Weitersagen !

Herzlich willkommen! Ich lade Sie ein, hier über das oben Beschriebene zu lesen und das alles auch zu kommentieren. Wenn mein Blog Sie anspricht, wenn Ihnen meine Texte und Veröffentlichungen gefallen, wenn Sie das hier Gelesene für bedenkenswert halten, und vielleicht sogar der Ansicht sind, dass auch andere das lesen oder erfahren sollten, dann empfehlen Sie meinen Blog doch bitte weiter. Auf jeden Fall freue ich mich, dass Sie hier vorbeigeschaut haben. Vielleicht haben Sie ja Lust, mich hier wieder einmal zu besuchen. Gott möge Sie segnen!

Donnerstag, 26. April 2012

Übernatürliches


Alles, was die Menschen sich früher nicht erklären konnten, bezeichneten sie als "Wunder" und schrieben es Gott zu. Heute haben wir für viele Dinge, die noch vor ein paar Generationen als "Wunder" galten, naturwissenschaftliche Erklärungen. Das führte dazu, dass heute die Existenz von "Wundern" geleugnet wird, und da bilden auch manch bedeutende Theologen keine Ausnahme. Vielfach zieht man sich auf die Position zurück, dass ein bestimmtes Geschehen eine natürliche, also den Naturgesetzen entsprechende, Ursache haben müsse, man aber die Umstände, Gründe und Gesetzmäßigkeiten noch nicht kenne. Die Heilungswunder Jesu versucht man psychologisch zu erklären, und jene, die sich noch immer jeder Erklärung entziehen, leugnet man schlichtweg, und reiht sie unter die Märchen und Legenden ein. Die Auferstehung Jesu Christi ist so ein Wunder. Es ist nicht wiederholbar, es ist wissenschaftlich nicht verifizierbar, es steht singulär in der Weltgeschichte. Dann zieht man sich auf Erklärungen zurück, warum das Grab leer gewesen sei. Entweder hätten die Jünger die Leiche verschwinden lassen, oder Jesus sei eben nur "scheintot" gewesen. Die Möglichkeit, dass Gott in seiner Allmacht etwas wirkte, das sich jenseits aller Naturgesetze manifestierte, zieht man gar nicht erst in Betracht. Es herrscht für die eine Seite die Meinung vor, dass "Wunder" den Naturgesetzen widerspächen, die andere Seite meint, dass Gott diese Gesetze dazu nur kurzzeitig "ausser Kraft" setze. Auf die Idee, dass die Naturgesetze gültig seien und blieben, weil Gott hier nicht in naturgesetzliche Abläufe eingreift, sondern in seiner Macht und Souveränität Abläufe in Gang bringt, die jenseits des Natürlichen liegen, scheint niemand zu kommen. Der Körper Jesu Christi wurde mit der Auferstehung nicht "wiederbelebt" (um das Wort 'reanimiert' zu vermeiden), sondern Gott hat Ihm, der am Kreuz wahrhaftig gestorben war, einen neuen, übernatürlichen, nicht an die Gesetze von Zeit und Raum gebundenen Leib, eine völlig neue, den Naturgesetzen nicht zugängliche und sie nicht beeinträchtigende, Lebensform verliehen. Die Berührungspunkte zur Natur sind nur scheinbarer Art. Der Körper ist immateriell, kann aber materialisieren. Nur so war es möglich, dass die Jünger den Auferstandenen sogar berühren konnten. Er sah aus wie vorher, sonst hätten sie ihn nicht erkannt. Er konnte aber jede beliebige Form annehmen, damit man ihn eben nicht sofort (siehe Emmaus-Erzählung) erkannte. Er bedurfte keiner irdischen Speise, konnte sie aber aufnehmen. Die Bibel erzählt dazu nichts, aber ich kann glauben, dass der Auferstandene das, was er gegessen hat, nicht verdauen und die Reste ausscheiden musste. Ich halte es für möglich, dass er diese Speisen einfach in reine Energie verwandelte. Das entspräche sogar den Naturgesetzen, auch wenn die Frage nach dem "Wie" bisher noch unbeantwortet bleibt. Für mich ist es einleuchtend, dass Vorgänge, die jenseits der geltenden Naturgesetze passieren (oder passierten), diese physikalischen Gesetzlichkeiten weder überschreiten, noch ungültig machen, noch sie sonst irgendwie beeinflussen. Sie geschehen rein aus Gottes Macht und Willen, der einzige Berührungspunkt ist, dass sie innerhalb unserer Erfahrungswelt stattfinden, ohne damit aber unserem Begreifen und seinen Begrifflichkeiten zugänglich zu sein. Wunder sind nur im Glauben zu erfassen. Wenn ich leugne, was ich mir nicht erklären kann, komme ich auch bei der Naturwissenschaft in Not. Auch da gibt es Dinge und Vorgänge, die wir noch nicht verstehen und erklären können. Aber niemand käme auf die Idee, sie deswegen in Abrede zu stellen. Das gliche ja auch dem Versuch, die Existenz der Fische zu leugnen, die mir nicht ins Netz gegangen sind. Und wenn wir irgendwann in die Lage kommen, das eine oder andere doch noch erklären zu können, dann freue ich mich darauf, weil es wieder einen Teil meiner Neugierde stillen wird. Aber, um auf den Auferstandenen noch einmal zurück zu kommen, selbst wenn man heute das Grab Jesu mitsamt seinen (wie auch immer) identifizierten Überresten fände, wäre das für mich kein Grund, an der Auferstehung zu zweifeln. Gott ist eben größer (und einfallsreicher), als wir uns das jemals werden vorstellen können. Und das macht Ihn für mich so anziehend und faszinierend.

