Weitersagen !

Herzlich willkommen! Ich lade Sie ein, hier über das oben Beschriebene zu lesen und das alles auch zu kommentieren. Wenn mein Blog Sie anspricht, wenn Ihnen meine Texte und Veröffentlichungen gefallen, wenn Sie das hier Gelesene für bedenkenswert halten, und vielleicht sogar der Ansicht sind, dass auch andere das lesen oder erfahren sollten, dann empfehlen Sie meinen Blog doch bitte weiter. Auf jeden Fall freue ich mich, dass Sie hier vorbeigeschaut haben. Vielleicht haben Sie ja Lust, mich hier wieder einmal zu besuchen. Gott möge Sie segnen!

Dienstag, 21. Februar 2012

Steine werfen


Beinahe jedem ist das Wort geläufig: "Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein (...)" (vgl. Johannes 8; 7). Man zitiert es gern, wenn man sich mit jemandem solidarisieren möchte, den man für zu Unrecht angeklagt hält. Wie gern bezieht man diese Worte Jesu auf den oder die jeweils Anderen! Und wie wenig denkt man daran, sie auf sich ganz persönlich anzuwenden. Dabei sollte man aber das gesamte Geschehen, wie es uns im Evangelium überliefert ist, betrachten, und nicht nur einen einzigen Satz herausgreifen. Es hat uns viel für unser Leben zu sagen.

Wir merken es als Menschen nicht, wenn der Verkläger vor den Thron Gottes kommt, um dort über unsere Fehler und Sünden zu berichten. Es entgeht uns, wie hämisch er Gott vorhält, dass seine "Auserwählten" doch "ein ziemlich unzuverlässiger und treuloser Haufen" seien, die quasi permanent und bar jeden Gewissens sündigten und sich von Ihm, dem Ewigen, abwendeten. Er solle sie doch strafen oder wenigstens nicht weiter seine kostbare Liebe an dieses untreue Gesindel verschwenden. Und wir hören auch nicht, wie dem Klage führenden Satan vom Thron der Macht und Liebe Gottes donnernd und unanfechtbar vor Augen geführt wird: "Wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen? Gott ist hier, der gerecht macht." (vgl. Römer 8; 33)  Es ist traurig, dass wir sündigen und nicht bedenken, dass Gott unseretwegen angegangen wird. Aber Christus in seiner Liebe steht immer wieder neu für uns ein mit seinem Sieg, mit seinem Fleisch und Blut, die für uns hingegeben wurden, damit wir leben sollten, damit uns in Ihm auch alles (zum ewigen Leben Notwendige) geschenkt würde (vgl. Römer 8; 32). Was wir aber sehr wohl spüren und hören, sind vielleicht die Anklagen des Gewissens, ist die Selbstanklage dessen, der um seine Verworfenheit weiß und darunter leidet. Wir sollen auf unser Denken, Reden und Tun wohl achten, auch sollten wir unsere Sünden bedenken, bekennen und bereuen, aber wir sollen uns nicht der steten Selbstanklage hingeben, wir sollen uns nicht "selbst zerfleischen". Der Blick ist auf Jesus, den Erlöser und Heiland, zu richten. ER hat uns das Heil erworben, ER hat sein Blut vergossen, um uns aus dem Joch der Knechtschaft der Sünde zu lösen. Gott weist also den Kläger zurück, nicht den Beklagten.

Haben wir in unseren Gedanken und Worten nicht auch so manches Mal Steine in Händen, um sie auf den Nächsten zu werfen, der in unseren Augen gar so unverschämt gesündigt hat? Ich muss bekennen, dass ich leider viel zu oft wie einer dieser Pharisäer und Schriftgelehrten handle, und eigentlich meine(n) Nächste(n) am liebsten "steinigen" möchte, ja, es (zumindest verbal) auch tue. Und in diesen Situationen unseres Lebens sollten wir uns die Worte des liebenden und verzeihenden Jesus, des Sohnes Gottes, vergegenwärtigen, dass wir dann - aber eben nur dann - berechtigt sind, Steine zu ergreifen und zu werfen, wenn wir selbst ohne Sünde sind. Und wer könnte das schon von sich behaupten! Doch ich finde es tröstlich, dass Gott uns sagt: Richte nicht! Er könnte uns genau so gut drauf loshetzen lassen, um dann bei uns den eben gleichen Maßstab anzulegen. Und wie schlecht erginge es uns dann! Aber Christus ermahnt uns und möchte uns dazu bewegen, die Menschen und ihre Taten aus seiner "Erlöserperspektive", mit seinem "Blick der Liebe" zu betrachten, und ihnen - ebenso wie Er - voller Liebe und Versöhnungsbereitschaft zu begegnen.

