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Freitag, 30. Dezember 2011

Das Jahr geht still zu Ende

    
Das Jahr geht still zu Ende;
nun sei auch still, mein Herz!
In Gottes treue Hände
leg ferner Freud' und Schmerz,
und was dies Jahr umschlossen,
was Gott der Herr nur weiß,
die Tränen, die geflossen,
die Wunden brennend heiß!

Warum es so viel Leiden,
so kurzes Glück nur gibt?
Warum denn immer scheiden,
wo wir so sehr geliebt?
So manches Aug' gebrochen,
so mancher Mund nun stumm,
der erst noch hold gesprochen
du armes Herz, warum?

Dass nicht vergessen werde,
was man so gern vergißt:
dass diese arme Erde
nicht unsre Heimat ist.
Es hat der Herr uns allen,
die wir mit Geist getauft,
in Zions gold'nen Hallen
das Bürgerrecht erkauft.

Hier gehen wir und streuen
die Tränensaat ins Feld,
dort werden wir uns freuen
im sel'gen Himmelszelt.
Hilf, Herr, uns durch die Zeiten
und mache fest das Herz,
geh' selber uns zur Seiten
und führ' uns heimatwärts!

O das ist sich'res Gehen
durch diese Erdenzeit;
nur immer vorwärts sehen
mit sel'ger Freudigkeit:
wird uns durch Grabeshügel
der klare Blick verbaut,
Herr, gib der Seele Flügel,
dass sie hinüberschaut.

Hilf Du uns durch die Zeiten
und mache fest das Herz,
geh' selber uns zur Seiten
und führ' uns heimatwärts.
Und ist es uns hienieden
so öde, so allein,
o laß in Deinem Frieden
uns hier schon selig sein.

Eleonore Prinzessin Reuß zu Köstritz,
geb. Gräfin zu Stolberg-Wernigerode (1835 - 1903)


Zu Weihnachten des Jahres 1857 erhielt die Verfasserin Nachricht, dass ihre Freundin, die Schriftstellerin Marie Nathusius, verstorben sei. Das Gefühl der Fassungslosigkeit und ihre Trauer um die geliebte Freundin verarbeitete sie in dem 1867 erschienenen Gedicht Das Jahr geht still zu Ende. In diesen Text flocht sie Motive aus dem 126. Psalm ein; sie bringt darin ihre Hoffnung auf ein ewiges Leben zum Ausdruck. Das Lied ist im aktuellen Evangelischen Gesangbuch der deutschsprachigen evangelischen Landeskirchen enthalten.

Donnerstag, 29. Dezember 2011

Ein Gebet für unsere Zeit

 

HERR, 
lass uns nicht gleich verwerfen, was wir nicht begreifen. 
Gib uns Mut, dem Neuen zu begegnen, 
Geduld, das Fremde zu begreifen, 
und Weisheit, das Gute anzunehmen, 
das dort gefunden werden kann, wo wir es am wenigsten erwarten. 
Hilf uns, Ehrfurcht vor allem guten Willen 
und ehrlichen Streben zu haben. 
Und wenn wir die Ansichten eines Menschen abweisen, 
so bewahre uns davor, ihn selbst abzulehnen.

William Penn (1644 - 1718)

Mittwoch, 28. Dezember 2011

Zunehmend Licht

 

Nun ist das Licht im Steigen,
es geht ins neue Jahr.
Laß deinen Mut nicht neigen,
es bleibt nicht wie es war.

So schwer zu sein, ist eigen
dem Anfang immerdar,
am Ende wird sich's zeigen,
wozu das Ganze war.

Nicht zage gleich den Feigen
und klag' in der Gefahr!
Schwing auf zum Sonnenreigen
Dich schweigend wie der Aar!

Und wenn du kannst nicht schweigen,
so klage schön und klar!

Friedrich Rückert (1788 - 1866)

Samstag, 24. Dezember 2011

Ein frohes Fest

 
Ich wünsche allen ein von Gott reich gesegnetes,
friedevolles und berührendes Weihnachtsfest!

Möge uns allen noch mehr bewusst werden, dass
mit Christus zu Bethlehem unser Heil geboren ist.
Ohne Weihnachten kein Ostern.

Ich warte auf die erneute Ankunft Christi und lade
Sie ein, mit mir tätig den Heiland zu erwarten.

