaupten, er wäre von Gottes Wort nicht betroffen; es dringt überall hin. Dabei ist unerheblich, ob wir uns dieser Erkenntnis öffnen oder verschliessen. Auch wenn ich es leugne, betrifft mich Gottes Wort; ich will es dann nur nicht wahrhaben. Dieses durchdringen hat den Effekt, dass es Scheidungen (Trennungen) zeitigt. Es dringt bis ins Innerste unserer Existenz und scheidet Seele und Geist. Hier spricht der Grundtext von "psyche" und "pneuma". Die griechische Antike sprach allem Leben eine "psyche" zu, aber allein der Mensch hatte auch "pneuma", was ihn befähigte, über sich selbst hinaus zu denken und Gott zu erkennen. So bezeichnet hier also "psyche" den "menschlich-natürlichen" Bereich des Lebens, während "pneuma" das "geistlich-ewige" Sein in uns meint. In der Durchdringung aller Existenzebenen und der daraus resultierenden Scheidung (Trennung) der Seinsbereiche hilft uns das Wort Gottes, klar zu unterscheiden, so dass wir als Folge des an uns ergangenen Wortes eine entsprechende und sinnvolle Entscheidung treffen können.

Das Wort ist richtend.

Das Wort Gottes äussert den göttlichen Willen, wodurch es"gut" und "böse" unterscheidet und dadurch die Sünde definiert. Da nach der Aussage von Paulus der Tod "der Sünde Sold" ist (vgl. Römer 6, 23), hat das Wort Gottes, indem es die Sünde kennzeichnet, richterliche Funktion, weil es damit eine Zuordnung zu "Tod" oder "Leben" vornimmt. Es verdammt oder es verherrlicht. Es befindet auch über die Gnade (vgl. Exodus 33, 19). Somit ist auch das göttliche Wort der Gnade ein richtendes Wort, auch wenn es keine Strafe verhängt, sondern eben die Begnadigung verkündet und damit die Sünde zwar nicht aufhebt, aber diese nicht anrechnet, sondern sie statt dessen verwandelt (vgl. Jesaja 1, 18). Jesu Wort ruft uns immer wieder neu in die Entscheidung, weil wir es nur annehmen oder ablehnen können. Wer es annimmt, wird dadurch rein (vgl. Johannes 15, 3), wird angenommen, errettet und erhält das ewige Leben (vgl. Johannes 6, 47; 8, 51; 11, 25). Wer es ablehnt, wird nicht allein durch das Wort, sondern auch durch seine ablehnende Haltung gerichtet (vgl. Johannes 3, 18). Denen, die Gott annehmen, ist sein Wort immer ein liebevolles, erlösendes Wort der Gnade und des Heiles.

Die Kraft des Wortes Gottes ist

- Leben schaffend,
- heilend,
- stärkend,
- tröstend,
- Glauben schenkend,
- Hoffnung gebend,
- Liebe vermehrend,
- Gnade zusprechend,
- Freiheit verkündend,
- errettend,
- vollendend, also
- Heil bringend

wirksam an unseren Seelen, wenn wir es annehmen und anwenden.

Dann kann es in alle Bereiche unseres Seins eindringen und wirken; wir können seine Kräfte und Wirkungen an der eigenen Seele eindrucksvoll erleben. Wir spüren darin Gott in seinem Nahesein, Christus in seiner vergebenden Liebe und den Heiligen Geist in seiner Klarheit schaffenden und vollendenden Wirksamkeit.