© urs-leo

Christliches


"Solange ein Mensch hienieden lebt, braucht er den Freund, um Gunst und Liebe zu entgelten, braucht den Feind zur Übung der Geduld, braucht viele, um Wohltaten, braucht alle, um Wohlwollen zu erweisen."

Augustinus von Thagaste (354 - 430), Bischof von Hippo Regius
aus: Über die wahre Religion (De vera religione)



"Das sind die beiden gefährlichsten Krankheitserreger in unserem Gebetsleben: dass wir entweder zuwenig Worte machen, weil unser 'Kontingent' an Gedanken und Entschlüssen erschöpft und für Menschen und Dinge schon verausgabt ist; oder dass wir zuviel Worte machen, weil wir Gott nichts zutrauen."

Helmut Thielicke (1908 - 1986),  evangelischer Theologe
aus: Das Leben kann noch einmal beginnen (Quell Verlag)

Dienstag, 24. April 2012

Kurze Gedanken


"Demut ist, wenn jemand ohne Verlangen, hoch geachtet zu werden, seine Unvollkommenheit erkennt."

von Baruch de Spinoza (1632 - 1677)




"Glaube ist Liebe zum Unsichtbaren, Vertrauen aufs Unmögliche, Unwahrscheinliche."

von Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832) 

Laudate Dominum


Wir werden nie ergründen
Tag, Leben, Tod und Nacht,
wir können nur verkünden
Den, der ob allem wacht,
  
die Wunder nur erzählen
zum Preis des Herrn der Welt
und Ihm uns anbefehlen,
der Erd´und Himmel hält.

von Arno Pötzsch (1900 - 1956)

Bitte um Segen


Gott, segne uns mit einem Glauben,
der uns alles tragen hilft.
Segne uns mit einem Glauben,
der uns DIR in allem folgen lässt.
Segne uns mit einem Glauben,
aus dem wir alles von DIR erwarten.
Segne uns mit einem Glauben,
in dem DU uns alles schenkst.
Amen.

aus TeDeum 02/12 (Maria Laach)

Begehren

"Nicht die Dinge dieser Welt bemächtigen sich der Seele, noch schaden sie ihr, da sie nicht in sie eindringen können, sondern der Wille, sie zu begehren, schadet der Seele."

von Johannes vom Kreuz OCD (1542 - 1591)

Freiheit


"Christliche Freiheit ist Freiheit von Gesetzlichkeiten, die nicht hinterfragt gelten wollen, die keine Diskussion zulassen, die Autorität beanspruchen, indem sie Autorität sind. Und es ist die Freiheit zu etwas: zum Denken. Zur eigenen Rede mit Gott. Zum Engagement für eine bessere Welt.

von Margot Käßmann (*1958)

Montag, 23. April 2012

Abendmahlsgemeinschaft


Es sprach der Geist: Sieh auf! Es war im Traume.
Ich hob den Blick. In lichtem Wolkenraume
sah ich den Herrn das Brot den Zwölfen brechen
und ahnungsvolle Liebesworte sprechen.
Weit über ihre Häupter lud die Erde
er ein mit allumarmender Gebärde.