Doch andererseits wirft Er auch keine Steine auf uns, Er macht uns keine Vorhaltungen, Er klagt uns nicht an, sondern steht mit seinem ganzen Sein dafür ein, dass wir frei werden, um wahre Menschen sein zu können. ER steht mit seinem Leben noch heute dafür ein, dass wir durch sein Opfer zur Freiheit befreit sind (vgl. Galater 5; 1). Er weist den Satan zurück, wenn dieser uns verklagen will, Er weist unsere Selbstanklage zurück und verweist uns an die Liebe Gottes, die in Ihm ist, uns von welcher uns nichts und niemand zu scheiden vermag (vgl. Römer 8; 38.39). ER sagt: Ich verdamme Dich auch nicht! (vgl. Johannes 8; 11). Und in dieser Weigerung, uns zu verdammen, steckt unser Heil, darin haben wir die Möglichkeit, aus Gottes Hand die Gabe des ewigen Lebens (vgl. Römer 6; 23) zu empfangen. Es gilt jedoch, seine liebevolle Mahnung zu beachten. Er vergibt und ist voller Gnade und ewiger, freier Liebe, wenn Er uns aufruft: "Geh hin und sündige nun nicht mehr!" (vgl. Johannes 8; 11).

Ich will es versuchen! Immer wieder neu will ich danach trachten, keine Steine mehr auch meine Schwestern und Brüder zu werfen, sie nicht mehr zu verklagen und zu verdammen. Denn das hätte nur zur Folge, dass auch ich verklagt und verdammt würde. Ich will mich bemühen, statt auf die Verdammnis (in der Selbstanklage) durch meine Sünde vielmehr auf den liebenden und vergebenden Christus zu blicken. Das soll und kann keine Berechnung sein. Hier würde man sich gründlich verkalkulieren! Es soll gläubiges Vertrauen und völlige Hingabe sein, die kindliche Übergabe des eigenen Seins an den Auferstandenen. Und mein Bemühen soll sein, von nun an nicht mehr zu sündigen. Ich weiß, dass ich daran scheitern werde. Aber ich will es täglich neu versuchen und erstreben. Gott kann mir dazu Kraft und Gelingen schenken, und mir in meinem Scheitern immer wieder neu Gnade reichen.

© urs-leo

Donnerstag, 16. Februar 2012

Gedanken über Gott


Glauben heißt nicht, das Sein Gottes als gegeben anzunehmen, sondern es bedeutet vielmehr, dass ich ernsthaft damit rechne und darauf vertraue, dass Gott gerade dort zu wirken beginnt, wo ich so hart und nachhaltig an meine Grenzen stoße.


Liebe im Sinne der Bibel heißt nicht, Gott und Christus einfach "blind" zu lieben, quasi ins Blaue hinein, sondern es bedeutet, auf ihre Liebe hin liebend zu antworten, und diese Liebe dann auf Freund und Feind, auf alle Menschen auszuweiten, eben weil ich erkenne, dass Gott, dass Christus diese "meine Nächsten" ebenso intensiv und innig liebt wie mich.


Lebendige Hoffnung richtet sich nicht blindlings auf die Zukunft, sie erwartet das Erhoffte nicht "irgendwann" in der Ferne, sondern fasst unerschütterlich ins Herz, dass eben dieser Gegenstand der Hoffnung in Gott bereits "gegenwärtig" ist.


Gottvertrauen heißt nicht, dass ich eben annehme, dass Gott in meinem Leben wirken will, sondern es besteht vielmehr in der stillen, aber felsenfesten Gewissheit, dass alles, was ER mir schickt, gut, ja sogar das Beste ist, selbst wenn ich es überhaupt nicht verstehe und auch, wenn es mir Angst macht.