Mittwoch, 21. Dezember 2011

Liebe - Hoffnung - Leben

 
Der Mensch wird erlöst durch die Liebe. Das gilt zunächst im rein innerweltlichen Bereich. Wenn jemand in seinem Leben die große Liebe erfährt, ist dies ein Augenblick der "Erlösung", die seinem Leben einen neuen Sinn gibt. Aber er wird bald auch erkennen, dass die ihm geschenkte Liebe allein die Frage seines Lebens nicht löst. Sie bleibt angefochten. Sie kann durch den Tod zerstört werden. Er braucht die unbedingte Liebe. Er braucht jene Gewissheit, die ihn sagen lässt: "Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn." (Römer 8; 38.39) Wenn es diese unbedingte Liebe gibt mit ihrer unbedingten Gewissheit, dann - erst dann - ist der Mensch "erlöst", was immer ihm auch im Einzelnen zustoßen mag. Das ist gemeint, wenn wir sagen: Jesus Christus hat uns "erlöst". Durch IHN sind wir Gottes gewiss geworden - eines Gottes, der nicht eine ferne "Erstursache" der Welt darstellt, denn sein eingeborener Sohn ist Mensch geworden, und von Ihm kann jeder sagen: "Ich lebe im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt und sich für mich hingegeben hat." (Galater 2; 20) 

In diesem Sinne gilt, dass, wer Gott nicht kennt, zwar vielerlei Hoffnung haben kann, aber im Letzten ohne Hoffnung, ohne die große, das ganze Leben tragende Hoffnung ist. (vgl. Epheser 2; 12)  Die wahre, die große und durch alle Brüche hindurch tragende Hoffnung des Menschen kann nur Gott sein - der Gott, der uns "bis an s Ende", "bis zur Vollendung" (vgl. Johannes 13; 1 und 19; 30) geliebt hat und liebt. Wer von der Liebe berührt wird, fängt an zu ahnen, was dies eigentlich wäre: "Leben". Er fängt an zu ahnen, was mit dem Hoffnungswort gemeint ist: Vom Glauben erwarte ich das "ewige Leben" - das wirkliche Leben, das ganz und unbedroht, in seiner ganzen Fülle einfach Leben ist. Jesus, der von sich gesagt hat, er sei gekommen, damit wir das Leben haben und es in Fülle, im Überfluss haben (vgl. Johannes 10; 10), hat uns auch gedeutet, was dies heißt - "Leben": "Das ist das ewige Leben: Dich erkennen, den einzigen wahren Gott und den Du gesandt hast, Jesus Christus" (Johannes 17; 3).  Leben im wahren Sinne hat man nicht in sich allein und nicht aus sich allein: Es ist eine Beziehung. Und das Leben in seiner Ganzheit ist Beziehung zu dem, der die Quelle des Lebens ist. Wenn wir mit dem in Beziehung sind, der nicht stirbt, der das Leben selber ist und die Liebe selber, dann sind wir im Leben. Dann "leben" wir.

Joseph Ratzinger, Papst Benedikt XVI.
aus seiner Enzyklika "Spe salvi"

Gedanken

  
Armut

Die schlimmste Armut ist Einsamkeit und das Gefühl,
unbeachtet und unerwünscht zu sein.

Agnes Gonxhe Bojaxhiu "Mutter Teresa" (1910 - 1997)


Lieben und danken

Alles Lieben ist ein Dank-Abstatten dafür, dass wir selber
geliebt und im Lieben geheilt worden sind; wir wachsen in
alle Geheimnisse Gottes hinein, wenn wir das weitergeben,
was wir empfangen haben.

Helmut Thielicke (1908 - 1986)

Freitag, 16. Dezember 2011

Advent

  
Immer ein Lichtlein mehr
im Kranz, den wir gewunden,
dass er leuchte uns so sehr
durch die dunklen Stunden.

Zwei und drei und dann vier!
Rund um den Kranz - welch ein Schimmer!
Und so leuchten auch wir,
und so leuchtet das Zimmer.

Und so leuchtet die Welt
langsam der Weihnacht entgegen.
Und der in Händen sie hält,
weiß um den Segen!


Matthias Claudius (1740 - 1815)

Adventsgesang

  
Wie soll ich Dich empfangen?
Und wie begegn' ich Dir?
O aller Welt Verlangen!
O meiner Seelen Zier!
O Jesu, Jesu setze
mir selbst die Fackel bei,
damit, was Dich ergötze,
mir kund und wissend sei.

Dein Zion streut Dir Palmen
und grüne Zweige hin,
und ich will Dir in Psalmen
ermuntern meinen Sinn.
Mein Herze soll Dir grünen
in stetem Lob und Preis
und Deinem Namen dienen,
so gut ich kann und weiß.