Es sprach der Geist: Sieh auf! Ein Linnen schweben
sah ich und vielen schon das Mahl gegeben,
da bereiteten sich unter tausend Händen
die Tische, doch verdämmerten die Enden
in grauen Nebeln, drin auf bleichen Stufen
Kummergestalten saßen ungerufen.

Es sprach der Geist: Sieh auf! Die Luft umblaute
ein unermesslich Mahl, so weit ich schaute,
da sprangen reich die Brunnen auf des Lebens,
da streckte keine Schale sich vergebens,
da lag das ganze Volk auf vollen Garben,
kein Platz war leer, und keiner musste darben.

von Conrad Ferdinand Meyer  (1825 - 1898) 
  

Christus hat sein Leben am Kreuz von Golgotha für alle Menschen voller Liebe hingegeben. Gott will, dass allen Menschen geholfen werde. Nur wir Menschen wollen immer noch ausgrenzen, möchten in "exclusiven Glaubens-Clubs" das Gefühl pflegen, etwas Besseres zu sein. Und übersehen dabei völlig, dass die von uns errichteten Schranken eine Illusion sind, dass sie keinerlei Bedeutung haben in den Augen Gottes. Wir lassen dabei auch ausser Acht, dass wir alle - ausnahmslos - Sünder sind und der Gnade bedürfen. Da hat also keiner einen Vorteil; es ist irrelevant, ob einer mehr oder weniger Gnade braucht. Würde ihm die Gnade nicht gewährt, wäre er dem Tode wieder verfallen. Gott will uns aber die Gabe des ewigen Lebens in Jesus Christus, unserem Herrn, schenken. Wie können wir uns also derart überheben, dass wir sagen, es sei unmöglich, mit diesen oder jenen die Abendmahlsgemeinschaft zu pflegen. Eine Kirche, die sich hier verweigert, mag des guten Glaubens sein, die Lehre (oder was auch immer) rein zu halten, sie mag sich auf Christus und Traditionen etc. berufen, sie mag glauben, im Sinne des Herrn zu handeln. Aber ich bin sicher, jede Kirche in dieser Haltung irrt und verfehlt ihren von Christus erteilten Auftrag. Wir sind unter der Sünde alle gleich, wir sind vor unserem Herrn alle gleich. Also weshalb sollten wir nicht auch in der Mahlsgemeinschaft alle gleich sein?! Wir sind geradezu verpflichtet, jeden am Tisch des Herrn willkommen zu heißen, weil nicht wir die Gastgeber sind - auch als Kirche nicht -, sondern weil wir selbst bei unserem Herrn ebenfalls nur zu Gast sind, bei Ihm, der uns alle so freundlich und liebevoll eingeladen hat. Abendmahlsgemeinschaft ist eine Gemeinschaft des Friedens, eine Gemeinschaft des Zugehens aufeinander, des Offen-werdens füreinander. In dieser Gemeinschaft erst bilden wir wahrhaft die Kirche Christi.

© urs-leo

Maßstab


Am Abend unseres Lebens werden wir nach der Liebe gerichtet werden, nach der Liebe zu jedem in Kirche und Welt lebenden Menschen, die wir in uns nach und nach haben wachsen und sich in Barmherzigkeit entfalten lassen.

von Roger Schutz (1915 - 2005), dem Gründer der Communauté de Taizé

Zu kostbar

  
Die Hoffnung allein ist es, die uns die Kraft gibt zu leben und immer wieder Neues zu wagen, selbst unter Bedingungen, die uns vollkommen hoffnungslos erscheinen. Das Leben ist zu kostbar, um es leer und hohl, ohne Sinn, ohne Liebe und Hoffnung verstreichen zu lassen.

von Václav Havel (1936 - 2011)

Samstag, 14. April 2012

Wahre Schönheit

     
Schön sind die Augen, die vor Freude leuchten
beim Blicke auf des Andern Wohlergehn,
und die sich mit des Mitleids Träne feuchten,
wenn sie im Schmerz den Nächsten weinen sehn.