© urs-leo


Sonntag, 12. Februar 2012

Anspruchslos


Oft stellt man fest, dass von Kanzeln und Altären aus im Namen Gottes handfeste Ansprüche an die Gläubigen herangetragen werden. Und so hört man, dass man sich oder dies und jenes unbedingt ändern müsse, um in den Genuss göttlichen Segens zu kommen. Oder man bekommt gesagt, dass man diese ganz bestimmte Verhaltensweise aber auf jeden Fall ablegen müsse, wenn man in Gottes Reich kommen wolle. Vielleicht wird einem auch angetragen, dass man mit jener ganz bestimmten "Haltung" nun wirklich völlig falsch dran sei; man könne so einfach nicht in den Himmel, in die Herrlichkeit Gottes kommen. Und diese "Anspruchsprediger" wissen jeweils ganz genau, was man tun, lassen, ändern muss, um bei Gott in Gnaden zu sein. Man möchte Ihnen manches mal zurufen: "Habt Ihr eigentlich schon mal darauf geachtet, wie Jesus solche Dinge gehandhabt hat?!"

Christus hat etwa zu einem Zachäus von der frohen Botschaft der Erlösung des Menschen und dem Gegenwärtigsein der Gottesherrschaft geredet. Er hat ihn gar nicht aufgefordert, künftig bei der Zolleinnahme nicht mehr zuviel zu verlangen, oder die Tätigkeit für die heidnische Besatzungsmacht generell einzustellen. Nein, Heil hat Jesus ihm und seinem Hause zugesprochen, Christus hat klargestellt, dass er jene suchen und selig machen wolle, die verloren seien. Die Initiative, seine Einnahmepraxis völlig zu ändern, Betrogenen den Schaden mehr als zu erstatten und einen gut Teil seines Vermögens den Armen zu spenden, kam nicht von Christus, sondern von Zachäus selbst. Und zwar noch bevor der Heiland in seinem Hause überhaupt eingekehrt war. Die bloße Gegenwart des Gottessohnes, die von diesem ausgestrahlte herzliche Liebe, die göttliche Gnadenbegegnung erübrigte weitere Aufforderungen und Ansprüche Jesu an den gläubig gewordenen und vollkommen veränderten Zolleinnehmer aus Jericho (vgl. Lukas 19; 1 - 10). Christus hat sicher an viele Menschen Aufforderungen gerichtet. Aber ich denke, ER ist dazu berechtigt, denn er war uns zwar in allem gleich als Mensch, nur ER blieb ohne Sünde. Welcher heutige Prediger könnte so etwas von sich behaupten?

Gott ist heute nicht "anspruchslos" geworden, aber er will - wie es damals Jesus tat - allein durch seine Zuwendung voller inniger Liebe, voll herzlichen Erbarmens, mit reich vermitteltem Frieden und huldreicher Güte eine Veränderung in uns bewirken. Gott hat seine Ansprüche an uns nicht eingestellt, aber er stellt sie auch nicht in den Vordergrund. ER, der Ewige, Allvermögende, Allgnädige, will uns zuvörderst versichern, dass wir bei Ihm in Gnaden sind, dass Er in jeder Situation unseres Lebens und Glaubens fest an unserer Seite ist, dass Er in uns seine gnädige Gottesherrschaft antreten möchte. Eine Herrschaft, die nicht darauf ausgerichtet ist, uns zu gängeln, uns "an die Kandare" zu nehmen, uns zu beherrschen und zu manipulieren, sondern uns vielmehr zu wahrer Freiheit zu führen. ER will uns durch Christus zur Freiheit befreien, Er hat es schon getan (vgl. Galater 5; 1). Warum handelt ER so? Weil Gott weiß, dass die Liebe den Menschen berührt, ihn wachsen lässt, über sich selbst hinauswachsen. Gott ist sicher, dass seine Barmherzigkeit und Güte, seine Gnade, sein Friede, die von Ihm vermittelte Hoffnung, die durch Ihn ausgelöste Freude der Seele den ganzen Menschen verändern. Dass sie seine Perspektive so einstellen, dass der Mensch von selbst erkennt - und anfängt, es umzusetzen, - was zu seinem ewigen Heile dienlich ist. Prediger sollen das Evangelium - die frohe Botschaft von der Erlösung und Errettung des Menschen aus Sünde und Schuld - verkündigen, sie sollen Frieden mit Gott verkündigen, sollen von Gottes Güte, dem Guten, das ER tun will, predigen, und das ewige Heil verkünden, durch sie soll den Gläubigen die Gewissheit geschenkt werden, dass Gott seine Herrschaft in uns, für uns und zu unserem Heile angetreten hat. Heute. Hier. Jetzt. Und aller weitergehenden Ansprüche, die sie im Namen des Allewigen glauben stellen zu müssen, sollten sie sich enthalten.