Was hast Du unterlassen
zu meinen Trost und Freud',
als Leib und Seele saßen
in ihrem größten Leid?
Als mir das Reich genommen,
da Fried' und Freude lacht,
da bist Du, mein Heil, kommen
und hast mich froh gemacht.

Ich lag in schweren Banden, 
Du kommst und machst mich los;
ich stund in Spott und Schanden,
Du kommst und machst mich groß.
Und hebst mich hoch zu Ehren
und schenkst mir großes Gut,
das sich nicht lässt verzehren,
wie irdisch Reichtum tut.

Nichts, nichts hat Dich getrieben
zu mir vom Himmelszelt,
als das geliebte Lieben,
damit Du alle Welt
in ihren tausend Plagen
und großen Jammerlast,
die kein Mund aus kann sagen,
so fest umfangen hast.

Das schreib' dir in dein Herze,
du herzbetrübtes Heer,
bei denen Gram und Schmerze
sich häuft je mehr und mehr.
Seid unverzagt! Ihr habet
die Hülfe für der Tür;
der eure Herzen labet
und tröstet, steht allhier.

Ihr dürft euch nicht bemühen,
noch sorgen Tag und Nacht,
wie ihr ihn wollet ziehen
mit eures Armes Macht.
Er kommt, Er kommt mit Willen,
ist voller Lieb' und Lust,
all' Angst und Not zu stillen,
die Ihm an euch bewußt.

Auch dürft ihr nicht erschrecken
für eure Sündenschuld.
Nein! Jesus will sie decken
mit seiner Lieb' und Huld.
Er kommt, Er kommt den Sündern
zum Trost und wahren Heil,
schafft, dass bei Gottes Kindern
verbleib' ihr Erb' und Teil.

Was fragt ihr nach dem Schreien
der Feind' und ihrer Tück'?
Der HERR wird sie zerstreuen
in einem Augenblick.
Er kommt, Er kommt, ein König,
dem wahrlich alle Feind'
auf Erden viel zu wenig
zum Widerstande seind.

Er kommt zum Weltgerichte,
zum Fluch dem, der ihn flucht,
mit Gnad' und süßem Lichte
dem, der Ihn liebt und sucht.
Ach komm, ach komm, o Sonne
und hol' uns allzumal
zum ew'gen Licht und Wonne
in Deinen Freudensaal.

Paul Gerhardt (1607 - 1676)

Donnerstag, 15. Dezember 2011

Über die Verheißung

Die Verheißung steht in einem aufweisbaren Widerspruch zur geschichtlichen Wirklichkeit. Sie hat ihre Entsprechung noch nicht gefunden und zieht darum den Geist ins Zukünftige, nämlich in gehorsame und schöpferische Erwartung, und stellt ihn in den Widerstand gegen die vorliegende Wirklichkeit, die die Wahrheit nicht in sich hat. Sie provoziert so eine besondere Seinsinkongruenz im hoffenden und vertrauenden Bewusstsein. Sie verklärt nicht die Wirklichkeit im Geiste, sondern ist auf ihre Veränderung aus. Darum entbindet sie nicht Kräfte der Anpassung, sondern setzt seinskritische Kräfte frei. Sie transzendiert die Wirklichkeit nicht in ein unwirkliches Reich der Träume, sondern nach vorne in die Zukunft einer neuen Wirklichkeit. Die Wirklichkeitsdeckung der Verheißung liegt in der Glaubwürdigkeit und der Treue dessen, der sie gibt. Die Hoffnung erhofft, wo sie sich an die Verheißungen hält, vom Kommen Gottes auch seine erlösende und zurechtbringende Herrschaft in allen Dingen.

Jürgen Moltmann 
aus: Theologie der Hoffnung

Gott und Beweise

Es ist nicht Sache der Naturwissenschaften, den Theologen zu beweisen, dass es Gott nicht gibt. Die Naturwissenschaft hat sich auf ihr jeweiliges Fach zu beschränken, und darin zu versuchen, das Maximum an Kenntnissen zu erlangen. Was ihres Fachs nicht ist, dessen soll sie sich strikt enthalten.

Es ist nicht Sache der Theologie, den Naturwissenschaftlern zu beweisen, dass es Gott auf jeden Fall gibt. Die Theologie hat sich darauf zu beschränken, von Gott zu reden und alles zu erforschen, was mit Gott im Zusammenhang steht, sowie in ihrem Fach das Maximum an Kenntnissen zu erlangen. Was ihres Fachs nicht ist, dessen soll sie sich strikt enthalten.