Schön sind die Wangen, die vor Scham sich röten
bei allem, was nicht edel, wahr und rein,
bei allem, was die zarte Unschuld töten
und einer Seele kann zum Schaden sein.

Schön ist der Mund, der nie sich sucht zu rächen
durch bittre Worte, die nur Zwietracht säen,
der lieblos nie bespricht der Andren Schwächen,
der Mund, der segnet, wenn die Feinde schmähn.

Schön ist die Stimme, die nicht Eigenwillen,
nicht Heftigkeit verrät, noch Ungeduld,
die tröstend sucht, der Andren Leid zu stillen,
und ihnen sagt von unsres Heilands Huld.

Schön sind die Hände, die so gerne geben,
zu jedem Liebesdienste sind bereit,
die Andre stärken, Andrer Lasten heben
und sich im Wohltun üben allezeit.

Schön sind die Füße, die zu Hilfe gerne eilen,
da, wo es gilt, Gefallnen beizustehn,
Verlorenen die frohe Botschaft mitzuteilen
und hilfreich den Verirrten nachzugehn.


Verfasser unbekannt

Glauben und Wissen


Wo das Wissen genügt, bedürfen wir freilich des Glaubens nicht, wo aber das Wissen seine Kraft nicht bewährt oder ungenügend erscheint, sollen wir auch dem Glauben seine Rechte nicht streitig machen.

Johann Wolfgang von Goethe (1749 - 1832) 

Donnerstag, 12. April 2012

Ein Hilfsmittel


Mit größerer Wucht stellt sich die Vernunft dem Bösen entgegen, wenn ihr der Zorn dienstbar zur Hand geht.

Gregor I., der Große (um 540 - 604)

Passionslied


Im vorigen Artikel - "Ostern - vorbei ??" - habe ich aus einem Passionslied zitiert, das ich an dieser Stelle gerne "nachreichen" will.


Herr, stärke mich, dein Leiden zu bedenken,
mich in das Meer der Liebe zu versenken,
die dich bewog, von aller Schuld des Bösen
uns zu erlösen.

Vereint mit Gott, ein Mensch gleich uns auf Erden
und bis zum Tod am Kreuz gehorsam werden,
an unsrer Statt gemartert und zerschlagen,
die Sünde tragen:

welch wundervoll hochheiliges Geschäfte!
Sinn ich ihm nach, so zagen meine Kräfte,
mein Herz erbebt; ich seh und ich empfinde
den Fluch der Sünde.

Gott ist gerecht, ein Rächer alles Bösen;
Gott ist die Lieb und lässt die Welt erlösen.
Dies kann mein Geist mit Schrecken und Entzücken
am Kreuz erblicken.

Seh´ ich dein Kreuz den Klugen dieser Erden
ein Ärgernis und eine Torheit werden:
so sei's doch mir, trotz allen frechen Spottes,
die Weisheit Gottes.

Es schlägt den Stolz und mein Verdienst darnieder,
es stürzt mich tief und es erhebt mich wieder,
lehrt mich mein Glück, macht mich aus Gottes Feinde
zu Gottes Freunde.

Da du dich selbst für mich dahingegeben,
wie könnt ich noch nach meinem Willen leben,
und nicht vielmehr, weil ich dir angehöre,
zu deiner Ehre?

Ich will nicht Hass mit gleichem Hass vergelten,
wenn man mich schilt, nicht rächend wiederschelten,
du Heiliger, du Herr und Haupt der Glieder,
schaltst auch nicht wieder.

Unendlich Glück! Du littest uns zugute.
Ich bin versöhnt in deinem teuren Blute.
Du hast mein Heil, da du für mich gestorben,
am Kreuz erworben.

Wenn endlich, Herr, mich meine Sünden kränken,
so lass dein Kreuz mir wieder Ruhe schenken.
Dein Kreuz, dies sei, wenn ich den Tod einst leide,
mir Fried und Freude.
von Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769)

Ostern - vorbei ??


Bewusst habe ich in der Osterzeit nichts veröffentlicht. Ich wollte mich mit dieser Zeit absichtlich nicht im Vorgriff, sondern im Rückblick beschäftigen. Nun will ich hier niederlegen, was mich an Gedanken damit beschäftigt.