Gott verlangt zunächst einmal keine "Leistung" von uns, sondern Er ist bereit, einseitig "in Vorleistung zu treten", uns alles zu schenken, was zu unserem Seelenheile nötig ist. Er weiß ja, dass wir im Grunde nichts bringen können. Aber wenn wir Ihn annehmen, wenn wir auf seine Stimme hören, wenn wir in den "betenden Dialog" mit Ihm treten, dann sagt Er uns alles, was wir wissen müssen. Er warnt uns vor Gefahren und zeigt uns die aus unserem Handeln resultierenden Konsequenzen auf. Ich bin sicher, dass Er das schafft, ohne uns zu drohen, ohne gestrenge Anforderungen an uns zu stellen. ER schafft es "ganz einfach" durch Liebe.

Das soll nicht heißen, dass ich Predigten und Prediger für überflüssig halte. Aber sie sollten ihren Zuhörern die Gewissheit göttlicher Liebe und Gnade, das Nahesein des Gottesreiches in Christus Jesus, die Gegenwärtigkeit der Gottesherrschaft in unserem Leben, - einfach: das Evangelium - verkünden. Den Rest erledigt Gott. ER kann das. Und zwar ohne, dass irgendjemand "für Ihn" Druck macht. Das Einzige, was von unserer Seite dann noch kommen muss, ist ein JA! Daraus ergibt sich letztlich alles Notwendige. Sagen wir Gott dieses "JA!" voller Vertrauen entgegen; es lohnt sich.

© urs-leo

Samstag, 4. Februar 2012

Ich möchte glauben lernen



Der deutsche Theologe und Widerstandskämpfer gegen das Naziregime Dietrich Bonhoeffer (1906 - 1945) hat im Jahre 1931 einmal auf die Frage, was er denn in seinem Leben wirklich wolle, geantwortet:  


                        "Ich möchte glauben lernen!"


Später präzisierte er das: "Wenn man völlig darauf verzichtet hat, aus sich selbst etwas zu machen - sei es einen Heiligen oder einen bekehrten Sünder oder einen Kirchen mann oder eine sogenannte priesterliche Gestalt, einen Gerechten oder Ungerechten, einen Kranken oder einen Gesunden - dann wirft man sich ganz Gott in die Arme, dann nimmt man nicht mehr die eigenen Leiden, sondern das Leiden Gottes in der Welt ernst, dann wacht man mit Christus in Gethsemane, und ich denke, das ist Glaube, das ist 'Metanoia' (Umkehr); und so wird man ein Mensch, ein Christ."  (aus: Widerstand und Ergebung)


Ist es nicht so, dass wir alles Mögliche (und Unmögliche) aus uns machen wollen, weil wir immer nur auf uns sehen, uns mit anderen vergleichen, mehr sein wollen, besser sein wollen, etwas Besonderes sein wollen. Dabei ist es unerheblich, ob wir ein mitreissender Prediger oder tiefsinniger Theologe, ein bewunderter "Star", ein erfolgreicher Sportler oder einfach nur "reich" werden möchten; das bleibt sich doch im Grunde gleich, weil sich die Egoismen nur graduell unterscheiden. Das wird erst anders, wenn wir auf Jesus Christus blicken und erkennen, dass wir so werden müssten, wenn sich der Blick von uns selbst löst und auf den Herrn richtet. In diesem Moment verändert sich unser Denken. Der Blick auf den Herrn lenkt den Blick weiter weg von uns selbst und lenkt ihn auf Bruder und Schwester. Ich bin fest überzeugt, dass Bonhoeffer hier durch und durch recht hat. Wenn wir uns durch den Blick auf Christus verändern, und wie ER werden möchten, dann haben wir nicht mehr im Blick, womit wirvielleicht aus der Masse herausragen, sondern dann haben wir Augen für das Leid und den Schmerz des Nächsten, dann sind wir bereit, eigenes Leiden in Kauf zu nehmen, um in Liebe für andere da zu sein. Dann beginnen wir Christen zu werden - wahre Christen -, dann ist der Weg frei zu wahrer Menschlichkeit.

Was für ein Gott!?