Gott kann niemals von Menschen bewiesen werden. Er beweist sich selbst, indem er sich den Menschen offenbart und sie berührt. Es gilt, auf Ihn zu hören und sich von Ihm berühren zu lassen. Gott zu leugnen, weil ich seine Selbstoffenbarungen nicht hören und erkennen kann, weil ich seine Seelenberührungen nicht spüre, wäre so, als würde man das Vorhandensein der nicht hörbaren Frequenzbereiche, die Existenz nicht sichtbarer Strahlung leugnen, nur weil meine Sinne nicht in der Lage sind, sie wahrzunehmen. Der Versuch, Gott zu beweisen, erscheint mir als ein Bestreben, Ihn auf Biegen und Brechen in unser naturwissenschaftlich geprägtes Denken wie einen weiteren Baustein, eine weitere Erkenntnis integrieren zu wollen, Ihn gewaltsam in unsere Kausalitätsvorstellungen pressen zu wollen. Ich möchte Gott nicht durch menschliches Denken "bewiesen" haben, - auch wenn vernünftigerweise Vieles für Ihn spricht - weil Er mir dann wie eine Theorie vorkäme, die bis zu einem Gegenbeweis vorläufig gültig wäre. Mir scheint, wenn Gott objektiv verifizierbar wäre, müsste Er im anderen Falle auch falsifizierbar sein. Was für eine absurde Vorstellung! 

Ich bin von Naturwissenschaft begeistert. Ihre Erkenntnisse werden unser Wissen stets aufs Neue enorm erweitern und uns bisher unbekannte Zusammenhänge klarmachen. Aber mit Gott hat das nur insofern zu tun, als ich persönlich glaube, dass mir die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse die Größe und Herrlichkeit Gottes in beeindruckender Weise vor Augen führen. 

Leider muss man sagen, dass die Kirche es verschuldet hat, dass viele Naturwissenschaftler mit Eifer daran gehen zu beweisen, dass es Gott nicht gibt, dass man Ihn gar nicht braucht. Über viele Jahrhunderte hat die Kirche gemeint, den Wissenschaften vorschreiben zu müssen, dass ihre Forschungsergebnisse mit den kirchlichen Dogmen übereinzustimmen haben. Aus der Wissenschaftsfeindlichkeit der Kirche ist letztlich die Gottes- und Kirchenfeindlichkeit der Wissenschaft hervor gegangen. Weil aber beide Gebiete - Theologie und Naturwissenschaft - nicht miteinander in Konkurrenz stehen, ist ihre Auseinandersetzung im Grunde lächerlich. Ich bin von beiden begeistert, weil beide mir die Größe, das Allvermögen und die Liebe Gottes immer wieder neu aufzeigen. 

Der Wunsch nach dem Gottesbeweis liegt vielleicht nicht darin begründet, dass wir für uns selbst Sicherheit und Gewissheit bekommen wollen, sondern wir möchten mit ihm den anderen, den ungläubigen Menschen mit überheblicher Überlegenheit vorführen, wie sehr sie "auf dem Holzweg" sind. Das gilt im umgekehrten Falle unter anderen Vorzeichen ebenso. 

Als gläubigem Menschen ist mir das alles unwichtig, weil Gott sich mir - und vielleicht manches Mal nur mir - beweist, indem Er sich selbst offenbart, indem Er mir nahe ist und mich berührt, indem Er sich für mich - und vielleicht wieder nur für mich - eben erleb- und erfahrbar macht. Das soll mir genügen. Auch wenn ich jedem Menschen von Herzen wünsche, dass sie/er Gott ganz persönlich in wunderbarer, in beeindruckender und überwältigender Weise an sich erleben darf.

*  *  *  *  *  *  *  

"Wenn ich nur Dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde.  Das ist meine Freude, dass ich mich an Gott halte und meine Zuversicht  setze auf Gott, den Herrn, dass ich verkündige all Dein Tun."    Psalm 73; 25. 28
  

Mittwoch, 14. Dezember 2011

Gebetsworte

  
HERR,

ich weiß nicht, wie viele Worte ich heute sprechen werde,
ich weiß nicht, wie viele meiner Worte einen anderen Menschen
herabsetzen, kränken, beleidigen, verletzen werden,
noch weniger weiß ich, ob wenigstens ein paar meiner Worte
trösten, stärken, erfreuen, aufbauen, mit Hoffnung erfüllen werden.
Ich weiß aber, dass Dein Wort mich heilt.
Lass mich viel mehr auf Dein Wort achten,
lass es mich annehmen, 
schenk mir die Kraft und den Mut und die Weisheit,
nach Deinem ewigen und lebendigen Wort zu handeln.
Lass meine Worte weniger, aber
lass Dein Wort in mir immer mehr werden.
Darum bitte ich Dich. 