Die Hauptfrage, die sich mir in der Auseinandersetzung mit dem Osterfest stellt, ist, ob diese Zeit der Passion und Auferstehung Jesu Christi mich im Nachschauen, heute hier im Alltag, immer noch berührt, ob sie Teil meines Seins geworden ist. Oder ist das alles nur Tradition und jetzt eben wieder vorbei bis zum nächsten Jahr? Ich hoffe, erstere Frage mit einem frohen JA! beantworten, und der zweiten ein ebenso klares NEIN! entgegnen zu können.

An Palmsonntag zog Jesus in Jerusalem ein, und die Jünger lobten fröhlich Gott und priesen alle seine so wunderbaren Taten (vgl. Lukas 19; 37.38), die Menge bereitete ihm einen wahrhaft triumphalen Einzug (vgl. Matthäus 21; 8 - 10), denn eine große Zahl von Menschen stand noch unter dem Eindruck des unglaublichen Geschehens (vgl. Johannes 12; 17.18), als Jesus den toten Lazarus aus dem Grab zurück ins Leben rief (vgl. Johannes 11; 37 - 45). Doch wie schnell war die Begeisterung verflogen und wich einer Enttäuschung, als er nicht wie erwartet die politische Macht an sich riss, um die römischen Besatzer aus dem Land zu jagen. Und darum habe ich darauf zu achten, dass nicht auch in mir dieses Strohfeuer der Begeisterung kurz hoch lodert, um dann eben so schnell wieder zu verlöschen. Meine Bereitschaft, Christus zu empfangen und aufzunehmen, soll nicht versanden, sondern sie soll Teil meines Lebens sein und bleiben. Immer wieder neu das Herz zu öffnen, um ihn in der Feier des Heiligen Abendmahles, der Eucharistie, freudig aufzunehmen, soll mir weit über die Osterzeit hinaus wichtig sein. Ihn, meinen Erlöser und Heiland, anzunehmen, indem ich offen bin für meinen Nächsten, soll meine "normale" Lebenshaltung sein. Und bei alledem will ich darauf achten, nicht zu vergessen, was wirklich wichtig ist im Leben. Christus muss "die Mitte" sein. Und das muss mit Leben gefüllt werden, damit es mehr ist, als nur eine frömmelnde Floskel. Ich möchte nicht, dass Jesus Christus über mich Tränen vergießen muss, weil mir nicht klar ist, was mir wirklich zum Heil und zum Frieden dient (vgl. Lukas 19; 41.42). Christus ist mein Frieden, weil Er ihn in einer Weise schenkt, die sich von allen "Friedenszeichen" dieser Welt so ganz fundamental unterscheidet (vgl. Johannes 14; 27). Die Gebote zu halten, schafft enormen Frieden (vgl. Jesaja 48; 18), und die Liebe zum Gesetz, - darin sehe ich nun nicht die Thora, sondern das "Gesetz Christi" (vgl. Galater 6; 2) -, ist in der Lage, uns wahrhaft "großen Frieden" zu verschaffen (vgl. Psalm 119; 165). Das Evangelium, die frohe Botschaft von der Erlösung der Menschen aus Tod und Sünde durch Jesus Christus, verkündet uns den Frieden für Herz und Seele (vgl. Epheser 2; 17). Ich will mich einlassen auf die Gedanken Gottes, die Er über mir hat, denn es sind Gedanken voller Frieden, die mir Zukunft und Hoffnung geben wollen (vgl. Jeremia 29; 11). In den Heiland will ich mich immer aufs Neue gern versenken, will auf sein Wort und auf seine Lehre achten, um diesen Frieden in Ihm zu haben (vgl. Johannes 16; 33). Von Ihm möchte ich mehr und mehr lernen, sanftmütig und demütig zu werden, mich unter sein Joch zu beugen und seine Last zu tragen, damit ich Frieden, Ruhe für meine Seele, finden kann (vgl. Matthäus 11; 29). Es mag mir wie eine "Last" erscheinen, dem Nächsten nichts - wirklich nichts - nachzutragen, ihm seine "Schuld" nicht immer wieder neu vorzuhalten. Aber das Nachtragend-sein bringt nur Spannung und Unfrieden, während die Bereitschaft zur Versöhnung und zum Vergeben für Frieden sorgt. 