"Ein Gott, dessen Licht nicht erlischt. Ein Gott, dem man vertraut, weil man von Ihm angeredet worden ist. Es ist ein Gott, der einem sagt, dass Er einen führt. Aber wohin führt Er einen? Nicht, wohin man kommen wollte. Er schützt, wie Er schützen will, und Er führt, wohin Er führen will. Er führt einen, wohin Er einen schickt."


von Martin Buber (1878 - 1965)
aus: Glaube der Propheten


Buber sagt hier so glasklar: Unsere Führung durch Gott ist nichts anderes als ein göttlicher Auftrag. ER hat etwas mit uns vor. Und wenn wir darauf vertrauen, dass ER uns schon recht führt, dann führt uns sein Auftrag immer direkt zu unserem Nächsten, um diesem Hilfe und Beistand zu sein. Und schließlich werden wir feststellen, dass das genau der Weg in unserem Leben ist, der uns geradewegs zu IHM, in sein Reich, ins ewige Leben führt.


© urs-leo

Donnerstag, 2. Februar 2012

Psalm 37, 5



Befiehl du deine Wege,
Und was dein Herze kränkt,
Der allertreusten Pflege
Des, der den Himmel lenkt!
Der Wolken, Luft und Winden,
Gibt Wege, Lauf und Bahn,
Der wird auch Wege finden,
Da dein Fuß gehen kann.



Dem Herren mußt du trauen,
Wenn dir's soll wohlergehn;
Auf sein Werk musst du schauen,
Wenn dein Werk soll bestehn.
Mit Sorgen und mit Grämen
Und mit selbsteigner Pein
Lässt Gott sich gar nichts nehmen,
Es muss erbeten sein.



Dein' ew'ge Treu' und Gnade,
O Vater, weiß und sieht,
Was gut sei oder schade
Dem sterblichen Geblüt;
Und was du dann erlesen,
Das treibst du, starker Held,
Und bringst zum Stand und Wesen,
Was deinem Rat gefällt.



Weg' hast du allerwegen,
An Mitteln fehlt dir's nicht;
Dein Tun ist lauter Segen,
Dein Gang ist lauter Licht,
Dein Werk kann niemand hindern,
Dein' Arbeit darf nicht ruhn,
Wenn du, was deinen Kindern
Ersprießlich ist, willst tun.



Und ob gleich alle Teufel
Hier wollten widerstehn,
So wird doch ohne Zweifel
Gott nicht zurückegehn;
Was er sich vorgenommen,
Und was er haben will,
Das muß doch endlich kommen
Zu seinem Zweck und Ziel.



Hoff, o du arme Seele,
Hoff und sei unverzagt!
Gott wird dich aus der Höhle,
Da dich der Kummer plagt,
Mit großen Gnaden rücken;
Erwarte nur die Zeit,
So wirst du schon erblicken
Die Sonn' der schönsten Freud'.



Auf, auf, gib deinem Schmerze
Und Sorgen gute Nacht!
Lass fahren, was dein Herze
Betrübt und traurig macht!
Bist du doch nicht Regente,
Der alles führen soll;
Gott sitzt im Regimente
Und führet alles wohl.



Ihn, ihn lass tun und walten,
Er ist ein weiser Fürst
Und wird sich so verhalten,
Daß du dich wundern wirst,
Wenn er, wie ihm gebühret,
Mit wunderbarem Rat
Die Sach' hinausgeführet,
Die dich bekümmert hat.



Er wird zwar eine Weile
Mit seinem Trost verziehn
Und tun an seinem Teile,
Als hätt' in seinem Sinn
Er deiner sich begeben,
Und sollt'st du für und für
In Angst und Nöten schweben,
Frag' er doch nichts nach dir.



Wird's aber sich befinden,
Dass du ihm treu verbleibst,
So wird er dich entbinden,
Da du's am mind'sten gläubst;
Er wird dein Herze lösen
Von der so schweren Last,
Die du zu keinem Bösen
Bisher getragen hast.



Wohl dir, du Kind der Treue!
Du hast und trägst davon
Mit Ruhm und Dankgeschreie
Den Sieg und Ehrenkron'.
Gott gibt dir selbst die Palmen
In deine rechte Hand,
Und du singst Freudenpsalmen
Dem, der dein Leid gewandt.



Mach End', o Herr, mach Ende
An aller unsrer Not,
Stärk unsre Füß' und Hände
Und lass bis in den Tod
Uns allzeit deiner Pflege
Und Treu' empfohlen sein,
So gehen unsre Wege
Gewiß zum Himmel ein.



aus dem Jahre 1656
von Paul Gerhardt (1607 - 1676)