Dienstag, 13. Dezember 2011

Christliche Gedanken



Liebevoll

Am Abend unseres Lebens wird es die Liebe sein, nach der wir beurteilt werden, die Liebe, die wir allmählich in uns wachsen und sich entfalten lassen, in Barmherzigkeit für jeden Menschen.

Frère Roger (1915 - 2005)


Zuverlässig

Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage so viel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber Er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf Ihn verlassen.

Dietrich Bonhoeffer (1906 - 1945)

Donnerstag, 8. Dezember 2011

Was ist Sünde?


Wir sind uns bewusst, dass wir Sünder sind. Aber ist uns klar, was "SÜNDE" ist? Damit habe ich mich ein wenig beschäftigt.

Zunächst ist für mich Sünde alles, was mich von Gott abwendet, was mich von IHM entfernt, was mich von Ihm trennt, was zwischen Ihm und mir steht. Dabei ist es unwichtig, ob es sich um Gedanken, Worte oder Taten handelt. Denn Christus hat gesagt, dass das bloße Vorstellen einer bösen Tat ebenso schlimm ist wie die Ausführung dieser Tat. Aus Gedanken werden letztlich Haltungen, die man mit Worten ausdrückt und irgendwann in die Tat umsetzt. Wenn ich also an meiner Sündhaftigkeit arbeiten möchte, muss ich verstärkt auf meine Gedanken achten. Wenn es mir gelingt, meine Gedanken im Alltag in eine positive, eine gute Richtung zu drehen, dann wird sich meine innere Haltung verändern, was sich nach aussen in meiner Rede und meinem ganzen Handeln zeigen und manifestieren wird. Dazu halte ich es für motivierend, mir vor Augen zu führen, wie Sünde wirkt. Ich schrieb oben, sie trenne von Gott; daran lässt es sich vielleicht gut veranschaulichen:

Wenn ich mich von einem Menschen z. B. drei Schritte entferne, meine ich ihn zunächst besser zu sehen. Ich sehe nicht nur sein Gesicht oder seinen Oberkörper, sondern den ganzen Menschen. Entferne ich mich weitere drei Schritte von ihm, sehe ich ihn immer noch deutlich, aber Feinheiten seiner Mimik entgehen mir bereits. Seine Stimme kann ich, sofern er nicht grade flüstert, immer noch gut wahrnehmen. Wenn ich mich nochmals 6 Schritte von ihm entferne, kann ich ihn noch gut erkennen, sein Gesichtsausdruck - ob er lächelt oder weint - entgeht mir allerdings, weil er dazu zu weit weg ist. Auch normales Reden verstehe ich nicht mehr vollständig, man muss die Stimme jetzt schon ziemlich erheben. Verdoppele ich den Abstand noch einmal, kann ich vielleicht noch erkennen, wer die betreffende Person ist, aber sehr viele Dinge kann ich auf diese Distanz nicht mehr erkennen. Eine Kommunikation ist nur noch durch lautes Rufen (Brüllen) möglich, aber selbst davon wird vieles bereits unverständlich. Je mehr ich den Abstand vergrößere, um so weniger kann ich von dem Entfernten erkennen. Irgendwann gerät er sogar vollkommen außer Sicht. Mit zunehmender Distanz höre ich den anderen immer schlechter. Relativ bald kann ich nicht mehr verstehen, was er sagt, bald auch nicht mehr feststellen, ob er überhaupt etwas gesagt hat. Mit weiter zunehmendem Abstand sehe und höre ich ihn nicht mehr; eine Kommunikation ist da schon lange nicht mehr möglich. Da hilft es auch nicht, dass ich ein Bild von ihm habe, oder einen Brief, den er mir geschrieben hat. Diese Dinge erinnern mich zwar an den Betreffenden, aber sie ermöglichen mir keine Kommunikation mit ihm.