Gern will ich immer neu in die Abendmahlsgemeinschaft eintauchen, mich darin versenken, um mir klar zu machen, was wir von Christus empfangen haben, was Er für uns hingegeben hat (vgl. 1. Korinther 11; 23- 26). Ich bin sicher, dass die Jünger das letzte gemeinsame Mahl mit Jesus in einer ganz besonders lebhaften Erinnerung behalten haben; es waren Augenblicke von unglaublich intensiver Nähe zum Sohn Gottes. Diese Nähe will ich auch so oft es geht erleben und verspüren, denn sie hat die Verheißung, dass Christus in uns sein wird und wir in Ihm sein werden (vgl. Johannes 6; 56); enger ist Gemeinschaft nicht vorstellbar.

Man geht so leicht und schnell über den Karfreitag hinweg. Man erinnert sich, dass Jesus auf Golgotha gekreuzigt wurde. Mancherorts wird sogar symbolhaft der "Kreuzweg" abgeschritten, es wird im Gebet der biblisch bekannten Stationen dieses Weges gedacht. Aber mir scheint es wichtig, sich zu vergegenwärtigen, was Jesus da wirklich auf sich genommen hat, - für uns, für MICH! Und dabei geht es zuallererst um diese Schmerzen, die Er erlitt, das unsägliche körperliche Leid, das er klaglos auf sich nahm. Da bat schon der große Dichter Christian Fürchtegott Gellert (1715 - 1769), der Herr möge ihn stärken, um sein (Jesu) Leiden zu bedenken. Das erfordert also Kraft und Einsatz von mir. Ich will nicht leichtfertig, gar achtlos, darüber hinweg gehen, sondern mir dieses Leiden und Sterben bewusst vor Augen halten, es wahrhaft zu durchdenken und mit zu durchleiden. Dabei will ich mir auch deutlich machen, dass zu all den physischen Schmerzen auch noch die Last der Sünden der Menschheit hinzu kam, die Last meiner ganz persönlichen Schuld. Christus war bereit, sie auf sich zu nehmen. Das sollte mich eigentlich dazu veranlassen, noch viel mehr darauf zu achten, nicht leichtfertig zu leben, nicht bewusst zu sündigen. Auch wenn dieses Leiden im Credo, dem Glaubensbekenntnis, nur wenig Raum einnimmt, nur wenige Worte umfasst, soll es doch in mir, in uns Christen, viel Raum haben, damit wir dadurch wahrhaft "zur Besinnung kommen".