Wenn mich Sünde von Gott entfernt, habe ich vielleicht anfänglich die Illusion, Gott besser zu erkennen. Aber das Gefühl der Nähe entsteht nicht mehr, selbst wenn ich mir sage, ich könne ja jederzeit wieder näher zu Ihm kommen. Und wenn Er sich leise an mich wendet, kann ich Ihn bereits nicht mehr richtig verstehen. Geht es so weiter, dann ist Gott immer noch in meinem Blickfeld, aber ich habe das Gefühl, schon ziemlich brüllen zu müssen, bis Er mich endlich versteht. Ein ziemlicher Teil Seiner Äusserungen erreicht mich schon gar nicht mehr. Und je mehr ich mich von Ihm entferne, um so schlimmer wird es. Irgendwann ist Gott ganz aus meinem Blick verschwunden, und ich kann seine Stimme nicht mehr hören. Da hilft mir auch mein Gottesbild nicht mehr, selbst das, was ich noch von Ihm lesen kann, ändert nichts daran, dass ich Ihn weder sehen, erkennen, hören noch verstehen kann. Ich bin einfach zu weit von Ihm weg.

Während das zwischen zwei Menschen auf beiden Seiten so ist, ändert sich die Entfernung zwischen Gott und uns nur für uns Menschen. Gott sieht und hört uns weiterhin wie immer. Aber wir hören nicht mehr, was Er sagt, wir sehen (erkennen) ihn nicht mehr, wir verstehen ihn nicht mehr. Daran können wir uns entweder gewöhnen, dann vermissen wir Ihn im Laufe der Zeit immer weniger, oder wir beginnen Angst zu haben. Das eine ist so schlimm wie das andere. 

Wir mögen uns die Illusion machen, wir bräuchten uns Ihm nur wieder zu nähern. Aber nehmen sie als Beispiel eine x-beliebige Landschaft; sie wissen, irgendwo ist da einer, den sie gut kennen. Da sie ihn aber weder sehen noch hören, können sie nicht mit Sicherheit sagen, ob sie sich diesem Menschen nähern oder sich noch weiter von ihm entfernen, falls sie sich in eine bestimmte Richtung bewegen. Da ich oben schrieb, dass uns Sünde auch von Gott abwendet, können wir also (um in diesem Bild zu bleiben) noch nicht einmal genau sagen, in welche Richtung wir uns wenden müssten, um wieder zu Ihm zu finden. Wenn wir uns durch Sünde von Gott immer weiter entfernen, können wir von uns aus nichts, gar nichts tun, um Ihm neu nahe zu kommen. Es ist nur gut, dass Gott - sollten wir uns nicht schon an sein Entferntsein gewöhnt haben - unser ängstliches Rufen hört. Er, und nur ER allein, kann die Distanz, die durch die Sünde entstanden ist, aufheben. Er zieht uns zu sich; wir können nur geängstigt bitten. Gottes Liebe ist so groß, dass Er uns immer wieder neu zu sich zieht, dass Er stets aufs Neue die Distanz zwischen uns und Ihm aufhebt. Dieses Glück, diese Sicherheit haben wir allein Christus zu verdanken, der gesagt hat: "Vater, ich will, dass die, die Du mir gegeben hast, auch da seien, wo ich bin." Deshalb kommt Gott uns immer wieder nahe, deshalb nähert Er sich uns immer wieder neu. Das sollte uns dafür sensibilisieren, Gottes Nähe dadurch zu suchen, dass wir alles vermeiden, was uns von Ihm entfernt. Lassen wir keine Distanz zu Gott aufkommen, denn wir sind aus eigenen Stücken nicht in der Lage, diesen Abstand wieder zu verringern. Und wir wissen nicht, wie lange die uns zugemessene Zeit der Gnade noch währt. Carpe diem!

Mittwoch, 7. Dezember 2011

Gedankensplitter

 
 
Über die christliche Klugheit

Klug werden im Sinne der Bibel heißt: erkennen, dass unser Tun Folgen hat und dass, wer bestimmte Folgen nicht will, auch ein bestimmtes Tun nicht wollen darf.

Helmut Gollwitzer (1908 - 1993)
 
 

Auf der Höhe der Zeit

Alles hat seine Zeit, und die Hauptsache ist, dass man mit Gott Schritt hält und ihm nicht immer schon einige Schritte voraus eilt, allerdings auch keinen Schritt hinter ihm zurück bleibt.

Dietrich Bonhoeffer (1906 - 1945)

Dienstag, 6. Dezember 2011

Adventsgebet

  
O Herr,

lass uns unsere Herzen zu Dir erheben,
lass uns demütig Dir zugewandt sein,
lass uns offen sein für Dein Wirken und Walten,
lass uns gläubig hoffend lieben, -
Dich, unsere Schwestern und Brüder,
alle Menschen ohne jede Ausnahme!

O Herr,

wende uns Dein gnädiges Angesicht zu,
sei uns liebevoll und huldreich zugewandt,
arbeite an uns durch Wort und Gnade,
stärke unseren Glauben täglich neu,
belebe unsere Hoffnung täglich neu,
stärke uns in der Liebe täglich neu,
sei unsere Hilfe und unser Heil,
sei uns gnädig und erlöse uns,
sende uns Deinen Sohn Jesus Christus,
der sich uns versprochen hat!

O Herr,

lass uns in Erwartung stehen,
lass uns Christus tätig erwarten,
lass uns zuletzt unsere Hoffnung
ganz auf die Gnade werfen,
lass uns betend, arbeitend, liebend,
vergebend, versöhnlich, demütig,
sanftmütig, lernend sein bis zuletzt!

O Herr,

nimm Dich unsrer an,
nimm uns gnädig an,
komm zu uns,
komm in uns,
bitte KOMM!

Amen

Seligpreisung

  
Selig sind die Betenden, denn sie nehmen sich Zeit für Gott. Gottes Zeit arbeitet für sie. Selig sind die Betenden, denn sie erfahren das Handeln Gottes und seine Barmherzigkeit. Gott stellt sich an ihre Seite.

Walter Hümmer (1909 - 1972)

Worauf warten wir?

  
Im Advent warten viele, dass endlich Weihnachten wird. Man wartet auf den Urlaub, die Feiertage. Der eine oder andere wartet darauf, mit der Familie und Verwandtschaft zu feiern, zu reden, eine schöne Zeit zu verleben.

Gerade Kinder warten dann aufs Christkind oder auch den Weihnachtsmann, die dann endlich die so lange und heiß ersehnten - hoffentlich möglichst viele! - Geschenke bringen.

Wieder andere warten darauf, dass der ganze Weihnachts- und Geschenkerummel endlich vorbei ist. Jedes Jahr dasselbe! Wie jedes Jahr erwarten sie, was ihrer Ansicht nach unvermeidlich kommt: Weihnachtsmarkt mit Glühweinsaufen, Weihnachtsfest mit Gänsebraten, deshalb Gewichtszunahme und letztlich immer wieder - Streit! Weil man sich weihnachtlich auf der Pelle sitzt, obwohl man sich eigentlich nicht leiden kann.

Noch andere warten auf die Christmette. Endlich mal wieder in die Kirche gehen, mit der man ja eigentlich nichts mehr am Hut hat; aber zu Weihnachten ist das immer so schön feierlich. 

Ich habe mich beim Schreiben dieser Zeilen gefragt, ob ich nicht in jeder dieser Erwartungen mich selbst wiederfinde, wenigstens so ein wenig. Auch ich freue mich auf die freien Tage, - mal aus der Mühle des Alltags heraus zu kommen. Auch ich freue mich auf das weihnachtliche Beieinandersein mit der Familie und den Verwandten. Auch ich freue mich über Geschenke, immer wieder. Aber ich freue mich auf darauf, dass dieser ganze Weihnachtshype vorbei ist. Nicht mehr ständig die selben (oft nur Pseudo-) Advents- und Weihnachtslieder aus allen Ecken um die Ohren gedudelt bekommen, nicht mehr auf jedem Platz der Stadt Glühweingeruch mit allen dazugehörigen Nebenwirkungen, endlich ein Ende mit diesem ganzen, durchkommerzialisierten Hochglanzquatsch. Auch ich freue mich auf den weihnachtlichen Kirchgang, der mir, der uns allen hoffentlich bewusst machen wird, worauf wir als Christen eigentlich warten:

Wir warten auf Christus, der verheißen hat, wiederzukommen! (vgl. Johannes 14; 3)

Wir warten nicht auf die Geburt eines Erlösers; - die geschah in Bethlehem. Wir warten nicht auf materielle Dinge, die so vieles im Leben verschütten. Wir warten auf den Heiland, der wiederkommt. In uns soll der altchristliche Ruf klingen:  Maranata - Unser Herr kommt!

Darum möchte ich in meinem persönlichen Advent das Bewusstsein, dass es um "Adventus Domini" geht, als Leitsatz, als Motto in mein Leben nehmen:

Wir warten auf die Ankunft des Herrn!
Willkommen Jesus Christus, - 
DU wirst sehnlich erwartet! 

Maranata - Unser Herr, KOMM!