In manchen Konfessionen (längst nicht in allen) wird in der Osternacht die Osterkerze in die Kirchen gebracht. Man gedenkt damit des Lichtes, das die Auferstehung Jesu Christi in die Nacht unserer Sünde gebracht hat. Diese Kerze brennt das ganze Jahr hindurch in den Gottesdiensten. Möge dieses Licht der Erlösung, das Licht der Auferstehung, in unseren Herzen ganzjährig leuchten und strahlen. Ostern ist der Tag, an dem uns die göttliche Liebe so ganz besonders klar werden soll. Gott, der Vater, der Allmächtige, der Schöpfer der himmlischen und irdischen Welten, hat für uns seinen Sohn in Jesus Christus nicht nur zu den Menschen gesandt, hat ihn nicht nur hingegeben in den Tod. Das wäre dann ja ein eher todtrauriges Fest. Nein, der wirkliche "Knackpunkt" ist, dass Er, die Quelle des Lebens und des Lichtes (vgl. Psalm 36; 10), Jesus nicht im Tode gelassen hat, sondern dass Er Christus auferweckte, dass Jesus in dieses Neue Leben, in diesem neuen, verwandelten Leib auferstanden ist. Das wird heute oft in Zweifel gezogen, weil es doch ein so singuläres Ereignis ist, weil es keinerlei Parallelen dazu gibt. Man meint, es sei nicht möglich, da solch ein Ereignis eben nicht kategorisierter, nicht wiederholbar, nicht verifizierbar sei. Nun könnte man diesen Einwänden entgegnen, dass es nach diesen Vorgaben, nach wissenschaftlichen Maßstäben, dennoch (zumindest vorläufig) als gültig anzusehen wäre, weil es ja gleichfalls nicht falsifizierbar sei. Aber das sähe ich als Spiegelfechterei an. Es handelt sich bei der Auferstehung um eine einmalige und rein göttliche Tat, um eine innerweltliche Wirkung eines transzendentalen, göttlichen Handelns. Ohne auf die sehr beschränkte menschliche Erkenntnisfähigkeit näher einzugehen, kann man sagen: Es lässt sich mit menschlichen Maßstäben nicht erfassen, sondern man kann es nur im Glauben annehmen. Ja, es ist sogar die Basis all unseres Glaubens. Das Christentum steht und fällt mit der Tatsache, dass Christus auferweckt wurde, dass Er nicht im Tode blieb, dass mit seiner Auferstehung Hölle, Tod und Teufel besiegt sind, dass alle Schuld in Tod und Auferstehung "ein für allemal" gesühnt ist. Wenn also das Ostergeschehen mit dem Karfreitag, mit dem Tode Jesu am Kreuz zu Ende wäre, dann könnten wir unser ganzes Christsein, unseren Glauben mit Jesus Christus "zu Grabe tragen". Denn wenn Christus nicht auferstanden ist, wenn er vielleicht gar nicht starb, sondern nur "scheintot" war, dann ist unsere Schuld nicht gesühnt, dann ist unser ewiges Leben nicht garantiert, dann ist alles nur eine billige Illusion, "Opium fürs Volk". Es geht auch nicht um das "leere Grab", es geht nicht darum, ob der Leichnam vielleicht doch von irgendjemandem "geklaut" oder "beseitigt" wurde. Das sind alles gewissermaßen "Nebenkriegsschauplätze". Das Ganze steht und fällt tatsächlich mit der Auferweckung, mit der Auferstehung Jesu Christi vom Tode. Diese Tatsache hat der Apostel Paulus bereits in aller Nüchternheit konstatiert: Wenn Jesus Christus nicht auferstanden ist, dann ist alle christliche Predigt, dann ist alles Glauben und Hoffen umsonst (vgl. 1. Korinther 15; 12 - 18), dann war alles »für die Katz´«. Aber für mich, für uns Christen, soll das Zeugnis derer, die den Auferstanden gesehen und erlebt haben (vgl. 1. Korinther 15; 3 - 8) genügen. Diese einfachen und nüchternen Menschen sollen uns die Auferstehung »glaubwürdig« machen. Sie waren am Karfreitag enttäuscht, ernüchtert, verängstigt, alles schien verloren. Aber die Begegnung mit dem auferstandenen Christus gab ihnen die Kraft und den Mut, diesen Glauben gegen alle Anfechtungen und Leiden festzuhalten. Die Gewissheit der Auferstehung Jesu ließ sie selbst den Tod nicht mehr fürchten, weil sie wussten, dass der, welcher Christus auferweckt hat von den Toten, auch sie - und damit auch uns - vom Tode auferwecken und erretten wird. Diese Kraft, diese Osterfreude, will ich mitnehmen ins Jahr, will sie festhalten im Alltag, will sie mir immer wieder vergegenwärtigen. Denn das ist die Sicherheit, die mein ganzes Leben und Sein über alle Kämpfe und Zweifel hinweg tragen kann.

Es freut mich (auch wenn es mich nicht dauerhaft beruhigt), dass diese Dinge in mir lebendig geblieben sind. Ich will alles daran setzen, dass sie in mir gegenwärtig bleiben. Ich will in diesem Osterlicht leben, will es weitertragen und weitergeben. Christus soll meine Mitte sein, heute, morgen, bis er wiederkommt. Denn mit seiner Auferstehung ist mir auch seine Wiederkunft zur Gewissheit geworden. Und daran will ich festhalten, komme, was da wolle!

Dienstag, 3. April 2012

Definition

Gott steht ausserhalb des Verstehens; wir können nur sagen, was Er nicht ist, aber nicht was Er ist.

von Gregor I., dem Großen (um 540 - 604)

Ein Tipp

Die blassgesichtige Harmlosigkeit, die sich, leider oft mit Erfolg, als 'Sanftmut' ausgibt, sollte niemand für eine christliche Tugend halten.

von Thomas von Aquin (um 1225 - 1274)