Wir warten dein, o Gottes Sohn,
und lieben dein Erscheinen.
Wir wissen dich auf deinem Thron
und nennen uns die Deinen.
Wer an dich glaubt, erhebt sein Haupt
und siehet dir entgegen;
du kommst uns ja zum Segen.
Wir warten deiner mit Geduld
in unsern Leidenstagen;
wir trösten uns, dass du die Schuld
am Kreuz hast abgetragen;
so wollen wir nun gern mit dir
uns auch zum Kreuz bequemen,
bis du es weg wirst nehmen.
Wir warten dein; du hast uns ja
das Herz schon hingenommen.
Du bist uns zwar im Geiste nah,
doch wirst du sichtbar kommen.
Da willst uns du bei dir auch Ruh,
bei dir auch Freude geben,
bei dir ein herrlich Leben.
Wir warten dein, du kommst gewiss,
die Zeit ist bald vergangen;
wir freuen uns schon überdies
mit kindlichem Verlangen.
Was wird geschehn, wenn wir dich sehn,
wann du uns heim wirst bringen,
wann wir dir ewig singen!
1767 gedichtet von Philipp Friedrich Hiller (1699 - 1769)

Christus ist mein



Welche Wahl, aus freien Gnaden
zum Bunde seines  Volks geladen,
zur Kindschaft auserwählt zu sein;
sich des Heilands freu'n zu können,
vor Tausenden sich SEIN zu nennen
und froh zu rühmen: ER ist mein!
Welch unschätzbarer Bund!
Und wenn sich in den Grund
Berge senken:
Er wanket nicht; Er strahlt im Licht,
wenn aller Sonnen Bau zerbricht.

O ihr Seelen, von der Erde
durch Blut erkauft, Du kleine Herde,
verkünde laut des Hirten Ruhm!
Volk, dem Er den Gottesfrieden,
des Himmels Bürgerrecht beschieden:
Komm, opf're Dank im Heiligtum!
Wie strömt Er Heil und Kraft
auf Deine Pilgerschaft
huldreich nieder!
Und unverwandt führt seine Hand
Dich himmelan ins bess're Land.

Könnt´ auch eine Mutter dessen,
den sie im Schoße trug, vergessen;
der HERR vergisst doch Deiner nicht.
Wenn Dich seine Hand nicht führte,
Sein Geist nicht Deinen Geist regierte
mit seinem heil'gen Recht und Licht:
Ach, ohne Trost und Rat
verlörst Du Weg und Pfad.
Halleluja!
Sein Angesicht bleibt unser Licht,
sein Wort der Stab, der nie zerbricht.

Treff' uns Leichtes oder Schweres, -
Preis Ihm! - kein Spiel des Ungefähres,
der HERR ist's, der es uns beschied.
Keinen, keinen seiner Treuen
wird Glaub´ und Zuversicht gereuen,
auch wo er keinen Ausgang sieht.
Der unsre Haare zählt,
weiß, was den Seinen fehlt.
Sein Erbarmen
lenkt unsern Lauf zu Ihm hinauf,
und schließt uns Gottes Schätze auf.

Selig, wer aus Gottes Schätzen
gewohnt, sich Herz und Geist zu letzen,*
bei IHM im Glauben treu beharrt!
Doppelt selig, wer den Segen
des HERRN auf Wucher auszulegen,
in Seinem Dienst gewürdigt ward!
Wie weiht dem guten HERRN
die Dankbarkeit so gern
Seel´ und Glieder!
Und was Er sagt, wird unverzagt
auf seinen Beistand hin gewagt.

Brunnquell aller Seligkeiten,
die überschwänglich sich verbreiten,
wo Herzen Dein bedürftig sind!
Leit´ auf Deiner Diener Pfade
ein helles Bächlein Deiner Gnade,
das bis ins ew'ge Leben rinnt!
Ja, zwiefach mild und hell
ström´ ihres Segens Quell,
weil auf viele
sich sein Erguss und Überfluss
als Gottes Heil verbreiten muss!

Sieh´, in Lob und Dank ergossen,
seh'n Deines Bundesvolks Genossen
mit Wonne manches Ziel erreicht.
Mach´ ihm bis zum letzten Ziele
durch Deinen Schutz in Frost und Schwüle
der Wallfahrt Mühen lieb und leicht!
Sei mit ihm fort und fort
in allem Tun und Wort:
und mit allen,
die Deine Hand in jedem Land
zum Geistesbund´ auf Dich verband!


von Karl Bernhard Garve (1763 - 1841)

* letzen = veraltet für: sich laben, ergötzen